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China: Weg frei für Cargolux-Beteiligung

China: Weg frei für Cargolux-Beteiligung
(SIP/Charles Caratini)

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Henan Cargo Airline heißt das neue Joint Venture zwischen Cargolux und der chinesischen HCNA. Ein Feature aus Zhenghzhou.

Tag 3 von Premier Xavier Bettels offizieller Visite in China. Der Premier wird samt Delegation mit der mehr als ein Dutzend Autos umfassenden Eskorte auf den Bahnsteig kutschiert. Im Schnellzug geht es mit über 300 km/h von Peking nach Zhenghzhou.

Mittags wird der Flughafen besichtigt, abends das Abkommen unterschrieben – und am Nachmittag ein Shaolin-Tempel mit Kung-Fu praktizierenden Mönchen besichtigt.

„Das Dossier Cargolux und Zhenghzhou in der chinesischen Provinz Henan war eines unserer ersten Dossiers während den Koalitionsverhandlungen, bevor die Regierung die Verantwortung übernommen hat“, erzählt Bettel.

„Es wurde mit der ´Henan Civil Aviation Development & Investment´ (HNCA) diskutiert. Damals war vorgesehen, dass es vier Flüge pro Woche zwischen Luxemburg und Zhenghzhou sein sollen, heute sind wir schon bei 15“, freut sich der Premier.

«Flughafen besichtigt»

„Wir haben den Flughafen besichtigt. Vor fünf Jahren war dort nichts“. Wie wichtig dieser Flughafen für Luxemburg ist, zeigt sich am Gedankenspiel neben den bestehenden Fracht- auch Passagierflüge anzubieten.

„Es gibt Pisten, die einen Passagierflug von Zhenghzhou nach Luxemburg vorsehen. Allerdings ist das keine Entscheidung, die wir treffen. Wir könnten sie nicht anbieten. Das muss von der chinesischen Seite kommen“, so Bettel der neben Nachhaltigkeits- und Infrastrukturminister François Bausch in Zhenghzhou sitzt.

„Als die Diskussionen mit HNCA begonnen haben, waren wir bei der Cargolux in einer Situation, die nicht extrem einfach war“, erinnert sich Bausch. Die Cargolux habe eine Situation durchlebt, in der der Staat 33 Prozent der Cargolux-Aktien hatte.

„Die EU-Kommission übte Druck auf uns aus, dass wir die Anteile so schnell wie möglich wieder privat weiterleiten sollten.“ Wäre das nicht gelungen, hätte es für Cargolux schlecht ausgesehen. „Es war ein Vabanque-Spiel, das damals lief. Die Uhr hat für Cargolux getickt. Deshalb haben wir uns dazu dafür entschieden, diesen Weg weiterzugehen.“

Überlebensfähig

Man sei zunächst viel kritisiert worden. Es sei behauptet worden, dass keine 10.000 Tonnen zwischen Luxemburg und Zhenghzhou pro Jahr geflogen würden. „Mittlerweile sind wir bei 120.000 Tonnen. 10 Prozent des Transportguts, das Cargolux momentan fliegt, gelangt nach Shenghzhou. Beim Umsatz ist es für Cargolux die Nummer drei“, so Bausch.

Cargolux habe nicht nur einen neuen Aktionär erhalten, der 200 Millionen Dollar in die Gesellschaft investiert habe. „Wir haben damit auch gesorgt, dass Cargolux einen neuen Hub erhalten hat, der eine neue Dynamik in die Gesellschaft brachte und sie damit absicherte“.

Nun beginnt die zweite Phase. Cargolux beteiligt sich mit 25 Prozent an „Henan Cargo Airline“, eines Joint Venture zwischen Cargolux und HCNA. Bislang trug die Airline den Namen „Cargolux China“.

Sie soll frühestens Ende 2018 mit zwischen drei bis fünf Flugzeugen am Start sein. Cargolux soll insgesamt 54 Millionen Euro in die neue Airline investieren. Die restlichen 75 Prozent gehen an HNCA und die Flughafengesellschaft der chinesischen Provinzhauptstadt Zhengzhou.

Laut Bausch sollen rund 50 Prozent an HNCA und mehr als 20 Prozent an die Flughafengesellschaft gehen. Man könne lange über die möglichen Risiken diskutieren, so Bausch, aber: „Man muss unsere Investition ins Verhältnis setzen, zu dem das vor drei Jahren vom Aktionär HNCA investiert wurde beziehungsweise was jetzt schon an Transportgut wegen diesem Aktionär geflogen wird. Dann sage ich, dass das Risiko, das die Cargolux läuft, vergleichsweise klein ist.“ Zudem habe Cargolux durch die Kooperation mit den Chinesen erst Partnerschaften wie jene mit Emirates ermöglicht.

25 statt 35 Prozent

Das Tageblatt hatte bereits am 12.6.2017 berichtet, dass Cargolux anstatt 35 Prozent nur 25 Prozent erhalte und wie darauf reagiert wird. Bausch setzt das Ganze in den Kontext. Das chinesische Gesellschaftsrecht funktioniere nicht wie in Luxemburg. Dies hätten ihm Anwaltskanzleien und in China lebende Luxemburger bestätigt.

„In China sind die Verträge und die prozentualen Verhältnisse weniger relevant als das, was man danach dennoch tun kann.“ Was sich hinter Bauschs kryptischer Formulierung versteckt: „Diese Gesellschaft ist nichts ohne Cargolux“. Henan Cargo Airline sei vom Cargolux-Netzwerk gesteuert und werde innerhalb des Cargolux-Netzwerkes kommerzialisiert.

Wie die Welt in 40 Jahren aussehe, wisse niemand niemand. „Heute ist es ein Mehrwert und eine Verstärkung, wenn wir den chinesischen Aktionär bei der Stange halten. Ich glaube nicht, dass es zu einer Konkurrenzsituation innerhalb der Cargolux kommt.“

Weitere Knackpunkte seien aber die Fragen, wie die 25 Prozent von Cargolux eingesetzt würden und ob die neue Airline mittels Subsidien der Zentralregierung, die an die Provinz fließen, finanziert werde.

Kein Kommentar

„Ich hüte mich schwer, etwas darüber zu sagen, was in China gemacht wird und wie dort Subsidien verteilt werden. Ich weiß, dass das Projekt, so wie es jetzt aufgestellt ist, finanziell funktioniert. Mehr will ich dazu nicht sagen“, so Bausch auf Nachfrage des Tageblatt.

Auch die Fragen rund um die Piloten und andere Fragen aus dem älteren „Commercial Agreement“ kommentiert der Minister wie folgt: „Was wir jetzt unterschrieben haben, hat z. B. gar nichts mit Wartung zu tun, sondern behandelt nur die Schaffung des Joint Venture (…). Dann kommt die Frage der Piloten, die die Maschinen fliegen sollen. Sind das Cargolux-Piloten, die kurzzeitig nach China kommen oder müssen es chinesische Piloten sein? All dies müssen wir noch klären.“

Dass Cargolux am Ende nur 25 statt 35 Prozent erhielt, erklärt Bausch wie folgt: „Die Provinz Henan hätte es bevorzugt, Cargolux würde 35 Prozent erhalten (…) Die Summe wäre nicht kolossal größer gewesen. Der Zentralstaat hat aber gesagt, dass keine Ausnahme gemacht wird.“