In einer Programmschrift hatte Kaczynski das Bekenntnis zur schlesischen Nation als Versuch kritisiert, «sich vom Polentum zu distanzieren». «Wir Schlesier sind als fünfte Kolonne abgestempelt worden», sagte der Fraktionschef der liberalen Regierungspartei Bürgerplattform (PO), Tomasz Tomczykiewicz, am Montag in Warschau. Zehn PO-Parlamentarier unterzeichneten eine Strafanzeige gegen den national-konservativen Politiker.
Die Behauptung, es existiere die schlesische Nation, sei in Wirklichkeit eine «verkappte Option für Deutschland», betonte der national-konservative Politiker. Tomczykiewicz bezeichnete Kaczynskis Worte als die «Verunglimpfung» einer Volksgruppe.
Einheit des Landes gefährdet
Die Bewegung für Autonomie Schlesiens (RAS) wirbt seit Jahren für mehr Selbstständigkeit für den südpolnischen Verwaltungsbezirk mit der Hauptstadt Kattowitz (Katowice). Kaczynskis Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sieht darin eine Gefahr für die Einheit des Nationalstaates. Kaczynski betreibe eine Politik nach dem Motto «Polen nur für Polen», kritisierte der RAS-Chef Jerzy Gorzelik.
Bei einer Volkszählung vor neun Jahren hatten sich mehr als 173 000 Menschen zur schlesischen Nationalität bekannt. Bei der Neuauflage der Volkszählung, die am Freitag begonnen hat, rechnet Gorzelik mit einer Verdoppelung des Ergebnisses.
In der Vergangenheit hatten sich in Oberschlesien polnische, deutsche und tschechische Einflüsse gekreuzt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es dort zu heftigen deutsch-polnischen Kämpfen, die mit einer Teilung des umstrittenen Gebietes endeten.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können