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Eifel-Städtchen erwartet 90.000 Fans

Eifel-Städtchen erwartet 90.000 Fans
(Thomas Frey)

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Solche Massen hat das Eifel-Städtchen Mendig noch nicht gesehen. Am kommenden Wochenende steigt hier das Festival "Rock am Ring" mit rund 90.000 Fans, darunter viele aus Luxemburg.

Nietengürtel und E-Gitarren in Schaufenstern, Banner an Laternenmasten und Hauswänden: Mendig macht sich bereit für einen wahren Ansturm von Rockfans. Einzelhändler rüsten sich mit reichlich Waren und mehr Mitarbeitern als sonst. Von Freitag wird das knapp 9000 Einwohner zählende Städtchen in der Eifel für ein Wochenende fast so groß wie das nahe Koblenz.

Etwa 90.000 Musikfans strömen zu «Rock am Ring» auf den Mendiger Flugplatz. Was es heißt, erstmals eines der größten Rockfestivals vor der Türe zu haben, das kann noch keiner so recht einschätzen. Aber die Mendiger freuen sich.

Umweit von Luxemburg

Das Städtchen liegt gute 100 Kilometer hinter der luxemburgischen Grenze. Nicht nur wegen seiner recht kurzen Anfahrt, werden zahlreiche Fans aus Luxemburg erwartet. Als Ersatz am Nürburgring war ursprünglich das «Grüne Hölle»- Festival an der Eifel-Rennstrecke geplant. Doch das Musikfestival zog weg zur Veltins-Arena nach Gelsenkirchen-Schalke. Rock am Ring wird vom 5. bis 7. Juni erstmals am Flugplatz Mendig in der Eifel und nicht mehr am Nürburgring über die Bühne gehen. Mit dabei sind unter anderem die Toten Hosen, Foo Fighters, The Prodigy, Slipknot, Deichkind (Link).

Stadtbürgermeister Hans-Peter Ammel (SPD) nennt den Zuschlag für Mendig eine «ganz große Sahnehaube». «Die Mitarbeiter der Verwaltung mussten ein Jahr lang rödeln, um all die 1000 Details zu klären.» Mit Polizei, Sicherheitsdiensten und Behörden suchten sie etwa Platz für 30.000 Autos, planten Zufahrtswege, stellten Sicherheitskonzepte auf, lockten Feldlerchen vom Flugplatz weg.

Es wird ernst

Nun wird es ernst. Am Mittwoch beginnt der Ausnahmezustand. Dann erwartet Ammel die ersten 40.000 Gäste, am Donnerstag noch einmal so viele, den Rest am Freitag. Weil Mendig seine Einwohnerzahl kurzerhand verzehnfacht, schicken die umliegenden Verbandsgemeinden und Städte Verstärkung. Rund 300 Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und etwa 600 Polizisten sollen Ammel zufolge im Einsatz sein.

Die Stadt verspricht sich neben Trubel und Medienrummel auch einen gehörigen wirtschaftlichen Nutzen. Eine von der Verbandsgemeinde bei einem Beratungsunternehmen in Auftrag gegebene Prognose sagt dieser eine Wertschöpfung von mehr als 2,8 Millionen Euro voraus. Der Einzelhandel stockt Vorräte auf, bucht Aushilfen und grübelt über spezielle Angebote oder «Survival-Päckchen» für Festival-Gäste.

Tabakladen

Franz-Josef Blum, der in Mendig einen Tabakwarenladen betreibt, rätselt noch darüber, welchen Umsatz er mit seinen zwei Verkaufsständen erzielt. Er kann sich an nichts Vergleichbares in dem Ort erinnern. Auch Optiker Ulrich Rawert weiß noch nicht, wie sich seine Brillen mit Rock-Logo verkaufen lassen.

Rawert ist auch Vorsitzender der örtlichen Werbegemeinschaft und sagt: «Die Geschäftswelt Mendig freut sich auf die vielen Leute.» Täglich bis zu 15.000 Menschen Besucher werden Prognosen zufolge Abstecher in die Stadt machen. Diesen potenziellen Kunden will er etwas bieten. «Auch wenn abends nicht die Kassen klingeln, sollte man zeigen, dass Mendig dahinter steht», betont er.

Alles Peanuts

Im Vergleich zu «Rock am Ring» seien alle bisherigen Veranstaltungen in Mendig «Peanuts» gewesen, meint Sabine Schmickler in ihrer Tankstelle. Ob sie am Wochenende zum Schlafen kommt, steht in den Sternen. «Weiß keiner, was kütt», sagt sie. Ein paar Meter weiter befindet Peter Netten in seinem Taxi auf dem Marktplatz: «Das ist sowas von Neuland für uns.»

Ein wenig erinnert Mendig an das schleswig-holsteinische Kaff Wacken, das jedes Jahr beim Wacken Open Air Zehntausende Metal-Fans empfängt. Aber: «Wacken ist über die Jahre gewachsen, der Handel ist mitgewachsen», sagt Tabakhändler Blum. Mendig dagegen bekomme ein fertiges Event vor die Tür gesetzt.

«Von 0 auf 100»

«Von 0 auf 100», so drückt es Stadtbürgermeister Ammel (SPD) aus. Mit der Bewerbung um «Rock am Ring» vor rund einem Jahr hatten für Stadt und Verbandsgemeinde die Vorbereitungen begonnen. Drei Jahrzehnte lang war das Festival am nur rund 30 Kilometer entfernten Nürburgring zuhause. Nach dem Verkauf der Rennstrecke hatte sich Veranstalter Marek Lieberberg mit den neuen Besitzern nicht auf eine Zusammenarbeit einigen können – Nutznießer ist Mendig.

Mit Alltag rechnet Ammel übrigens erst wieder am kommenden Dienstag. Aber nach dem Festival sei vor dem Festival. «Lieberberg hat uns signalisiert: Er will langfristig denken und bleiben.»

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