Eine Frage, Musikerin werden zu wollen, war es nie. Im Alter von acht bekommt Simone Patz die Posaune in die Hand gedrückt. Bei der Fanfare Helmdange-Lorentzweiler fehlt gerade eine, es wird nicht lange gefackelt.
Da war der Grundstein für alle weiteren Stationen gelegt: Conservatoire neben der Schule, ein Studium der Orchestermusik in Frankfurt am Main, viermonatige Grundausbildung bei der Armee, ein Examen nach zweijähriger Probezeit, mittlerweile acht Jahre Berufserfahrung und der Platz als erste Posaune im Orchester. Bereut hat die 31-Jährige die „Tour de force“ bis jetzt nicht.
Sie nimmt die Schießübungen, die 20-Kilometer-Märsche oder das tagelange Übernachten im Wald als zu meisternde Hürden auf dem Weg zu ihrem Ziel in Kauf. Für die Musterung trainiert sie sogar extra. „Ich bin nie gerne gelaufen“, sagt Patz. Auch daraus ist eine Leidenschaft geworden. Heute läuft sie zwei bis drei Mal die Woche rund acht Kilometer und sagt: „Das ist ein guter Ausgleich.“
Spielen in zwei Welten
Wenn sie sich die Uniform anzieht, ihr Instrument einpackt und wenig später neben dem roten Teppich inmitten ihrer Kollegen steht, geht es staatstragend zu. Ernst.
Konzentriert spielt sie dann nach Noten, sieht Staatsoberhäupter an sich vorbeigehen. „Ons Heemecht“ oder Märsche sind vielfach gespielt und geübt. Ihre Lieblingskomponisten sind Brahms und Beethoven. „Für mich ist das sehr ehrliche Musik“, sagt sie. Diese Symphonien berühren sie, bewegen sie im tiefsten Inneren. Wenn alle 59 Korps- beziehungsweise Orchestermitglieder irgendwann im Laufe eines Stücks auf einer Linie zusammenspielen und sich im gerade gespielten Stück zu einem Ganzen zusammenfinden, ist sie glücklich. „Geschriebene Noten machen noch keine Musik“, sagt sie, „da ist jeder gefragt, etwas beizusteuern.“
Zurzeit ist sie neben den täglichen Proben von drei Stunden wegen den Feiern zum Nationalfeiertag sehr beschäftigt. Abgesehen von der Parade in Diekirch gestern Mittwoch und dem Hauptauftritt anlässlich der Parade am Nationalfeiertag selbst hat sie am Vortag mit der „Militärmusek“ Auftritte bei der „Relève de la garde“, beim „Retrait au flambeaux“ und 17 Minuten während des genauso lange dauernden Feuerwerks in der Hauptstadt. Danach hat sie genau eine halbe Stunde Zeit, sich umzuziehen, um in eine andere Welt einzutauchen.
Die Ska-Punk-Band Toxkäpp! spielt danach auf dem Knuedler und bringt Partystimmung in die Stadt. Patz ist Teil des Bläsersatzes der Band, bestehend aus Saxofon, Trompete und eben ihr mit ihrer Posaune.
Seit Mai ist „E Quante Sprong“ auf dem Markt, die neue Produktion der achtköpfigen Band. Mit den 12 Titeln haben die „Dickköpfe“ musikalisch einen Riesensprung gemacht. Dann spielen sie ohne Noten die Eigenkompositionen, die sich auf Luxemburgisch mit dem Zustand der Welt beschäftigen und die Zuhörer zum Tanzen bringen.
Eines hat Patz bei diesen Auftritten nicht: den roten Teppich und „Very important persons“, die vorbeiflanieren. „Mein Highlight ist die Queen“, sagt sie. Das englische Staatsoberhaupt fuhr nach einem Auftritt mit dem Orchester am D-Day in der Normandie vor zwei Jahren in einem Autokorso mit Wladimir Putin, Barack Obama und anderen Staatsoberhäuptern an ihr vorbei. Das ist hängen geblieben.
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