Der Arzt wurde zu Beginn seiner Präsidentschaft international als potenzieller Reformer begrüßt, seine in Großbritannien geborene Ehefrau von Modemagazin «Vogue» als «Rose in der Wüste» beschrieben. Aber im Laufe der Jahre habe Assad angefangen, immer stärker der Propaganda des eigenen Regimes zu glauben, sagt der US-Autor David Lesch, der den Präsidenten für ein 2005 veröffentlichtes Buch mehrfach traf.
«Ich glaube tatsächlich, dass er am Anfang ein überzeugter Reformer war», lautet Lesch‘ Einschätzung. Auch Assads ehemaliger Berater Ajman Abdel Nur schätzt den Staatschef so ein. Zunächst sei der 1965 geborene Assad «schüchtern, nett» gewesen, er «hörte dir wie ein normaler Mensch zu». Aber eineinhalb Jahre später «fing er an zu glauben, dass er von Gott auserwählt wurde, um Syrien zu regieren».
Hoffnung auf Reformen
Dabei sollte eigentlich Baschars älterer Bruder Basil das Zepter vom Vater Hafes al-Assad übernehmen. Während Basil auf die Regierungsgeschäfte vorbereitet wurde, ließ sich Baschar in London zum Augenarzt ausbilden. Aber Basil starb 1994 bei einem Autounfall, und Baschar übernahm 2000 die Macht nach dem Tod des Mannes, der Syrien drei Jahrzehnte lang mit harter Hand regiert hatte.
Zunächst schienen sich die Hoffnungen auf Reformen zu verwirklichen. Baschar holte Experten ins Land, um das Finanzsystem zu entwickeln, und auch die strenge Kontrolle des politischen Lebens wurde etwas gelockert. Aber der «Frühling von Damaskus» ging kurz darauf in einer Welle der Unterdrückung und Festnahmen unter. «Seitdem lebt er in einem Kokon», sagt Abel Nur. «Er glaubt, dass die Menschen ihn anbeten.»
Das «Diktatoren-Dilemma»
Experten gehen davon aus, dass Assad wirklich glaubt, jetzt gegen Aufständische zu kämpfen, die vom Ausland angestachelt werden und zu denen Islamisten und Verräter aus den Reihen der Armee gehören. Seine Anhänger und Kritiker erklären dabei übereinstimmend, dass Assad nach den gescheiterten Reformansätzen auf mächtige Interessengruppen Rücksicht nehmen muss.
Er bewegt sich in einem Machtgefüge, das von Mitgliedern seiner Familie und der Minderheit der Alewiten beherrscht wird. «Er steckt in einem sogenannten ‚Diktatoren-Dilemma'», sagt der Autor und Syrien-Experte Andrew Tabler. «Wenn er jetzt Reformen in Angriff nimmt, handelt er gegen die Leute, auf die er sich stark stützt, um die Ordnung zu bewahren. Er sitzt wirklich in der Falle.»
Zu Demaart







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