Wegen der akribisch geplanten Entführung einer Frau, die er unter Drogen setzte und in einen Bunker sperrte, ist ein 38-jähriger schwedischer Arzt zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht in Stockholm befand den Angeklagten am Dienstag schuldig, sein Opfer in einem Bunker ohne Lichteinfall eingesperrt und mit Medikamenten gefügig gemacht zu haben. Eine Verurteilung wegen Vergewaltigung unterblieb mangels Beweisen. Das Gericht besichtigte bei einem Ortstermin den Bunker und kam zu der Überzeugung, dass die Entführung «lange Zeit» dauern sollte, wie der Arzt es dem Opfer gegenüber auch ankündigte.
Die Entführung begann im vergangenen September. Schon nach wenigen Tagen änderte der Täter seinen Plan. Durch Vermisstenmeldungen in den Medien nervös geworden, präsentierte sich der Allgemeinmediziner gemeinsam mit seinem Opfer in einer Polizeiwache – die Frau sollte versichern, dass ihr Verschwinden völlig harmlos gewesen sei. Die Beamten wurden misstrauisch – sie befragten die Frau allein und erfuhren so die wahre Geschichte. Die Personalien der Frau wurden nicht bekannt gegeben. Vor Gericht verbarg sie ihren Kopf hinter einem Schal. Der jungen Frau geht es nach Angaben ihres Anwalts «sehr schlecht».
Sehr schlecht
Sie finde es unerträglich, ihrem Peiniger erneut zu begegnen. Nach längeren Kontakten auf Distanz, bei denen er sich als US-Bürger ausgab, und einer ersten Verabredung mit der Frau am 10. September in deren Stockholmer Wohnung kehrte der Arzt zwei Tage später mit Champagner, Erdbeeren und Fruchtsaft zu ihr zurück. Seine Mitbringsel waren mit einem starken Beruhigungsmittel versetzt. Nachdem er die Frau auf diese Weise außer Gefecht gesetzt hatte, fuhr er sie der Anklage zufolge in einem Rollstuhl zu seinem Wagen und brachte sie in die Nähe von Kristianstad, 550 Kilometer von Stockholm entfernt. Dort schloss er sein Opfer in den Bunker ein, der von außen wie ein unscheinbares Gartenhäuschen wirkte. Die schalldichte Zelle der Frau war nur über zwei elektrisch verschließbare Türen zu erreichen.
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