Bei den Todesopfern handelt es sich nach Polizeiangaben um neun Frauen und sechs Männer. Aus Sicherheitsgründen wurde die von insgesamt 1,4 Millionen Menschen besuchte Loveparade dennoch nicht sofort abgebrochen. Erst am späteren Abend ließen die Veranstalter das Musikprogramm allmählich ausklingen.
Die Panik entstand in einem Zugangstunnel vor dem eigentlichen Loveparade-Gelände am alten Güterbahnhof der Stadt. Augenzeugen berichteten, Polizeibeamte hätten Tausende Menschen davon abgehalten, auf das wegen Überfüllung geschlossene Gelände der Großveranstaltung zu strömen. Viele Besucher seien bei dem Andrang umgekippt. Etwa zehn hätten wiederbelebt werden müssen. Rettungskräfte seien kaum durchgekommen.
Opfer habe es aber nicht nur in dem Tunnel gegeben, es hätten auch einige Besucher Sicherheitszäune überklettert oder seien eine Treppe hinabgestürzt. Polizeihauptkommissar Jürgen Kieskemper nannte die Situation «sehr chaotisch». «Wir müssen noch aufklären, was da war, sagte er der Nachrichtenagentur DAPD. Einem Augenzeuge zufolge, der mit im Tunnel war, sind die Menschen im dichten Gedränge nicht mehr vor oder zurück gekommen.
Dadurch sollen einige in Panik geraten sein und geschrien haben, was sich dann zu einer Massenpanik ausgewachsen habe. Unmittelbar vor der Meldung über die Massenpanik hatte die Polizei um 17.34 Uhr berichtet, das Veranstaltungsgelände sei wegen Überfüllung geschlossen worden. «Die Polizei gibt über Lautsprecher Hinweise an die Teilnehmer und bittet sie, zurück in Richtung Hauptbahnhof zu gehen.» Auf einer Pressekonferenz hieß es aber später, das abgezäunte Veranstaltungsgelände sei zum Zeitpunkt des Unglücks noch nicht ganz voll gewesen. Die Polizei war mit mehr als 2.000 Landespolizisten vor Ort, wie Kieskemper weiter sagte. Zusätzlich seien noch 1.200 Bundespolizisten eingesetzt gewesen.
Zuschauer über Autobahn abgeleitet
Die Notausgänge des Loveparade-Geländes wurden nach dem tragischen Unfall geöffnet. Die Zuschauer wurden nach Angaben der Stadt Duisburg über die Autobahn 59 abgeleitet. Alle noch ankommenden Besucher wurden am Hauptbahnhof angehalten, wieder umzukehren. Am Abend wurden auch 120 Busse aktiviert, um die Besucher so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.
Der Hauptbahnhof selbst musste am Abend wegen Überfüllung gesperrt werden, auch die Straßen rund um den Bahnhof waren voller Menschen. Dass die Veranstalter die Musikparty zunächst weiterlaufen ließen, erklärte der Pressesprecher der Stadt Duisburg, Frank Kopatschek, mit der Sorge um die Sicherheit der 1,4 Millionen Besucher. «Der Krisenstab hat entschieden, die Veranstaltung noch nicht zu beenden, weil im Moment zu viele Menschen auf dem Gelände sind», sagte Kopatschek.
Eine weitere Panik habe verhindert werden müssen. Auch am Abend lief die Musik weiter, während die Besucher das Gelände verließen. Viele von ihnen hatten erst spät von dem tragischen Unglück erfahren, DJs legten weiter auf.
Andrang in Unfallklinik
Der Sprecher der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Duisburg, Friedhelm Bohlar, sagte DAPD, seit dem Zwischenfall seien immer wieder Schwerverletzte gekommen, die in der Klinik versorgt wurden. Derweil kamen weitere Hubschrauber herein. In der Unfallklinik war aber zunächst keiner der Schwerverletzten in einem kritischen Zustand. Es gebe Schnittwunden und Quetschungen, etwa des Beckens, hieß es. Bundespräsident Christian Wulff, Kanzlerin Angela Merkel und die nordrhein-westfälische Landesregierung reagierten bestürzt auf die Tragödie.
«Eine solche Katastrophe, die während eines friedlichen Festes fröhlicher junger Menschen aus vielen Ländern Tod, Leid und Schmerz verursacht, ist furchtbar», erklärte Wulff in Berlin. Er hoffe, dass allen Verletzten schnell wirksame Hilfe zuteil werde und die Ursachen rückhaltlos aufgeklärt würden. Merkel erklärte: «Zum Feiern waren die jungen Menschen gekommen, stattdessen gibt es Tote und Verletzte. Ich bin entsetzt und traurig angesichts des Leids und des Schmerzes.» Landesinnenminister Ralf Jäger sagte in Duisburg: «Ich bin entsetzt und traurig, dass Menschen, die unbeschwert feiern wollten, gestorben sind.» Der Krisenstab der Landesregierung habe sofort reagiert und weitere Behandlungs- und Betreuungskräfte aus dem ganzen Land nach Duisburg geschickt.
Die insgesamt dritte Loveparade im Ruhrgebiet war am Nachmittag friedlich gestartet. Ab 14.00 Uhr rollten 15 sogenannten Floats über das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs der Ruhrgebietsstadt. Erstmals fuhren die Paradewagen nicht wie in früheren Jahren durch die Innenstadt, sondern auf einem abgesperrten Gelände im Kreis.
APN
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