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Tragödie beendet Loveparade für immer

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Die seit Jahren als fröhlich und ausgelassen bekannte Loveparade hat am Wochenende mit einer Tragödie ihr jähes Ende gefunden.

Bei der größten Musikparty der Welt kam es am Samstag in Duisburg zu einer Massenpanik mit 19 Toten und 342 zum Teil schwer Verletzten. Das Unglück löste bei Politikern in Deutschland und aller Welt Trauer und Entsetzen aus. Die Veranstalter verkündeten am Tag nach der Katastrophe das Aus für die Technoparade, die seit 1989 fast jedes Jahr Millionen Besucher angezogen hatte. Über das Sicherheitskonzept der Großveranstaltung entbrannte ein heftiger Streit. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf. Das Unglück ereignete sich am späten Samstagnachmittag kurz vor 17.30 Uhr an dem Zugangstunnel zu dem Veranstaltungsgelände am alten Güterbahnhof der Ruhrgebietsstadt.
Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen bei der Massenpanik, während das umzäunte Partygelände wegen Überfüllung geschlossen wurde. An der Rampe habe man kaum noch Luft bekommen. Menschen seien von hinten nachgedrängt, während vorne niemand mehr hineingekommen sei. Mehrere Besucher seien umgekippt, und schließlich hätten viele junge Leute übereinander gelegen. Zehn hätten wiederbelebt werden müssen. Rettungskräfte seien zunächst nicht durchgekommen. Auf einer Pressekonferenz am Sonntag betonte der stellvertretende Polizeipräsident Detlef von Schmeling aber, in dem Tunnel zum Veranstaltungsort der Loveparade selbst habe es keine Toten gegeben. Die Todesopfer seien an der Zugangsrampe dahinter gefunden worden.

Bis zum Nachmittag konnte die Polizei alle 19 Todesopfer identifizieren. Neben elf Deutschen kamen auch junge Menschen aus den Niederlanden, Australien, Italien, China, Spanien und Bosnien-Herzegowina ums Leben. Die Toten waren den Angaben zufolge zwischen 20 und 38 Jahre alt. In der gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft wurde betont, der Unglücksort liege außerhalb des Tunnels. 14 Tote seien im Bereich der abgesperrten Metalltreppe, zwei an einer Plakatwand gleich zu Anfang des Ausgangs zum Veranstaltungsgelände gefunden worden. Im übrigen habe die Polizei zu keiner Zeit den Zugang zum oberen Ende der Rampe gesperrt, sondern schon vor dem Unglück eine zweite Rampe geöffnet.

OB verteidigt Sicherheitskonzept

Gegen die Veranstalter wurden schwere Vorwürfe erhoben. So erklärte die Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund, vor der Veranstaltung von Polizei und Feuerwehr erhobene Einwände gegen das Sicherheitskonzept seien ignoriert worden. Loveparade-Gründer Dr. Motte schrieb auf seiner Homepage, das Veranstaltungsgelände abzusperren sei ein Fehler gewesen. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) sprach dagegen von einem stichhaltigen Sicherheitskonzept und machte «individuelle Schwächen» für die Katastrophe verantwortlich.
Die Veranstalter hatten bereits am Samstag von 1,4 Millionen Menschen gesprochen, die zur dritten Loveparade im Ruhrgebiet gekommen seien. Polizeivizepräsident von Schmeling sagte aber am Sonntag, er könne diese Zahl nicht bestätigen. Auf dem Veranstaltungsgelände sei noch Platz gewesen. Um eine weitere Panik zu vermeiden, wurde die Technoparty nach dem tödlichen Zwischenfall nicht sofort abgebrochen und aus Sicherheitsgründen erst gegen 23.00 Uhr beendet.

Wulff und Merkel fordern Aufklärung

Papst Benedikt XVI. und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso übermittelten Deutschland und den Angehörigen der Opfer ihr tief empfundenes Mitgefühl. Bundespräsident Christian Wulff forderte eine rückhaltlose Aufklärung des Unglücks und erklärte: «Eine solche Katastrophe, die während eines friedlichen Festes fröhlicher junger Menschen aus vielen Ländern Tod, Leid und Schmerz verursacht, ist furchtbar.» Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte: «Zum Feiern waren die jungen Menschen gekommen, stattdessen gibt es Tote und Verletzte. Ich bin entsetzt und traurig angesichts des Leids und des Schmerzes.» Auch Merkel forderte eine umfassende Aufklärung der Tragödie.
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte: «Unser Entsetzen über das schreckliche Unglück bei der Loveparade in Duisburg lässt uns verstummen.» Das Aus für die Loveparade begründete Veranstalter Rainer Schaller damit, dass die bislang durchweg fröhliche Musikparty sonst immer von dem Unglück überschattet sein würde. Daher werde sie nie wieder stattfinden.

Alle 19 Todesopfer der Loveparade identifiziert 
Die Kriminalpolizei hat alle 19 Tote der Loveparade in Duisburg identifiziert. Bei den Getöteten handele es sich um elf Frauen und acht Männer, teilte die Polizei am Sonntagnachmittag mit. Elf stammen aus Deutschland. Acht weitere kamen aus Australien, den Niederlanden, China, Italien, Bosnien-Herzegowina und Spanien.
Die deutschen Getöteten stammen aus Gelsenkirchen, Münster, Düsseldorf, Castrop-Rauxel, Bad Oeynhausen, Bielefeld, Mainz, Lünen, Hamm, Bremen, Steinfurt und Osnabrück. Die Angehörigen der Getöteten seien bereits von den Konsulaten und der Polizei benachrichtigt worden, oder die Benachrichtigung sei veranlasst worden, teilte die Polizei mit.

APN