Deutsche Forscher befürchten für diesen Sommer wieder ein Amselsterben durch afrikanische Usutu-Viren. Zwar seien die Erreger bislang nicht bei toten Vögeln nachgewiesen worden, wohl aber in überwinternden Stechmücken. Dies teilte unter anderem das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) am Donnerstag in Hamburg mit. Die durch Mücken übertragene Infektion hatte im vergangenen Jahr zahlreiche Vögel in der Rheinebene und angrenzenden Gebieten befallen und getötet.
Usutu-Viren wurden bereits 2010 in deutschen Stechmücken (Culex pipiens) gefunden und können auf Menschen übertragen werden. Experten des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), der Universität Heidelberg sowie des BNI fordern die Bevölkerung auf, tote Vögel zu melden und gegebenenfalls einzuschicken.
Vorläufige Entwarnung
Die Kabs hatte Ende März vorläufig Entwarnung gegeben. Das gefährliche Usutu-Virus habe noch nicht zugeschlagen. Zwar seien in den Wochen zuvor zahlreiche tote Vögel gemeldet worden, es wurde jedoch keine Hinweise auf das afrikanische Virus als Todesursache gefunden. Die Kabs rief Gartenbesitzer auf, alle unnötigen Wasseransammlungen zu vermeiden und Regentonnen abzudecken, um die mit dem Virus infizierten Stechmücken an der Fortpflanzung zu hindern. In Luxemburg ist bislang noch kein Fall bekannt geworden. Die Behörden werden aber die Lage aufmerksam beobachten. «Wir stehen permanent mit den ausländischen Stellen in Verbindung», erklärte der Direktor des Veterinäramtes, Félix Wildschütz gegenüber Tageblatt.lu.
Laut deutschen Experten ist die Gefahr noch nicht gebannt. «Wir haben bewiesen, dass das Usutu-Virus in einheimischen Stechmückenarten überwintert hat und somit im Frühsommer wieder Amseln in Deutschland infiziert werden können», wird der wissenschaftliche Leiter der Kabs, Norbert Becker, zitiert. Laut Nabu ist ein Ausbruch der Erkrankung von der Witterung abhängig und im Spätfrühjahr oder Sommer zu erwarten. Die Viren könnten je nach Stechmückenbestand durchaus auch auf Vögel benachbarter Gebiete übertragen werden.
Virus tauchte 2001 in Europa auf
Im vergangenen Juni hatten sich die Meldungen über Funde toter Vögel vermehrt, vor allem in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Den Angaben zufolge waren daraufhin 223 Vögel aus 19 Arten untersucht worden. Davon waren 86 mit den Viren infiziert, darunter 72 Amseln. Außerhalb von Afrika waren die Viren erstmals 2001 in und um Wien aufgetreten, im Jahr 2009 erkrankten zwei immungeschwächte Patienten in Italien daran. Die Infektion gehe mit Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen einher und könne im schlimmsten Fall eine Gehirnentzündung auslösen, hieß es bereits im vergangenen Jahr.
Infizierte Vögel zeigen oftmals ein zerzaustes Gefieder und Verhaltensauffälligkeiten und sollten gemeldet werden. Tote Vögel sollten an das BNI, die Aktionsgemeinschaft oder ein örtliches Veterinäramt geschickt werden. Der Nabu stellt dazu Informationen und Adressen auf der Website www.nabu.de zusammen. Die Institutionen weisen darauf hin, dass Finder ihre Hände mit Handschuhen oder Plastiktüten schützen und anschließend reinigen sollten.
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