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Das liebe Klima macht dem Wein zu schaffen

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Das Jahr 2100 ist so weit nicht entfernt. Es sind nur 85 Jahre entfernt. Bis dahin wird sich die Weinlandschaft in Europa mit dem Klimawandel völlig verändert haben.

In Bordeaux läuft die Vinexpo, die weltweit größte Weinmesse. Dabei geht es nicht nur um Wein, um seine Vermarktung und um den Wirtschaftsfaktor des Rebensaftes. Es geht um mehr: Um die Zukunft eines Wirtschaftszweiges und um die Zukunft von vielen Arbeitsplätzen.

In Frankreich arbeiten 500.000 Memschen direkt und indirekt für den Wein. Es ist nicht sicher, dass es in 85 Jahren noch genauso viele sein werden. Denn: Die klimatischen Veränderungen werden erhebliche Folgen für den Weinanbau in Europa haben. In Frankreich wird hinter der Kulisse sehr ernst darüber geredet.

Das Jahr 2100

Das Jahr 2100 mag sehr weit entfernt sein. Tatsächlich aber haben Kinder, die heute geboren werden oder Kinder, die heutzutage drei bis zehn Jahre alt sind, große Chancen, das Jahr 2100 zu erleben. Sie werden dann zwischen 95 und 85 Jahre alt werden. Was wird das für eine Welt sein, in die diese Kinder und spätere Erwachsenen hineinwachsen? In der Wein-Welt in Frankreich gibt es ziemlich klare Vorstellungen. Denn: Da seit dem Klima-Abkommen von Tokio zu viel Zeit verloren wurde, scheinen den Winzern erste Auswirkungen bereits unumkehrbar.

Eine interministerielle Arbeitsgruppe der französischen Regierung (GIEC) hat im Bezug auf den Wein bereits Szenarien ausgearbeitet vom bestmöglichen bis zum schlimmsten. Als wahrscheinlich gilt für die Arbeitsgruppe ein Szenario, nach dem sich nicht viel ändert. Obwohl: Giec gibt zu, dass die 30 vergangenen Jahre die wärmsten in den vergangenen 1.400 Jahren gewesen sind. Die globale Erwärmung des Globus für die kommenden 35 Jahre nimmt die Arbeitsgruppe mit 1,5 bis zwei Grad an.

Erderwärmung um fünf Grad

Ganz anders sieht es die Umwelt-Organisation Greenpeace. Sie nimmt den langen Zeitraum bis zum Ende des Jahrhunderts an. Die Erde würde sich nach Greenpeace Meinung um fünf Grad erwärmen. Ende des Jahrhunderts würde der Bordeaux in seiner heutigen Geschmacksrichtung dann wohl aus Großbritannien kommen, der Champagner aus Norwegen wie auch die Weine aus dem Elsaß.

Entlang der Region des Mittelmeeres würde kein Wein mehr angebaut. Im Bordelais hingegen würden dann die reinen Rebsorten angebaut, die heutzutage in ihrer Mischung aus Merlot, Cabernet-Sauvignon, Cabernet Franc und Sauvignon den Bordeaux Geschmack erzeugen. In der Mittelmeer Region werden diese Rebsorten alleine mit ihrem ursprünglichen Geschmack angebaut und würden sich Ende des Jahrhunderts dann im heutigen Bordelais wiederfinden.

Burgunder nicht mehr aus Burgund

Ist das Schwarzmalerei? Möglicherweise nicht. Eine Studie des Interprofessionellen Wein Institutes in Burgund hat festgestellt, dass Ende des Jahrhunderts nicht mehr sicher ist, dass der Burgunder noch in Burgund hergestellt werden kann, weil die Klimabedingungen nicht angepasst sind. Wo dann der Burgunder angebaut wird, ist allerdings nicht sicher, weil er eben auf einem einzigartigen Boden angebaut wird, auf dem seit 2.000 Jahren die Parzellen (Clos) ausgetestet werden.

Die Studien berücksichtigen alle die Projektionen von Meteo France. Diese Studien gehen davon aus, dass die Atlantik-Küste mit ihrem Hinterland von zunehmender Trockenheit heimgesucht wird, dass Trockenheit die Mittelmeer Region heimsucht. Untersuchungen der französischen Meteorologen, schreibt die französische Tageszeitung Le Figaro, haben ergeben, dass heute schon in Burgund Weinanbau mit veränderten Klimabedingungen betrieben wird. „Das Klima von vor 45 Jahren gibt es heute 100 Kilometer nördlich in einer Höhe von 200 Metern“, heißt es in einer Studie der französischen Meteorologen zur Situation in Burgund.

Weinbau an der Ostsee

Wein zukünftig in Großbritannien anzubauen, scheint keine Illusion zu sein. In Kent gibt es heutzutage bereits einen ausgedehnten Anbau von Weißweinen. Und im Rahmen von Klimastudien in Deutschland wird auch erwähnt, dass man zukünftig in Mecklenburg Vorpommern, an der Ostsee, Wein anbauen könnte.

In europäischen Klima-Untersuchungen und Projektionen gehen Forscher davon aus, dass natürlich auch Saar und Mosel vom Klimawandel betroffen sind. Für den Großraum werden wesentlich mehr Regenfälle vorausgesagt. Das betrifft dann nicht nur die Hochwasserschützer am stark regulierten Lauf der Mosel sondern auch die Winzer, die ihre Reben unter veränderten Wetterbedingungen kultivieren werden.

Im weinwirtschaftlichen Institut in Bordeaux arbeitet man am Wein der Zukunft. Auf einer Parzelle sind alle großen Rebsorten aus ganz Europa angebaut. Eine erste Weinlese gibt es in diesem Jahr. In zehn Jahren sollen die Studien ausgereift sein, aus denen hervorgeht, welche Rebsorten den Wein der Zukunft ergeben werden. Dort ist man überzeugt davon, dass der Wein in 85 Jahren einen anderen Geschmack haben wird. Für den Wein in seiner Entwicklung ist das nicht neu. Wir heutzutage würden den Wein, den die Römer tranken, vermutlich ausspucken und als ungenießbar bezeichnen.

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