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Der Tag der Maiglöckchen

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Der 1. Mai ist auch der Tag der Maiglöckchen. Gut 75 Millionen Halme, mit den zarten weißen Glocken dran, werden an diesem Tag verkauft.

Das Maiglöckchen ist eine scheue Blume. Zarte weiße Kugeln verstecken sich hinter großen grünen Blättern. Es ist eine zarte Blume, diskret und stolz. Sie kündigt die Rückkehr der Frühlings- und Sommertage an. Das Maiglöckchen gilt als Glückbringer, aber auch als zarter Hinweis für Zuneigung und Liebe.

Am 1. Mai darf jeder zur Konkurrenz der Blumenländen in Frankreich werden. Zwei kleine Jungen, die durch die Straßen gehen, verkaufen die Halme mit den kleinen weißen Glocken für 50 cent das Stück. Zwei Mädchen, nicht weit davon entfernt machen das Geschäft für einen Euro. Sie haben die Maiglöckchen aus dem Garten ihrer Großmutter, die ihnen jeweils einen Korb vorbereitet hat. Das Geld dürfen die Kleinen als Taschengeld behalten. Eine ältere Dame, die am Mont Saint Michel Maiglöckchen aus ihrem Garten an die Touristen verkauft, bringt den Halm ohne Schwierigkeiten für zwei Euro an die Touristen. Das Geschäft mit den Maiglöckchen ist nicht zu vergleichen mit dem kommerziellen Hype um den Valentinstag. Die Glöckchen gehören zum 1. Mai dazu und nicht wenige stecken sie sich ans Revers.

Aber: Wie wurde die Blume zum Symbol ?

Schon die Kelten, erzählt man sich, hätten das Maiglöckchen gemocht. Aber wirklich nachgewiesen ist eine höfliche Geste des Edelmannes Louis de Girard de Maisonforte. Der schenkte 1560 König Karl IX einen Strauß Maiglöckchen, als der König zu Besuch in der Region Drome war. Karl IX soll sich darüber so gefreut und die Blumen so gemocht haben, dass er sie jedes Jahr allen Damen am Hof als Glücksbringer schenkte.

Wieder wichtig wurde das Maiglöckchen 1895. Der damals berühmte Sänger Felix Mayol, in der Pariser Gesellschaft sehr geschätzt, trug ein Maiglöckchen an seiner Kleidung zur Premiere eines Liederabends. Der Abend wurde zum Triumph, Mayol trug jeden Abend zur Vorstellung ein Maiglöckchen zur seiner Kleidung und führte die Blume in die Pariser Gesellschaft ein.

Blume der Haute Couture

In der Mode verband sich die kleine Glockenblume erstmals am 1. Mai 1900 mit dem Beginn des Monats Mai. An jenem Tag feierte die Pariser haute couture ihr Fest. Jede Dame erhielt ein Sträußchen mit Maiglöckchen. Der Erfolg war so groß, dass darauf hin das Maiglöckchen zur Blume der haute couture wurde. Dior machte aus ihr sogar das Enblem für sein Haus.

Wirklich verbunden aber wurde das Maiglöckchen mit dem Tag der Arbeit in Frankreich erst 1941. Am 24. April 1941 ernannte Marschall Pétain den 1. Mai zum „Tag der Arbeit und der sozialen Einheit“. Die rote Mohnblume, 1891 das Symbol des internationalen „Tages der Arbeiter“ ersetzte er durch das Maiglöckchen.

Den Kindern, die am Abend glücklich ihre Körbe geleert haben und ihr Taschengeld teilen, aber auch den Frauen, Freundinnen und Mädchen, die ein Sträußchen mit Maiglöckchen erhalten haben, mag die Geschichte des Maiglöckchens egal sein. Sie freuen sich einfach über einen zarten Hinweis der Zuneigung. Es ist eben das, der 1. Mai: Ein Tag der Arbeit und des Gefühls.