Es ist gefährlich geworden. Noch gefährlicher, als es eh schon war. Fünf Tage nach der Havarie der «Costa Concordia» hat sich das Schiff erneut bewegt. Es droht ins tiefe Gewässer abzustürzen. 22 Personen werden noch vermisst, werden im Wrack vermutet. Und ein Absinken könnte weitere Menschenleben fordern: Elite-Taucher, die mit Hochdruck nach den vermissten Personen suchen.
«Das ist», sagte Rodolfo Raiteri der ARD, «eine absolut albtraumhafte Arbeit. Es ist für alle eine total surreale Arbeitssituation. Ich habe so etwas noch nie gesehen.» Raiteri leitet den Einsatz einer 16 Mann starken Einheit, die sich Stück für Stück durch das Schiffsinnere kämpft. «Unser größtes Problem bei der Arbeit da drinnen sind Einrichtungsgegenstände wie Stühle, Tische und andere Möbel, aber auch Teppiche und Vorhänge, die den Zugang äusserst schwierig und extrem gefährlich für unsere Helfer machen», erzählt Raiteri.
«Das ist eine gewaltige Strecke»
Der Koloss droht zu kippen. Und versinkt der Tanker, sind die Taucher in höchster Gefahr. Michael Schnurbus, der die Situation bestens kennt, erklärt: «Wenn es Probleme gibt, dann können sie nicht einfach nach oben, sondern müssen exakt den Weg zurück, den sie gekommen sind», sagte Schnurbus vom Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft der Nachrichtenagentur dapd. «Das können bis zu 50 Meter sein und in einem verwinkelten Schiff ist das eine gewaltige Strecke.»
Um das Risiko für die Einsatzkräfte in solchen Situationen zu verringern, seien die Rettungstaucher in der Regel per Funk mit den Kollegen an der Wasseroberfläche verbunden. Zudem würden die Taucher mit speziellen Vorrichtungen von der Wasseroberfläche aus mit Sauerstoff versorgt. Auch wenn die Taucher regelmäßig Noteinsätze üben, «ist es im Grunde unmöglich, sich auf solche Situationen vorzubereiten», betonte Schnurbus.
Ernest Turnschek war viele Jahre selbst Bergungstaucher. «Man sieht nichts. Es ist vollkommen dunkel da unten – und was in den Gängen war, versperrt den Weg und kann sogar gefährlich werden, wenn sich ein Taucher darin verhängt», erklärte er gegenüber der Süddeutschen.de.
«Trotzdem machen wir weiter»
Am Dienstag sprengten sich die Rettungstaucher der Feuerwehr, Carabinieri und der Küstenwache den Weg ins Innere frei. «Außerdem haben wir im Heck einen Eingang geschaffen durch ein Fenster des Bordrestaurants. Von dort konnten wir ins Schiff eindringen und viele Punkte im Inneren erreichen», sagte der Einsatzleiter der Costa Concordia, Rodolfo Raiteri. Die Löcher dienen zudem als zusätzliche Fluchtwege.
Nachdem sich das Schiff erneut bewegt hatte, wurden die Bergungsarbeiten gestoppt. Dass das Schiff gekippt sei, verändere die Wahrnehmung der Taucher komplett, sagte Raiteri. «Unsere Taucher verunsichert das natürlich.» Und die Hoffnung, noch lebende Personen aus dem Wrack zu bergen, ist fünf Tage nach der Katastrophe klein. «Trotzdem machen wir weiter und versuchen, alles Menschenmögliche zu tun», versprach Raiteri am Dienstag.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können