Nach den Sommerferien beginnt für viele Abiturienten ein Bachelor-Studium. Der «kleine» Hochschulabschluss hat sich zwar als Brücke in den Beruf oder als Vorstufe zum höherwertigen Master-Grad bewährt. Doch finden viele den Bachelor zu schulisch und immer noch oft minderwertig. Nun haben sich die Hochschulen und die deutschen Bundesländer auf Reformvorschläge geeinigt – ein Überblick:
Warum soll es Änderungen am Bachelor-Studium geben?
Die Reformer wollen teils harscher Kritik begegnen. Der auf sechs Semester angelegte Bachelor wird gern geschmäht – als gerade mal dreijähriges «Schmalspurstudium», zu eng getaktet und mobilitätsfeindlich. Einige Schwachpunkte wollen Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Kultusministerkonferenz der Bundesländer (KMK) jetzt ausräumen.
Um wie viele Bachelor-Studenten geht es in Deutschland?
Um sehr viele. Im Wintersemester 2014/2015 waren 88 Prozent aller Studiengänge Bachelor- und Masterstudiengänge, bei den Fachhochschulen lag der Anteil bei 99 Prozent, wie die neue Erklärung von KMK und HRK auflistet. An Musikhochschulen betrug er 84, an Kunsthochschulen 62 Prozent. Bei Lehramt, Medizin, Pharmazie und Rechtswissenschaften ist der Bachelor weniger weit verbreitet. Laut Statistischem Bundesamt studieren drei Viertel der 2,7 Millionen Studenten auf Bachelor oder Master. Die Reform für kürzere Studienzeiten, europaweite Vergleichbarkeit und Mobilität, ist also angekommen. Aber 28 Prozent brechen das Bachelor-Studium ab. Auch viele Luxemburger wären von einer Reform betroffen. Im Studienjahr 2014/15 haben 3.624 Luxemburg in der Bundesrepublik studiert.
Was könnte konkret anders werden im Studienverlauf?
Studierende sollen mehr Freiräume erhalten. Hochschulen sollen mehr Flexibilität bei der Gestaltung von Studienverläufen bekommen. Angesichts der heterogenen Studierendenschaft soll die Lehre qualifizierter werden. Die «Übersättigung mit Inhalten» im knapp bemessenen Bachelor-Studium müsse aufhören, sagt HRK-Vize Holger Burckhart. Teilzeit-, Fern- oder berufsbegleitendes Studium sowie Studieren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten soll gestärkt werden. Vorgaben zur Regelstudienzeit sollten flexibler gehandhabt werden.
Was soll sich bei den Noten ändern?
Um Druck vom Kessel zu nehmen, sollen Hochschulen insbesondere für die ersten beiden Semester von einer Einbeziehung von Noten in die Berechnung der Endnote absehen können. Auch 2bestanden» oder «nicht bestanden» könne reichen.
Soll ein Studium dann insgesamt länger dauern?
Das kalkulieren die Hochschulen ein. «Es sollte künftig keine starre staatliche Vorgabe für eine Gesamtstudienzeit Bachelor und Master von zehn Semestern mehr geben», sagt HRK-Chef Horst Hippler. «Ein Bachelor in Physik ist nie im Leben ein Physiker», sagte der Karlsruher Physik-Professor einmal.
Wie geht es jetzt mit dem Reformschub weiter?
Im kommenden Wintersemester ändert sich im Uni-Alltag wohl noch nichts. Nun ist eine Vereinbarung zwischen Hochschulen und den Bundesländern fertig. Wie schnell es zur konkreten Umsetzung an den Hochschulen kommt, bleibt abzuwarten.
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