Bei kühl-feuchtem Wetter und heftigem politischem Streit hat Italien am Donnerstag seinen 150. Geburtstag gefeiert. Nach nächtlichen Festen in den Großstädten wünschte Staatspräsident Giorgio Napolitano in einer Feierstunde der Parlamentskammern dem Land «Stolz, Vertrauen und nationale Einheit». Die Feiern wurden jedoch teilweise von Politikern der separatistischen Lega Nord, dem Juniorpartner in der Mitte-Rechts-Regierung Silvio Berlusconis boykottiert. Dies warf einen Schatten auf die proklamierte Einheit und den eigens für den 17. März 2011 geschaffenen Feiertag.
Am 17. März vor 150 Jahren war es Viktor Emanuel II, der erste König des Landes, der das Königreich Italien ausgerufen und damit 1861 die Einheit begründet hatte. Als Nationalheld der Einheit wird bis heute allerdings vor allem Giuseppe Garibaldi gefeiert.
Vorbereitungen zeigten Riss
Bereits die Vorbereitungen des «Geburtstages» hatten erneut den tiefen Riss deutlich gemacht, der durch das Land geht. Die Südtiroler wollten mit dem Feiertag nichts zu tun haben und die Lega Nord lehnt weiterhin Hymne wie Fahne ab. Etliche Lega-Politiker boykottierten auf nationaler Ebene die Feiern. Nur fünf der fast 90 Abgeordneten der Nordpartei – darunter Lega-Chef Umberto Bossi sowie die Minister Roberto Calderoli und Roberto Maroni nahmen an der parlamentarischen Feierstunde teil, dem Höhepunkt des Festtages.
Wohl nicht von ungefähr wünschte Napolitano daher Italien einen «neuen Zement nationaler Einheit». Dieser möge «gegen die Erosion durch blinde Grabenkämpfe und den weit verbreiteten Verlust von Verantwortungsbewusstsein» wirken. Denn gespalten ist das Land auch eineinhalb Jahrhunderte später noch, so zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden. Das politische Klima ist aggressiv aufgeheizt und teilt die Italiener in Anhänger und Gegner des umstrittenen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Dessen jüngste Sex-Skandale brachten Italien auch international negative Schlagzeilen.
Feiertag
Trotz aller Polemik war der für das Jubiläum ausgerufene Feiertag mit einer farbenprächtigen «Notte Tricolore» eingeläutet worden: Musik, Spektakel, offene Museen und Feuerwerk luden schon in der Nacht nicht nur die Römer ein, ihr Italien dennoch zu feiern. Eine Aufführung von Verdis «Freiheits»-Oper «Nabucco» mit Stardirigent Riccardo Muti am Pult sollte die Festivitäten am Donnerstagabend in Rom gebührend beschließen.
US-Präsident Barack Obama und Papst Benedikt XVI würdigten in Glückwunschschreiben das Jubiläum. «An diesem Tag sind wir vereint mit allen Italienern in der Welt, um den Mut, die Opfer und die Visionen jener Patrioten zu ehren, die der italienischen Nation zum Leben verholfen haben», schrieb Obama. Das Christentum gehöre zum Fundament Italiens, hob Benedikt in seiner Gratulation an Napolitano den Beitrag der Kirche zur italienischen Kultur und Politik hervor.
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