„Jeden Tag behandeln unsere medizinischen Teams in den Spitälern und mobilen Kliniken Patienten, die geschlagen oder sogar gefoltert wurden.
Viele Menschen, vor allem Angehörige der usbekischen Bevölkerungsgruppe in Osh, haben uns erzählt, dass sie keine öffentlichen medizinischen Einrichtungen aufsuchen wollen, weil sie fürchten, verhaftet zu werden“, erklärt Andrei Slavuckij, der Einsatzverantwortliche für Kirgisistan bei MSF Schweiz.
INFO:
MSF ist seit 2006 in Kirgisistan stationiert und behandelt Tuberkulosepatienten in Strafanstalten, eingeschlossen diejenigen Patienten, die an der resistenteren Form der Krankheit leiden.
Gegenwärtig sind 45 Angestellte für MSF im Einsatz, wobei 19 internationale und 26 nationale Mitglieder dem derzeitigen Notfalleinsatz zugeteilt sind.
Inmitten einer Atmosphäre aus Angst und Misstrauen zwischen Usbeken und Kirgisen sowie bewaffneten Streitkräften, die um zahlreiche Osher Gesundheitseinrichtungen herum stationiert sind, ist der Zugang zu medizinischer Versorgung immer noch eines der Hauptprobleme.
Die Angst, keine unparteiische Behandlung zu erhalten, hält viele Personen, die dringend medizinische Hilfe benötigen, davon ab, eine medizinische Einrichtung aufzusuchen.
Ethnische Probleme
„In solch einem angespannten und unbeständigen Kontext rufen wir alle verantwortlichen Behörden dazu auf, die Parteilosigkeit von medizinischen Einrichtungen zu bewahren.
Es ist äusserst wichtig, dass jeder Patient, der eine medizinische Behandlung braucht, diese auch bekommt, egal welcher Herkunft er ist“, sagt Bruno Jochum, Direktor der Operationen bei MSF.
Seit Beginn der aktuellen Krise hat MSF mittels vier mobilen Kliniken über 4.000 medizinische Konsultationen in und um Osh und Jalal-Abad herum durchgeführt. Ausserdem werden 25 Gesundheitseinrichtungen mit Lieferungen von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung.
Nach den extrem gewalttätigen und psychisch belastenden Ausschreitungen im Juni, sitzt der Schock bei Tausenden von Menschen auch heute noch tief. Der Bedarf an psychologischer Betreuung ist immens und MSF konzentriert sich daher immer mehr auf psychologische Hilfe.
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