Weinende Menschen warfen weiße und rote Rosen auf die Sargdeckel. Die Wagen sind Teil eines Gedenkmarsches, der am am Donnerstag in dem Dorf Nezuk begonnen hatte und am Sonntagmorgen in Srebrenica eintreffen soll, wo ein Gottesdienst geplant ist.
Dort sollen die 775 Opfer beigesetzt werden, deren Leichen in Massengräbern gefunden und mit Hilfe von DNA-Tests identifiziert worden sind. Als die Transporter für einige Minuten vor dem Sitz des bosnischen Präsidenten in Sarajevo stoppten, spielten sich dramatische Szenen ab.
«Meine beiden Söhne sind hier»
Dabei versuchten die Menschen, möglichst nahe an die mit Tüchern bedeckten Särge zu gelangen. «Lasst mich ihn berühren», schrie eine Frau, die sich den Weg durch die Menge gebahnt hatte. «Vier meiner Brüder, vier meiner Brüder…», klagte sie und sank dabei auf ihre Knie.
Eine ältere Frau lehnte sich gegen einen Wagen, während sie zu einem Polizisten sagte: «Meine beiden Söhne sind hier.» Als sie das Gesagte wiederholte, nahm der Polizist sie beruhigend in den Arm.
Während des Krieges war Srebrenica offiziell UN-Schutzzone. Dennoch griffen einige niederländische Soldaten nicht ein, als bosnisch-serbische Milizen im Juli 1995 die muslimischen Bewohner zusammentrieben und die Männer und Jungen anschließend ermordeten.
Das Massaker mit rund 8.000 Opfern gilt als das schlimmste in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieg. Der UN-Strafgerichtshof in Den Haag verurteilte die Tat später als Völkermord.
Der damalige Befehlshaber der Serben, General Ratko Mladic, wurde Ende 1995 vor dem Kriegsverbrechertribunal angeklagt. Er ist bis heute nicht gefasst.
(apn)
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