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Der letzte flüchtige Balkan-Kriegsverbrecher

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Nach der Festnahme von Ratko Mladic steht noch ein Name auf der Fahndungsliste des UNO-Tribunals in Den Haag: Goran Hadzic, der ehemalige Führer der Serben in Kroatien.

Im Gegensatz zu Mladic oder Radovan Karadzic ist er einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Goran Hadzic ist der letzte mutmaßliche Kriegsverbrecher, der vom UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien gesucht wird. Dies anerkannte auch der serbische Präsident Boris Tadic, als er am Donnerstag die Verhaftung Mladics bekannt gab: «Serbien wird alles tun, um die Zusammenarbeit mit dem Tribunal abzuschliessen und den letzten Fall Goran Hadzic zu beenden. Er wird ebenso verhaftet.»

Logo" class="infobox_img" />Goran Hadzic in einer Aufnahme von 1991.

Hadzic wurde 1958 in Kroatien geboren, als Angehöriger der serbischen Minderheit. Er war ursprünglich Lagerarbeiter und Mitglied der Kommunistischen Partei, ehe er sich der Serbischen Demokratischen Partei (SDS) von Slobodan Milosevic anschloss. Als Kroatien 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte, spalteten sich die dortigen Serben in einem blutigen Krieg ihrerseits ab und gründeten die Republik Serbische Krajina (RSK).

Beteiligung an Massaker

Dabei spielte Goran Hadzic von Beginn an eine führende Rolle. Die Anklage in Den Haag wirft ihm Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Unter anderem wird Hadzic verdächtigt, am Massaker von Vukovar beteiligt gewesen zu sein. Dabei wurden im November 1991 mehr als 200 Zivilisten, vorwiegend Kroaten, aus dem Spital der Stadt Vukovar verschleppt und ermordet. Es war eine der ersten Gräueltaten im Jugoslawienkrieg.

Von 1992 bis Anfang 1994 war Goran Hadzic Präsident der RSK. Bei der Verteidigung gegen die Kroaten verließ er sich dabei auch auf die Truppen des berüchtigten Milizenführers Zeljko Raznatovic alias Arkan. Nach dessen Ermordung im Jahr 2000 rühmte ihn Hadzic beim Begräbnis als «großen Helden». 1995 eroberte die kroatische Armee die Krajina zurück. Hadzic regierte noch für kurze Zeit in einem Rumpfgebiet und liess sich dann in Serbien nieder.

Seit 2004 untergetaucht

Dort lebte er lange unbehelligt. Erst im Juni 2004 erhob das UNO-Tribunal Anklage gegen ihn, worauf er untertauchte. Serbische Medien berichteten, Hadzic verstecke sich in orthodoxen Klöstern, andere vermuten ihn in Weißrussland. Im Oktober 2009 durchsuchte die serbische Polizei sein Haus in Novi Sad. Die Regierung in Belgrad erhöhte 2010 das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld auf eine Million Euro.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte am Donnerstag, dass Serbien nun auch Goran Hadzic fassen müsse. Die Europäische Union hat seine Festnahme und jene von Ratko Mladic zur Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Serbien gemacht. Beobachter schliessen jedoch nicht aus, dass der Druck aus Brüssel abnehmen dürfte, nachdem der «dicke Fisch» Mladic im Netz gelandet ist.