Die Idee, außerirdische Ressourcen auszubeuten, gibt es schon seit Jahrhunderten, ja sie ist sogar älter als die Raumfahrt. Schon im Jahr 1903 nannte der Autor Tsiolkovski die «Asteroiden-Ausbeutung» als einen seiner 14 Punkte für die Eroberung des Weltraumes. Das «Keck Institute for Space Studies» (KISS) hatte herausgefunden, dass es bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts machbar sein soll, «Asteroiden zu identifizieren, mit unbemannten Raumschiffen einzufangen und in Erdnähe zu bringen». Damit erinnert das KISS an die berühmte Rede von John F. Kennedy, als er die Mondlandung bis zum Ende der 1960er schon Jahre im Voraus ankündigte.
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Luxemburg hat bekanntlich eine Initiative gestartet und will den gesetzlichen Rahmen schaffen, um möglicherweise zum Vorreiter in Sachen Weltraum-Bergbau zu werden. Deshalb haben wir die KISS-Studie einmal näher unter die Lupe genommen.
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Auch die NASA untersuchte ob es möglich sei, einen erdnahen zwei-Meter-Asteroiden einzufangen und in der Nähe der internationalen Raumstation ISS zu parken. Die Nasa kam zu der Schlussforderung, dass es «keine fundamentalen Show-Stopper» gäbe, die dieses Unterfangen unmöglich machen würden. Die Technik sei heute schon so weit, dieses Unterfangen zu einem Erfolg werden zu lassen. Die größte Herausforderung wäre die Identifizierung eines möglichen Asteroiden, der eingefangen werden könne.
Identifizierung eines möglichen Asteroiden
Drei Schlüsselelemente würden, laut KISS, solche Missionen ermöglichen:
– Die Menschheit verfüge mittlerweile über Instrumente, passende Asteroiden-Kandidaten zu finden.
– Mit dem Ionenantrieb gibt es einen ausreichend kraftvollen solar-elektrischen Antrieb, der den Asteroiden in eine erdnahe Umlaufbahn bringen könne.
– Die NASA plane ohnehin bemannte Missionen in den erdnahen Weltraum.
Die KISS-Studie verspricht sich von solchen «Asteroid Capture-and-return» (ACR)-Missionen, gleich mehrere Ziele zu erreichen. Die internationale Zusammenarbeit in Sachen Raumfahrt würde so gestärkt werden. Nationen, die sich kein eigenes Weltraum-Programm leisten können, könnten mit einbezogen werden. So könnten neue Partner für das ISS-Programm gefunden werden.
Aber auch die «planetarische Verteidigung» – also der Schutz gegen Meteoriden, die auf der Erde eine Katastrophe auslösen können – würde Fortschritte machen. Durch ACR-Missionen würde sich die Menschheit eine Technik geben, die in der Lage ist, Meteoriten auf Kollisionskurs mit der Erde auf andere Bahnen zu bringen.
Kosten durch acht geteilt
Erst an dritter Stelle nennt die KISS-Studie die Ressourcen-Ausbeutung. Am Anfang gehe es nicht darum, die Rohstoffe auf die Erde zu bringen, sondern für andere Missionen im Weltraum bereitzuhalten. «Die Kosten, um ein Kilogramm Masse von der Erde in eine Mondumlaufbahn zu bringen, belaufen sich auf eine Höhe von 100.000 Dollar», so die Studie. «Die erste ACR-Mission könnte diese Kosten durch acht teilen.»
Welche Rohstoffe interessant sein könnten, steht auch in der Studie. Ein 500 Tonnen schwerer Asteroid könnte aus rund 100 Tonnen Wasser, 100 Tonnen karbonreichen Stoffen, 90 Tonnen Metallen und 200 Tonnen Silikaten bestehen. Um diesen einzufangen, bräuchte es nur eine 18 Tonnen schwere Rakete. «Egal wie hoch die Masse der Rakete ist, sie kann ein rund 28-mal massereicheres Objekt in Erdnähe bringen.»
Der wichtigste Rohstoff ist das Wasser. Bei ACR-Missionen geht es anfangs darum, dieses Wasser zu extrahieren, aufzubereiten und für andere Missionen bereitzustellen. In einem zweiten Schritt könnte durch eine Elektrolyse aus diesem Wasser Hydrogen (ein Kraftstoff) und das lebensnotwendige Sauerstoffgas hergestellt werden. Weitere Anwendungen sind vorstellbar.
Missionsablauf
Die KISS-Studie beschreibt auch den Ablauf einer solchen Mission. Das Raumschiff, das den Asteroiden einfangen soll, würde an der Spitze einer Atlas-V-551-Rakete auf rund 400 km Höhe gebracht werden. Dann würde ein 40-KW-Antrieb das Schiff innerhalb von vier Jahren zum Asteroiden bringen. Das Zielobjekt würde untersucht und vom Raumschiff eingefangen werden. Dann träte es eine zwei- bis sechsjährige Reise in Richtung Mond an.
Nach der Ankunft auf der Mondumlaufbahn bliebe das Raumschiff an den Asteroiden gekoppelt. «Es ist wünschenswert, dass der Asteroid an einem Ort geparkt wird, an dem in naher Zukunft Wasser für Raummissionen gebraucht wird», so die Studie. Um an die Rohstoffe zu gelangen, seien bemannte Missionen nötig.
Die Autoren untersuchten auch die Gefahren von tonnenschweren Asteroiden in der Nähe des blauen Planeten. Sie kommen zu dem Schluss, dass kein Risiko bestehe, dass das Objekt auf die Erde falle. Erstens sei die Masse nicht größer als die Meteoriten, die regelmäßig auf die Erde fallen. Der Asteroid würde auch so ausgewählt werden, dass er beim Eintritt in die Atmosphäre verglühe und die Parkposition müsse so gewählt werden, dass sie sich in einer Laufbahn befinde, von der sie nicht mit der Erde kollidieren könne.
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