Während am Tatort in Orlando stumm das Blaulicht der zahlreichen Polizeiwagen durch die Nacht zuckt, wird im Rest des Landes längst hitzig und verbissen über die Konsequenzen der Tragödie debattiert. Strengere Waffengesetze fordern die einen, schärfere Sicherheitsvorkehrungen gegen Terrorismus und einen härteren Umgang mit mutmaßlichen Islamisten die anderen. Jeder will die Deutungshoheit gewinnen.
Islamischer Staat ?
Der Islamische Staat (IS) behauptet, seine Finger mit im Spiel gehabt zu haben. Der Todesschütze Omar Mateen soll sich in einem Anruf bei der Polizei zu der Terrormiliz bekannt haben. Vater und Ex-Frau Mateens beschreiben ihn als nicht sehr religiös, aber psychisch labil und gewalttätig.
Und Donald Trump twittert. Orlando sei erst der Anfang, er habe es gewusst und nicht umsonst ein Einreiseverbot für Muslime gefordert, schreibt der umstrittene Republikaner, der seine Partei wohl in die Präsidentschaftswahl im Herbst führen wird. Es ist nicht seine einzige Nachricht in dem Kurznachrichtendienst. Später fordert er Präsident Barack Obama zum Rücktritt auf.
Politische Ausnutzung
Andere nutzen das Massaker ebenfalls für ihre politischen Zwecke. Etwa der republikanische Hardliner Ted Cruz, der ähnlich wie Trump von Obama fordert, er solle das Wort «radikal-islamischer Terrorismus» in den Mund nehmen.
Dabei ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar, was den Täter bewegte. Die Ermittlungsbehörden und auch Obama selbst weisen ausdrücklich darauf hin, dass es aus ihrer Sicht zu früh ist, um ein Urteil zu fällen.
Beweggründe weiterhin unklar
Ein Urteil darüber, was Mateen dazu brachte, in ein Auto zu steigen, rund 170 Kilometer weit zu fahren, dann in einen Club zu gehen und das Feuer auf feiernde Menschen zu eröffnen. Mit einem Sturmgewehr. Einer Waffe, wie sie so ähnlich auch beim Militär benutzt wird. Einer Waffe, die für Schützen hergestellt wurde, die in kürzester Zeit sehr viele Schüsse mit hoher Präzision abgeben wollen. Einer Waffe, die er ganz legal kaufen konnte.
Mehr als 300 Menschen, so heißt es später, waren da, als das Grauen begann, viele von ihnen auf der Tanzfläche. Das «Pulse» ist ein überaus beliebter Club in Orlando, immer voll, besonders an diesem Samstagabend. Schließlich ist Juni der «Gay Pride Month», in dem Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle die Fortschritte feiern, die sie nach langen Jahren gesellschaftlicher Diskriminierung erreicht haben.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können