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Der Tod stoppt ein Energiebündel

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Anne Grommerch, Bürgermeisterin von Thionville und Abgeordnete der Nationalversammung, ist am Freitag im Alter von 46 Jahren gestorben.

In die Politik ist Anne Grommerch eher zufällig und nach einem tragischen Ereignis gekommen. Nach dem Selbstmord des ehemaligen Bürgermeisters von Thionville fiel ihr das Amt der Abgeordneten zu. Sie war Stellvertreterin für die Nationalversammlung von Jean-Marie Demange und fand sich 2008 unter den Abgeordneten der damaligen UMP wieder. Sie war zugleich Mitglied des Regionalrats von Lothringen.

Der plötzliche Eintritt in die große Politik hatte Konsequenzen: Die Marketing-Direktorin von Coca-Cola in Luxemburg gab ihren Job auf und wurde Berufspolitikerin. Eine Entscheidung, in der ihre Erfahrung mit dem deutsch-luxemburgischen Grenzraum immer wieder zum Tragen kommen sollte.

Neun Jahre Kampf

Anne Grommerch war 38, als sie ihre Karriere als Berufspolitikerin begannt Es war gleichzeitig auch ein tragischer Moment, den sie in ihrer Karriere nur selten erwähnte. „Es ist schon nicht einfach, mit 37 an Brustkrebs zu erkranken“, sagte sie einmal. Neun Jahre lang bekämpfte sie die Krankheit.

In dieser Zeit erkämpfte sich das Energiebündel, das nach außen immer freundlich und entschieden war, in einem harten Kommunalwahlkampf das Amt der Bürgermeisterin gegen den amtierenden Bürgermeister von Thionville, Bertrand Mertz. Ganze 77 Stimmen Vorsprung trugen ihr das Amt ein. Die Sozialisten wollten sich damit nicht zufriedengeben, wegen des Vorwurfs des Wahlbetrugs während des Wahlkampfs fochten sie das Ergebnis an. Anne Grommerch musste ein Jahr nach der Wahl den Sessel des Bürgermeisters wieder räumen, gewann die Neuwahl aber mit 53 Prozent unangefochten.

Dynamik

Die lothringische Politikerin hat Herausforderungen immer gemocht. Nach der Präsidentenwahl von François Hollande stellte sie sich als konservative Politikerin erneut zur Wahl. Sie wollte ihren Abgeordnetensitz „ordentlich“ erringen und gewann erneut. In der Fraktion der UMP, die dann den Namen wechselte und sich in „Die Republikaner“ umbenannte, wurde sie zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Die Partei vertraute ihr das Amt der Generaldelegierten an und beauftragte sie mit Fragen der Berufsausbildung. Dem Krebs, der in ihr wütete, gestattete sie nicht, sie in ihrer Dynamik zu behindern. Zu den zahlreichen Aufgaben in Partei und Fraktion kam die Mitgliedschaft im Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung noch hinzu.

Anne Grommerch hat letztlich den Krebs nicht besiegen können. Seit Tagen hatte sie sich zurückgezogen. Am Freitag wurde ihr Tod bekannt. Die grenzüberschreitende Region zwischen Trier, Thionville und Luxemburg hat eine verständige und energische Verfechterin verloren.

Ihr politischer Partner und ihr Rückhalt, Patrick Weiten, Präsident des Rates des Mosel-Departements, ist ihr Stellvertreter für das Abgeordnetenamt. Weiten wird nun für die kommenden 15 Monate bis zum Ende der Legislaturperiode in die Nationalversammlung einziehen.