Ein Japaner auf den Spuren von Reinhold Messner: Der Alpinist Hirotaka Takeuchi (41) versucht derzeit etwas, was noch keinem seiner Landsmänner gelungen ist: Als erster Japaner alle Achttausender der Welt bezwingen. 13 der 14 hat er schon geschafft, jetzt fehlt ihm nur noch der 8167 Meter hohe Dhaulagiri I im Himalaya. «Das Wetter scheint schlecht zu werden», berichtet Takeuchi während der Besteigung via Internet. Seine Fans und Unterstützer des «14 Project» hält der Extrembergsteiger mit Blog-Einträgen und kurzen Audioberichten auf dem Laufenden.
Nicht nur in seiner Heimat, auch im fernen Europa fiebert man mit dem Japaner: «Hiro, wir wünschen Dir alles, alles Gute», ruft Ralf Dujmovits seinem Freund in einer auf DVD gebrannten Grußbotschaft zu. Der deutsche Extrembergsteiger und seine österreichische Frau Gerlinde Kaltenbrunner haben beide schon auf allen 8000ern gestanden – Dujmovits als erster Deutscher und Kaltenbrunner als erste Frau, die alle Achttausender ohne zusätzlichen Flaschensauerstoff bestieg.
Gemeinsame Kletter-Touren
Das Bergsteiger-Paar ist seit Jahren mit Takeuchi befreundet und schon mehrfach mit ihm geklettert: 2005 waren sie am Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt. Damals tauchte bei Takeuchi plötzlich auf einer Höhe von über 7000 Metern ein Hirnödem auf. Kaltenbrunner rettete ihm das Leben – sie ist ausgebildete Krankenschwester.
Zwei Jahre später geriet Takeuchi bei der Besteigung seines zehnten Achttausenders, dem Gasherbrum II (8035 Meter) zwischen China und Pakistan, in eine Lawine, erlitt Brüche und eine Fraktur in der Wirbelsäule. Einer seiner Begleiter starb, ein anderer wurde nie mehr gefunden. Schon nach kurzer Zeit machte Takeuchi aber wieder erste Gehversuche. Noch mit Titanstiften in der Wirbelsäule kletterte der Japaner bereits ein Jahr später erneut auf denselben Berg.
Erster Achttausender 1995
Seinen ersten Achttausender – den 8463 Meter hohen Makalu zwischen Nepal und Tibet – bezwang Takeuchi 1995 noch als Student. Dabei war der erfahrene Himalaya-Bergsteiger Osamu Tanabe. Er zeigte Takeuchi, wie man auf die höchsten Bergen der Welt klettert. 2010 starb Tanabe an seinem zehnten Achttausender, dem Dhaulagiri I, in einer Lawine. Ausgerechnet der Berg, den sein Schüler Takeuchi nun als letzten 8000er in Angriff genommen hat. «Ich möchte seine Leiche oder etwas von ihm finden wenn ich kann», sagte Takeuchi der japanischen Zeitung «Asahi Shimbun». Er werde dieselbe Route klettern, die Tanabe nahm.
Auf drei seiner Achttausender hatte der 180 Meter große und rund 60 Kilogramm leichte Bergsteiger künstlichen Sauerstoff dabei. Seit er mit Ralf Dujmovits klettere, verzichte er sowohl auf künstlichen Sauerstoff wie auf Sherpa, die das Gepäck tragen, so der Japaner. «Wenn Du die 14 8000er-Gipfel nicht ohne Sauerstoff angehst, werden Dich Europäer nicht respektieren», beschreibt Takeuchi einen Grund seiner Motivation. Dabei sei er als Kind schlecht in Sport gewesen. Klettern aber mochte er schon immer.
Gipfelsturm wurd gefilmt
Begleitet bei seinem letzten Gipfelsturm wird Takeuchi – der bei einem Unternehmen für Bergsteigerausrüstungen in Tokio arbeitet, sich selbst aber als «Alpinist» bezeichnet – von dem jungen japanischen Kameramann Kenro Nakajima. Dem 27-Jährigen gehe es derzeit nicht so gut, er habe sich noch nicht an die extreme Höhe gewöhnt, schilderte Takeuchi kürzlich in seinem Blog.
Vorerst sind die Bergsteiger ins Basislager zurückgekehrt. Wann sie den Gipfel erneut angehen, steht nach Angaben des Pressesprechers des Projekts noch nicht fest, das hänge vom Zustand des Kameramanns und vom Wetter ab. Einen Hauch japanischer Heimat gönnten sich Takeuchi und sein Begleiter neulich aber auch im Himalaya: Zum Mittag gab es Sushi-Röllchen.
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