Jahrhundertelanger Bergbau hat den Untergrund der Eifel-Stadt Mendig durchlöchert. Nun gibt es Hinweise, dass dort mehr und möglicherweise einsturzgefährdete Höhlen sind als bislang angenommen. Alte preußische Karten hätten gezeigt, dass auch im Westteil von Mendig Basalt abgebaut wurde, sagte der Leiter des Landesamtes für Geologie und Bergbau, Harald Ehses, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dieses Gebiet werde bis Jahresende mit sieben Bohrungen bis zu einer Tiefe von rund 35 Metern auf potenziell gefährliche Hohlräume untersucht. Bei einer ersten Bohrung sei bereits eine sechseinhalb Meter hohe Höhle entdeckt worden.
In einem zweiten Schritt – jedoch nicht mehr in diesem Jahr – würden dann neu entdeckte Höhlen mit einer Sonde elektronisch vermessen. «Man wird aber nicht herumkommen, die Höhlen zugänglich zu machen und aufzubohren.» Erst dann könnten Experten prüfen, ob die tragenden Säulen der Höhlengewölbe – in manchen bauten schon die Römer das Vulkangestein Basalt ab – noch stabil seien. «Wir sehen die Gefahr, dass auch Bereiche mit Wohnhäusern betroffen sind.» In dem Gebiet stünden etwa 30 bis 40 Wohnhäuser. «Für eine Entwarnung ist es zu früh, für Panikmache gibt es aber auch keinen Grund», sagte Ehses.
Gefahr aus der Tiefe
2011 hatten Experten die Einsturzgefahr wegen solcher Höhlen in einem anderen, kleinen Gebiet in Mendig als hoch eingestuft. Diese würde derzeit auf ihre Stabilität hin kontrolliert, sagte Ehses. Insgesamt stellt das Land nach seinen Angaben für die Erkundung des Mendiger Untergrunds in den kommenden fünf Jahren insgesamt rund 1,3 Millionen Euro bereit. «Da sind aber noch keine Sanierungen mit dabei.» Grundsätzlich sei dafür der jeweilige Grundstückseigentümer verantwortlich, was etwa Besitzer von Einfamilienhäusern vor große Probleme stellen dürfte. «Das wird man langfristig klären müssen.»
Insgesamt sind in Mendig nach Angaben von Ehses rund 800.000 Quadratmeter potenziell gefährdet. Bekannt seien bislang aber nur 200.000 Quadratmeter. «Das Problem ist: Es wird nicht besser, sondern schlechter.» Die Säulen in den Höhlen würden mit der Zeit instabiler – etwa aufgrund kleinerer Erdbeben oder Belastungen wegen des Autoverkehrs. Falls ein Hohlraum in etwa 30 Metern Tiefe einstürze, sacke die Erde bis zur Oberfläche durch. Dementsprechend seien derartige «oberflächennahe Höhlen» gefährlich. «Es reicht schon, wenn der Boden um einen halben Meter absackt, wenn es die tragende Wand eines Hauses trifft.» Auch das Zuschütten von Hohlräumen sei keine Lösung. «Dann verbauen wir uns den Weg in andere Höhlen.»
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