Das Robert-Koch-Institut (RKI) sprach am Freitag von 276 am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) Erkrankten – das sind 60 Fälle mehr binnen 24 Stunden. Deutschlandweit sechs Todesfälle werden inzwischen mit EHEC in Verbindung gebracht. Die Suche nach der Herkunft des Erregers lief auf Hochtouren. Genauere Erkenntnisse liegen aber vermutlich erst nächste Woche vor.
Eine der vier mit den Bakterien infizierten Gurken, so stellte sich inzwischen heraus, wurde aus den Niederlanden geliefert. Die anderen drei kamen aus Spanien. Normalerweise treten in Deutschland jährlich bis zu 60 HUS-Fälle – also schwere Verläufe der EHEC-Infektion – auf. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums zitierte das RKI, ein weiterer Anstieg bei den Neuerkrankungen sei nicht auszuschließen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Infektionsquelle noch aktiv sein könnte, sagte er.
Infektionskrette aufklären
Die Verzehrempfehlungen des RKI – Verzicht auf rohe Tomaten, Gurken und Salat – hätten daher weiter Bestand. Instituts-Präsident Reinhard Burger erklärte in der ARD, es müssten jetzt die Infektionsketten aufgeklärt werden, um zu sehen, von welchem Lebensmittel der Erreger stamme und in welchem Bereich der Produktion, der Auslieferung oder der Verpackung der Erreger auf das Lebensmittel gekommen sei.
In Cuxhaven in Norddeutschland starb am Freitagmorgen eine ältere Frau, bei der eine EHEC-Erkrankung nachgewiesen worden war. Von den sechs Todesfällen in Deutschland lassen sich fünf eindeutig auf eine Infektion mit dem Darmerreger zurückführen, ein Fall ist noch unbestätigt.
Spanien kritisiert
Die spanischen Behörden sahen zunächst keine Beweise dafür, dass Produkte von Bauernhöfen des Landes für die EHEC-Infektionen verantwortlich sind. Eine Untersuchung solle klären, ob die Gurken bereits in Südspanien oder erst auf Transport nach Deutschland mit dem Erreger infiziert worden seien, sagte die spanische Landwirtschaftsministerin Rosa Aguilar. «Nach jetzigem Stand haben wir keinen Beweis, der darauf hindeuten könnte, dass die Verunreinigung im Ursprungsland stattgefunden hat», erklärte sie. Es gebe unterschiedliche EHEC-Bakterienstämme und jener, der in Deutschland gefunden worden sei, sei in Spanien sehr selten.
Eines der zwei betroffenen Unternehmen, Pepino Bio Frunet mit Sitz in Malaga, erklärte auf dapd-Anfrage, dass eigene Tests an den Gurken des betroffenen Bauern keine Verunreinigung ergeben hätten. Eine Sprecherin äußerte die Vermutung, dass die Erreger in Deutschland an die Gurken gelangt seien. Ihr liege eine E-Mail des Großhändlers in Hamburg vor, wonach eine Palette mit 180 Kisten Gurken vom Transporter gekippt und auf den Boden gefallen sei.
Behörden kritisiert
Außerdem seien die deutschen Proben zweieinhalb Wochen nach Auslieferung gemacht worden, als die Gurken schon halb verschimmelt in einem Lager gestanden hätten. «Wir wollen auch nach der Wahrheit suchen», sagte die Pepino-Bio-Frunet-Mitarbeiterin. Sie hoffe, dass Tests in Spanien und anderen Exportländer der Gurken die eigenen Proben bestätigen. Gleichzeitig kritisierte sie die deutschen Behörden, die Pepino Bio Frunet nicht über das genaue Ergebnis. der Analysen informiert hätten.
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