Wie wirksam ist Hagelabwehr und was ist das beste Rezept gegen Hagelschauer? Ihre Erfahrungen im Kampf gegen den Hagel präsentieren Experten auf einer internationalen Fachtagung seit Dienstag in Fellbach bei Stuttgart. 2011 verzeichnete allein der zweitgrößte deutsche Versicherer Generali 35 000 Schäden durch Unwetter, darunter 21 000 Fahrzeugschäden durch Hagel. Als Maßnahme gegen solche Schäden gibt es in mehreren Regionen in Süddeutschland sogenannte Hagelflieger.
Bei Unwetter steigen diese Flugzeuge auf und bringen Silberjodid-Lösung in die Wolken ein, damit kleinere Hagelkörner entstehen. Silberjodid soll dort eine Art Kristallisationsprozess auslösen, so dass sich mehr Körner bilden oder eben nur Regen fällt. In der Schweiz werden Unwetterwolken mit Raketen unschädlich gemacht. In Russland wird diese Technik ebenfalls angewendet. In Süddeutschland und im Alpenraum werden pro Jahr etwa 100 bis 150 solcher Anti-Hagel-Einsätze gezählt. Die Wirksamkeit der Hagelabwehr mittels derartiger Impfung der Wolken ist wissenschaftlich jedoch umstritten.
Ziel: Schäden verhindern
Auf der Fachtagung diskutierten Vertreter aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Russland am Dienstag in Fellbach bei Stuttgart über ihre Erfahrungen im Kampf gegen den Hagel. «Hagelabwehr kann landwirtschaftliche Betriebe ebenso wie Bürger und Unternehmen vor teilweise verheerenden materiellen Schäden bewahren», sagte Johannes Fuchs, der Landrat des Rems-Murr-Kreises auf der Tagung. Experten wollen auf der Tagung Langzeitstudien vorstellen, die nachweisen, dass die vom Hagel betroffene Fläche dadurch halbiert wird.
Ein Interesse an der Hagelabwehr haben vor allem Landwirte. Daher konzentrieren sich die Abwehrgebiete auf die süddeutschen Wein- und Obstanbau-Regionen. Hagelabwehr wird im deutschsprachigen Raum in der Ostschweiz und in der österreichischen Steiermark betrieben sowie weltweit in Südwestfrankreich, Nordspanien, Südosteuropa, Kanada, Argentinien, China, Russland und den USA.
Wirksamkeit schwer zu beweisen
«Die Wirksamkeit der Hagelbekämpfung ist sehr schwer zu beweisen, da es keine zwei identischen Unwetter gibt, wissenschaftliche Forschung jedoch auf Reproduzierbarkeit beruht», erklärt Hermann Gysi, der mit seiner Firma Radar-Info Daten für die Hagelabwehr liefert. Aus diesem Grund drückt sich Klaus Beheng vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bewusst vorsichtig aus, wenn es um die Bewertung der Hagelabwehr geht: «Es gibt Hinweise darauf, dass das Hagelrisiko bei einer Impfung abnimmt.»
Der Rems-Murr-Kreis ist das Zentrum der Hagelabwehr für die Region Stuttgart. Weitere Hagelabwehr-Regionen in Deutschland sind der Kreis Schwarzwald-Baar, der bayerische Landkreis Rosenheim und seit 2011 die Vorder- und Südpfalz in Rheinland-Pfalz. In Luxemburg gibt es keine solche Station.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können