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Die Welt verabschiedet sich von Fidel Castro

Die Welt verabschiedet sich von Fidel Castro
(Ramon Espinosa)

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Zahlreiche Staats- und Regierungschefs erweisen dem kubanischen Revolutionsführer die letzte Ehre. Sie gedenken eines Rebellen und großen Staatsmanns, der für soziale Gerechtigkeit kämpfte. Für die Schattenseiten des Diktators ist bei der Feier kein Platz.

Die Welt verneigt sich vor Fidel Castro. Ecuador, Algerien, Griechenland, Katar, Russland, China, Vietnam – die Rednerliste bei der zentralen Trauerfeier für den kubanischen Revolutionsführer führt einmal um den Erdball.

«Wir sind gekommen, um den ewigen Rebellen, den ewigen Träumer zu ehren», sagt Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. «Er ist von uns gegangen – ungeschlagen, freigesprochen von der Geschichte.» Das südamerikanische Land ist der engste Verbündete der sozialistischen Karibikinsel.

«Immer bis zum Sieg»

«Fidel wird immer unter uns sein. Seine Ideen sind für die Ewigkeit», sagt Boliviens Präsident Evo Morales. «Euer Schmerz ist unser Schmerz.» Der Redemarathon am Dienstagabend (Ortszeit) wäre ganz nach dem Geschmack von Castro gewesen. Der frühere Präsident war selbst berüchtigt für seine stundenlangen Diskurse.

«Fidel hat sein ganzes Leben der Solidarität gewidmet. Er hat eine sozialistische Revolution der einfachen Leute für die einfachen Leute angeführt», sagt Castros Bruder und Nachfolger Raúl Castro. «Immer bis zum Sieg.»

Hunderttausende Menschen sind auf dem Platz der Revolution in der kubanischen Hauptstadt Havanna zusammengekommen. Sie schwenken kubanische Flaggen und skandierten: «Es lebe Fidel.» Von den Ministerien am Rande des Platzes leuchten die Konterfeis der Revolutionshelden Ernesto «Che» Guevara und Camilo Cienfuegos.

«Wo ist Fidel?», fragt der nicaraguanische Präsident und frühere Guerillakommandeur Daniel Ortega zu Beginn seiner Rede. «Ich bin Fidel. Ich bin Fidel», schallt es aus Hundertausenden Kehlen zurück. Menschen hatten sich «Fidel» auf die Stirn geschrieben. Andere zeigten Transparente auf denen zu lesen war: «Es gibt Männer, die ihr ganzes Leben kämpfen – diese Männer sind unentbehrlich.»

Internationale Linke schwelgt in Erinnerungen

Auf der Kundgebung schwelgt vor allem die internationale Linke in Erinnerungen an den legendären Revolutionsführer. Der venezolanische Präsident Maduro, der nicaraguanische Staatschef Ortega, der bolivianische Präsident Morales und Ecuadors Staatschef Correa gehören zu den prominentesten Gästen.

Russland hat Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin geschickt, China seinen Vizepräsidenten Li Yuanchao. Die USA lassen sich lediglich von dem designierten Botschafter Jeffrey DeLaurentis und dem nationalen Sicherheitsberater Ben Rhodes vertreten.

Bevor die Massenkundgebung auf dem Platz der Revolution beginnt, steht Castros Bruder und Nachfolger Raúl Castro die letzte Ehrenwache im Denkmal José Martí. Begleitet wird er von Vizepräsident Miguel Díaz-Canel, der als möglicher Nachfolger Castros gilt.

«Mich schmerzt es, dass sie ihn nicht mehr kennengelernt haben»

«Ich glaube, dass es in den kommenden zehn Jahren einen Wandel geben wird, aber die grundlegenden Prinzipien von Fidel werden bleiben», sagt Patricia Bisbé. Die 36-Jährige hat ihre kleinen Kinder mitgebracht. «Mich schmerzt es, dass sie ihn nicht mehr kennengelernt haben. Ich habe sie mitgenommen, damit sie sehen, wie eine Person von so vielen Menschen geliebt werden kann.»

Die Urne mit der Asche des Revolutionsführer wurde im Verteidigungsministerium aufgestellt. Ab Mittwoch sollte sie auf eine viertägige Reise über die ganze Insel nach Santiago de Cuba gehen. Dort wird Castro am kommenden Sonntag beigesetzt.

Es ist der umgekehrte Weg der «Karawane der Freiheit». Im Januar 1959 zogen die Rebellen nach dem Sieg über die Soldaten von Diktator Fulgencio Batista unter Castros Führung in einem Triumphzug von Santiago de Cuba nach Havanna.

Viele Menschen in Kuba können sich ein Leben ohne Fidel Castro kaum vorstellen. «Es wird Veränderungen geben, wir wissen aber noch nicht in welcher Größenordnung», sagt der Handwerker Joan Manuel Mejerano Ameijeras. «Dieses Land hätte zehn Männer wie ihn gebraucht.»