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Das Ende einer Dienstreise

Das Ende einer Dienstreise
(AP)

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Nach dem Space Shuttle "Discovery" hat nun auch die "Endeavour" ihre Abschiedsmission absolviert. Im Juli soll die letzte Reise der "Atlantis" beginnen - der historische Schlusspunkt des Shuttle-Zeitalters.

Perfekte Landung und ein Ende mit Wehmut: Rund 19 Jahre nach ihrem Jungfernflug ist die Karriere der US-Raumfähre «Endeavour» endgültig beendet. Der Space Shuttle kehrte am Mittwoch mit sechs Astronauten an Bord von seiner letzten Mission zur Erde zurück. Er landete nach 16 Tagen im All planmäßig um 8.35 Uhr MESZ auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida. «Ein großartiges Ende einer wirklich wundervollen Mission», schwärmte Nasa-Manager Bill Gerstenmaier nach der nächtlichen Landung.

Nun steht dem Orbiter nur noch ein letzter Weg bevor – ins Museum. Derweil liefen bereits Vorbereitungen für die allerletzte Shuttle-Reise an: Während «Endeavour» zur letzten Landung ansetze, wurde «Atlantis» bereits zur Startrampe gerollt: Wenn alles gutgeht soll «Atlantis» am 8. Juli aufbrechen – für die US-Raumfahrt endet ein stolzes Kapitel.

Verlässlichkeit

Die «Endeavour» war am 16. Mai zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen, wo die Besatzung in vier Außeneinsätzen innerhalb von gut elf Tagen wichtige Wartungs- und Reparaturarbeiten unternahm. Die Crew installierte unter anderem einen zwei Milliarden Dollar (1,39 Milliarden Euro) teuren Teilchendetektor, der Forschern in aller Welt neue Erkenntnisse über die Antimaterie und den Ursprung kosmischer Strahlung liefern soll. Gerstenmaier schwärmte: «Es hätte nicht besser laufen können.»

Die Nasa hatte bereits am Ende der Reise begeistert von einer perfekten Mission gesprochen und die Verlässlichkeit der betagten «Endeavour» hervorgehoben. «Ihre Leistung war nichts weniger als herausragend», sagte LeRoy Cain, der den Abschiedsflug von der Erde aus überwachte. Vor der Abreise hatte das Vehikel jedoch noch große Probleme gemacht – der Abflug musste wegen technischer Probleme mehrfach verschoben werden, Ende April nahezu in letzter Minuten.

Abschiedsmission

Die «Endeavour» ist die jüngste von insgesamt fünf für Flüge ins All eingesetzte US-Raumfähren. Sie ersetzte die 1986 explodierte «Challenger» und bestritt seit ihrem ersten Start am 7. Mai 1992 insgesamt 25 Reisen. Nach Angaben der Nasa verbrachte sie alles in allem 299 Tage im Weltraum und legte dabei 197,6 Millionen Kilometer zurück. Sie umrundete die Erde insgesamt 4671 Mal – allein bei ihrer Abschiedsmission waren es 248 Mal.

Vor allem für die Montage der ISS spielte sie in all der Zeit eine große Rolle. Zwölf Mal dockte sie an dem Außenposten der Menschheit im All an, lieferte unter anderem im Dezember 1998 das erste amerikanische Bauteil und über die Jahre wichtige Solarkollektoren, Laborteile und Beobachtungsmodule.

Ausstellungsstück

Künftig darf sich das kalifornische Wissenschaftszentrum über die «Endeavour» als Austellungsstück freuen. Nicht weit entfernt wurden die Space Shuttle entwickelt und gebaut.

Der Abschied löst bei Raumfahrtfans weltweit Wehmut aus. Auch der «Endeavour»-Kommandant Mark Kelly zeigte sich in seinem letzten Interview aus einem Space Shuttle sentimental: «Sie waren 30 Jahre lang die Arbeitspferde des amerikanischen Weltraumprogramms. Es ist traurig, sie in den Ruhestand gehen zu sehen», sagte er kurz vor der Rückkehr zu Erde.

Zäsur

Auch praktisch steht die Nasa vor einer Zäsur. Erstmals seit 60 Jahren wird sie keine Astronauten mehr in eigenen Gefährten ins All bringen können, sondern ist auf Mitfahrgelegenheiten in russischen «Sojus»-Kapseln angewiesen. Später sollen privat entwickelte Fahrzeuge die Aufgabe übernehmen.

Für die fernere Zukunft kündigte die Nasa jüngst einen Nachfolger seiner Shuttle an. Das neues Multi-Purpose Crew Vehicle (MPCV) soll bis zu vier Astronauten rund drei Wochen lang ins All befördern können. Wann es an den Start gehen kann, ist jedoch noch offen.