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Außenseiter Sport

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Werbewert der Marke Luxemburg.

Die Marke Luxemburg war in der vergangenen Woche durch das Damen-Tennisturnier international in aller Munde. Die sportlichen Groß-Events wie die BGL BNP Paribas Luxembourg Open oder die Cyclocross-WM 2017 in Beles sorgen für einen hohen Werbewert des Großherzogtums im Ausland.

Es wird ein anderes Bild von Luxemburg gezeigt als das eines vermeintlichen Steuerparadieses und „Absahner-Landes“. Sport hat eine viel größere Wirkung, als den meisten bewusst ist, vor allem den Politikern. Das Sportministerium versucht in diesem Bereich Boden gutzumachen im Vergleich zu anderen Ländern. So soll Mitte 2016 ein erstes Sport-Satelliten-Konto veröffentlicht werden. Dieses soll den Einfluss des Sports auf die Wirtschaft verdeutlichen. In den anderen europäischen Ländern gibt es die Satelliten-Konten seit 2006. Als Beispiel: In Deutschland trägt der Sport 3,3% zur Bruttowertschöpfung bei. In Österreich sind es sogar 4,9%. Alleine der Alpen-Tourismus generiert 9,1% aller Übernachtungen europaweit.

Im integrierten Sportkonzept des nationalen Olympischen Komitees COSL findet sich eine interessante Zahl aus einer „Eurostrategies“-Studie aus dem Jahr 2005: Der Großteil der Finanzierung des Sports in Luxemburg kommt aus den privaten Haushalten: 220,1 Millionen Euro. Das geht dann vom neuen Paar Laufschuhe über die Mitgliedschaft im Fußballverein bis zur Bezahlung des Tennistrainers der Kinder.

Der Sport ist in der politischen Landschaft ein Außenseiter – so wie Misaki Doi, die japanische Tennisspielerin, die am Sonntag das Turnier auf Kockelscheuer gewann. Der Unterschied ist, dass der Sport Image-technisch in den letzten Jahren wenig gewonnen hat und mit bescheidenen Mitteln arbeiten muss. Mit 0,34% Anteil am Gesamt-Paket 2016 hat der Sport das zweitkleinste Budget aller Ministerien.

Neben dem finanziellen Aspekt werden aber immer wieder zwei unentbehrliche Faktoren des Sports vergessen: Gesundheit und vor allem Integration. Die Bewegungsmauer kommt mit geräumigen Schritten. Der politische Wille, daran etwas zu ändern, ist aber nicht vorhanden. Die Gesellschaft und auch Kinder in jungem Alter werden bewegungsfauler. Der Freiraum für Bewegung wird immer mehr eingegrenzt, in der Schule und auch im Elternhaus. Der Mensch wird immer mehr zum Sitzwesen, was nicht förderlich für die Gesundheit ist. Und so werden im Endeffekt die Krankenkassen vermehrt belastet.

Sport ist eine Sprache, die jeder versteht. Das wird in der Diskussion um die Integration von Flüchtlingen und vor allem deren Kindern vergessen. Warum? Schließlich sprengt Sport Barrieren und das fördert das Verständnis unter Einheimischen und Flüchtlingen.

Es geht nicht nur um die Marke Luxemburg. Das große Bild ist wesentlich vielfältiger, wird aber in dieser Form nicht so von den Entscheidungsträgern gesehen.

David Thinnes