Im vergangenen Jahr ist das Prämienaufkommen der Mitglieder des luxemburgischen Versicherungsverbandes (ACA) um 31,19 Prozent gesunken, sagte der Präsident des Verbandes, Pit Hentgen, am Donnerstag gegenüber Journalisten. Das Absinken der Prämien geht im Wesentlichen auf den Einbruch bei den Lebensversicherungen zurück. Hier ging das Prämienaufkommen sogar um 36 Prozent zurück.
Die Luxemburger Versicherungswirtschaft ist sehr stark international ausgerichtet. Ihre Produkte finden in starkem Maße Absatz in Frankreich und in Belgien. Deutsche Kunden finden sich an dritter Stelle. Gut 79 Prozent der Einnahmen der Branche kommen aus Lebensversicherungen, die im Ausland angeboten werden. Da die Entwicklung auf den Märkten in Frankreich, in Belgien und in Deutschland unterschiedlich verläuft, ist die starke Internationalisierung des Geschäftes mit der verbundenen Abhängigkeit vom Ausland zugleich auch eine Schwäche der luxemburgischen Versicherungswirtschaft.
Steigende Ergebnisse
Die luxemburgischen Versicherungsgesellschaften haben bei sinkenden Prämien-Einnahmen im vergangenen Jahr dennoch mit 360 Millionen Euro ein deutlich steigendes Ergebnis erwirtschaftet. Es resultiert aus der Tatsache, dass einige Gesellschaften sich von ihren Rückversicherungsgesellschaften getrennt und so außerordentliche Einnahmen erzielten. Rechnet man diese außerordentlichen Erträge heraus, dann liegt das Ergebnis für 2011 noch bei 161 Millionen Euro. Das bedeutet einen Rückgang 43,6 Prozent, der deutlich stärker ist als der Rückgang der Prämien.
Die Versicherungswirtschaft, das zeigt der Rückgang der addierten Gewinne der Gesellschaften, befindet sich in einer schwierigen Situation bei der Anlage der Prämiengelder. Die Anlage muss unter dem Gesichtspunkt der Risikovermeidung erfolgen. Dabei müssen die Erträge langfristig stabil sein. Die niedrigen Zinsen erschweren die Anlage. Die Gesellschaften müssen daher mit einem Mix aus Bargeld, aus Aktien und aus Obligationen fahren, der zunehmend schwieriger wird. Bei den Obligationen, so Pit Hentgen, bevorzugen die Gesellschaften derzeit Angebote aus dem nordeuropäischen Bereich oder auch Unternehmensanleihen. Die Versicherungswirtschaft steht darüber hinaus vor dem Problem, dass sie in einer seit vier Jahren andauernden Niedrigzins-Phase Erträge für alte Lebensversicherungsverträge erwirtschaften muss, die einen deutlichen höheren Garantiezins haben, an die also auch derzeit höhere Zinsen auszuschütten sind. Diese Zinsen sind allerdings kaum zu erwirtschaften.
Die luxemburgische Versicherungswirtschaft hat im vergangenen Jahr den Personalbestand trotz der schwierigen Situation leicht ausgebaut und 69 Personen neu eingestellt. Insgesamt finden 4.021 Menschen in diesem Bereich ihre Arbeit.
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