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Münzen-Jäger verlieren den Rekord-Schatz

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Das Schatzsucher-Unternehmen Odyssey hat in einem Schiffwrack Silber im Wert von einer halben Milliarden Dollar gefunden. Ein Gericht in den USA hat ihnen den Schatz wieder abgenommen.

Es war ein fantastischer Schatz, den die US-Firma Odyssey an Bord eines im 19. Jahrhundert versunkenen spanischen Kriegsschiffes fand. Doch das Unternehmen muss die mehr als 500 000 Silbermünzen und hunderte Goldstücke an Spanien zurückgeben. Die umgerechnet rund 460 Millionen Schweizer Franken (500 Millionen Dollar) können sich die Schatzsucher ans Bein streichen – der wertvollste Schiffswrack-Schatz aller Zeiten ist verloren.
Infografik Versunkene Schätze

Ein Bundesrichter in Tampa im US-Bundesstaat Florida verdonnerte den kommerziellen Schatzsucher am Freitag (Ortszeit) dazu, den Schatz kommende Woche nach Spanien zurückzubringen. Die Forderung von Odyssey, die spanische Regierung solle mindestens die Lagerkosten für den Schatz – umgerechnet knapp 315 000 Euro – erstatten, wies das Gericht zurück.

«Nuestra Señora de las Mercedes»

Odyssey hatte das Wrack der 1804 vor Portugal versenkten «Nuestra Señora de las Mercedes» im Mai 2007 geortet und den insgesamt 17 Tonnen schweren Schatz nach Florida gebracht, ohne Spanien zu informieren. Das Unternehmen argumentierte, das Wrack habe sich in internationalen Gewässern befunden.

Spanien dagegen beharrte darauf, Anspruch auf den Schatz zu haben, weil er sich an Bord eines spanischen Kriegsschiffes befunden habe. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit – verständlich angesichts des enormen Werts.

Vergangene Woche hatte es der Oberste Gerichtshof der USA abgelehnt, das Urteil eines Gerichts niedrigerer Instanz zu kassieren, das den Schatz Spanien zusprach. Das Bundesgericht in Tampa musste nun entscheiden, wann der Schatz nach Spanien zurückgebracht werden muss.

Odyssey enttäuscht

Odyssey reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. Die Firma erklärte, Spanien habe sich mit dem Justizerfolg keinen Gefallen getan.

«Spanien war in diesem Fall sehr kurzsichtig», erklärte Vizepräsidentin Melinda MacConnel. «Künftig wird niemand mehr Anreize haben, Unterwasserfunde anzugeben. Jeder Fund, auf den Spanien Anspruch erheben könnte, wird versteckt werden, oder schlimmer noch: eingeschmolzen oder auf Ebay verkauft.»

Immer wieder Schätze

Das amerikanische Schatzsucher-Unternehmen Odyssey ist für eine ganze Reihe spektakulärer Funde verantwortlich. Jüngst wurde vor der irischen Küste das Wrack der Gairsoppa gefunden. Das britische Frachtschiff war im zweiten Weltkrieg einem deutschen U-Boot-Angriff zum Opfer gefallen und samt 198 Tonnen geladener Silberbarren gesunken.

Erst vor wenigen Tagen hat sich Odyssey mit der britischen Regierung über die Aufteilung der Erlöse vom Fund der Victory geeinigt. Das Wrack des Kriegsschiffs der britischen Marine aus dem späten 18. Jahrhundert wurde im Ärmelkanal entdeckt.

Der erste grosse Fund von Odyssey war 2003 vor der Küste Georgias (USA) geborgen worden. Es handelte es sich um den Schaufelraddampfer Republic, der 1853, mit 400 000 Münz-Dollars beladen, in einen Hurrikan geriet und sank.