Stichdatum soll der 21. Juli sein. Dann nämlich feiert König Albert II sein 20-jähriges Thronjubiläum. Nur eines könne den Wechsel im Königspalast noch verhindern: Ein Erdrutschsieg der „republikanischen“ N-VA bei den nächsten Kommunalwahlen wird im Artikel von „Le Soir“ am Freitag betont. Der 79-jährige Monarch ist gesundheitlich nicht mehr in der allerbesten Verfassung, heißt es. Wenn die politische Lage im Land stabil bleibt, der Übergang ohne Probleme vonstattengehen kann und Albert II das Gefühl hat, alles erreicht zu haben, was er wollte, rechnet die größte wallonische Tageszeitung mit einer baldigen Abdankung.
Der Palast hat die Gerüchte, die schon seit Längerem laufen am Freitag jedoch dementiert. Der Pressesprecher des königlichen Palastes sagte „Le Soir“ gegenüber, die Frage der Nachfolge Albert II stünde „nicht auf der Tagesordnung“.
Gerüchte gibt es schon lange
Gerüchte über einen Wechsel an der Spitze des Staates gibt es schon länger. So wurde 2009 behauptet, Albert II würde zugunsten seines ältesten Sohnes anlässlich seines 75. Geburtstages abdanken. Dann kam das Gerücht auf, er werde Platz machen für Philippe, wenn dieser 50 Jahre alt wird (2010). Letztes Jahr wurde die Abdankung an die Bildung einer neuen Regierung gebunden.
Laut „Le Soir“ gab es aber immer Gründe, die einen Monarchenwechsel ausschlossen. Albert II ist ein guter König widmete sich mit Leib und Seele seiner Ausgabe. Er ist ein Garant für den Zusammenhalt Belgiens. Eine Abdankung des Königs während der institutionellen Krise hätte das Überleben der Monarchie ernsthaft gefährdet. Bisher schien es zu keinem Moment opportun, den Staatschef auszuwechseln. König Albert II ist mit seinen 79 Jahren der älteste Monarch, den Belgien je kannte.
Der Fall «Léopold III»
In Belgien will es des Weiteren die Tradition, dass ein Monarch auf dem Thron stirbt. Nur ein König stellte eine Ausnahme dar: Léopold III. Er zog sich 1951 frühzeitig zurück. Grund für seine Abdankung war sein Verhalten während des Zweiten Weltkrieges.
Leopold III. hatte sich während des Krieges und der deutschen Besatzung in seinem Palast in Laeken aufgehalten, während seine Minister ins Exil nach London gingen. Im Juni 1944 deportierten ihn die Deutschen jedoch nach Österreich. Erst im Mai 1945, nach der Kapitulation, wurde er von Amerikanern aus seiner Gefangenschaft befreit. Bei seiner Rückkehr nach Belgien wurde Leopold aufgrund seines Verhaltens heftig kritisiert.
Die Übergangsregierung wählte seinen Bruder, Prinz Karl (1903–1983), zum Regenten. Leopold ging in die Schweiz ins Exil. 1946 entlastete ihn eine Untersuchungskommission vom Vorwurf des Verrats. Bei seiner Rückkehr nach Belgien 1950 wurde er aber mit Streiks und Protesten empfangen. Während die Flamen für Leopold waren, forderten die Wallonen seine Abdankung. Noch nie war das Land so geteilt. Um die Einheit seines Landes zu wahren und die Monarchie zu erhalten, dankte Leopold III am 16. Juli 1951 zugunsten seines erst 20-jährigen Sohnes Baudouin ab.
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