Auf der Consumer Electronics Show vor 30 Jahren schockte Jack Tramiel die junge Computer-Branche: Seine Firma Commodore präsentierte auf der Elektronikmesse den Homecomputer C64, der sich in den kommenden Jahren über 30 Millionen Mal verkaufen sollte – und damit bis heute den Weltrekord des populärsten Personal Computers aller Zeiten hält. Der «Vater des C64» starb am Ostersonntag in Kalifornien im Alter von 83 Jahren.
Im Gegensatz zu seinen damaligen Konkurrenten wie den Apple-Gründern Steve Jobs und Steve Wozniak war Tramiel kein Kind der kalifornischen Flower-Power-Ära, sondern als Überlebender des nationalsozialistischen Holocausts in die USA gekommen. Tramiel war als Jacek Trzmiel am 13. Dezember 1928 im polnischen Lodz geboren. Er überlebte das Ghetto von Lodz, das Konzentrationslager Auschwitz und als Zwangsarbeiter ein Lager in Hannover-Ahlem, bevor er 1945 von der US-Armee befreit wurde. Nach dem Krieg wanderte Trzmiel in die USA aus und änderte seinen Namen in Jack Tramiel.
Commodore
In den USA und später in Kanada baute Tramiel das Unternehmen Commodore auf, das mit gebrauchten Schreibmaschinen handelte oder Büromaschinen aus importierten Teilen zusammenbaute. Den Einstieg in die Computerindustrie unternahm der Büromaschinen-Mechaniker mit einfachen Taschenrechnern.
Einen Platz in den Geschichtsbüchern der Computerindustrie eroberte sich Tramiel mit dem Commodore PET (Personal Electronic Transactor), der 1977 auf dem Markt kam und mit dem Apple II konkurrierte, den Steve Wozniak entworfen hatte. Unter dem Motto «Ein Computer für die Massen – nicht für die Klassen» stellte Commodore im Juni 1980 den VC 20 vor, der in Deutschland bei einem Preis von 700 D-Mark dem Ruf eines «Volkscomputers» gerecht wurde. Noch erfolgreicher erwies sich 1982 das Nachfolge-Modell, der C64, der von seinen Besitzern liebevoll «Brotkasten» genannt wurde. Er hält im Guinness Book of World Records die Marke des erfolgreichsten Heimcomputers aller Zeiten.
Aus der Firma gedrängt
Als Tramiel mit seiner hemdsärmeligen Art in dem inzwischen börsennotierten Unternehmen einen seiner Söhne im Top-Management platzieren wollte, wurde er 1984 von den Aufsichtsgremien aus seinem Unternehmen gedrängt. Mit den Erlösen aus dem Verkauf seiner Commodore-Aktien stieg er dann beim angeschlagenen Konsolen-Hersteller Atari ein und ließ dort unter dem Management seinen Sohnes Sam Tramiel erneut ein Erfolgsmodell konstruieren. Der Atari ST verfügt wie der Apple Macintosh über eine grafische Bedienungsoberfläche, die mit einer Maus gesteuert wurde.
Der Atari ST kostete deutlich weniger als ein Apple Macintosh und war den IBM-kompatiblen DOS-Computern in vielen Belangen überlegen. Doch mit dem Erfolg von Microsofts Windows sank der Stern von Atari wieder. Diesen Trend konnte auch Jack Tramiel selbst nicht mehr stoppen, der im Rentenalter bei Atari wieder das Ruder ergriff, nachdem sein Sohn Sam einen Herzinfarkt erlitten hatte. 1996 übernahm der Festplattenhersteller JTS die Aktien von Atari, ohne dem Unternehmen neue Innovationskraft einhauchen zu können.
Außerhalb der Computerbranche machte sich Tramiel als Förderer des Holocaust-Museums in Washington und des Museums für die Geschichte der polnischen Juden in Warschau einen Namen. Abschied von der Öffentlichkeit im Silicon Valley nahm Tramiel bei einer Feier zum 25-jährigen Jubiläum des C64 im Computer History Museum in Mountain View. Tramiel starb am 8. April 2012 im kalifornischen Monte Sereno im Kreise seiner Familie.
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