Das «Abattoir Ettelbruck» ist einer der zwei großen Schlachthöfe des Landes. Zurzeit werden jede Menge Schockvideos in den sozialen Netzwerken geteilt: Kühe, die bei lebendigem Leibe in Stücke geschnitten werden, oder Schweine, die qualvoll verbluten.
Die Realität, zumindest im Schlachthof von Ettelbrück, sieht anders aus. Zu Beginn der Besichtigung erklärt der Schlachthofdirektor, dass hier versucht werde, die Tiere, so gut es gehe, zu respektieren. «Auch Tiere haben eine Würde», sagt Claude Graff. Ingenieur Philippe Leveling begleitet mich durch die Anlage. Der Besuch führt zuerst zum Schlachtposten der Schweine. Vor allem der Geruch ist zumindest irritierend: eine Mischung aus Blut- und Stallgeruch. Der Gehirntod erfolgt durch einen Stromschlag. Erst dann sticht der Schlachter mit einem Messer zu und das Tier blutet aus.
Alles ohne Panik
Anschließend werden Haare und Borsten entfernt, und den Schweinen werden jene Organe entnommen, die nicht genießbar sind. «Die Tiere leiden nicht», versichert Leveling. Wirft man einen Blick in den Stall, kann man dies nachvollziehen.
Es sind weder Schweine zu sehen, die panikartig versuchen, davonzulaufen, noch wurden die Tiere massenweise in den Stall gepfercht. Der Boden ist etwas geneigt. Und das hat einen Grund, erklärt mein Begleiter: «Schweine haben einen natürlichen Instinkt, einen Hang hochzulaufen. Deswegen ist die Öffnung im Schlachtungstrakt oberhalb der Neigung. Auch die Dunkelheit im Stall dient zur Beruhigung der Tiere.»
Tierärztlich überprüft
Die Tiere werden nach dem Entnehmen der Organe in zwei Stücke geschnitten. Dies klingt sehr brutal. Allerdings betrachte ich diesen Vorgang als Bearbeitung des Fleisches. Tierärzte überprüfen ein zweites Mal das Fleisch. Die erste Überprüfung erfolgt im Stall. Die Rückverfolgbarkeit ist nicht nur für den Kunden, sondern ebenfalls für den Produzenten, also den Bauern, wichtig.
Deswegen werden die Tiere mit einem Brandzeichen und einem Etikett versehen. Auch bei der Zerlegung des Fleisches kann man so ständig verfolgen, von wo das Produkt stammt. Der Kostenpunkt dieser Rückverfolgbarkeit liegt laut dem Direktor des Schlachthofes bei 1 Euro pro Kilo Fleisch. Das Schlachten der Kühe verläuft ähnlich.
Durch einen Bolzen getötet
Allerdings hatte ich den Eindruck, dass dieser Vorgang weniger fließbandartig abläuft. Beim Augenkontakt mit dem Tier hätte ich ihm am liebsten befohlen: «Geh weg von hier!» Allerdings dachte ich mir im selben Moment: «Ich will nicht, dass du stirbst, und trotzdem möchte ich dein Fleisch.»
Hier werden die Tiere per Bolzen betäubt. Laut meinem Begleiter muss es anschließend sehr schnell gehen. Die Tiere werden dann mit einem Messer in die Aorta gestochen und so getötet. Sie müssen dann schnellstmöglich ausbluten. Anschließend werden sie gehäutet, der Schwanz sowie die Füße und der Kopf werden abgetrennt. Danach werden die Organe entnommen.
Nur fünf Kilogramm Filet
Ein spektakulärer Anblick, bei dem doch mulmige Gefühle hochkommen. Denn Kühe besitzen nicht wie Schweine nur einen, sondern sieben Mägen. Nachdem der Rumpf in zwei Hälften geteilt wurde, muss das Fleisch ein bis zwei Tage «abhängen», bevor es zerschnitten werden kann. Die Verarbeitung des Fleisches läuft ähnlich ab wie in einer Metzgerei. Die einzelnen Stücke wie Filet, Rumsteak oder Kotelett werden von den Knochen getrennt.
«Bei einer Kuh können rund 350 Kilogramm Fleisch verarbeitet werden. Nur fünf Kilogramm davon sind Filet», erklärt Direktor Claude Graff nach der Besichtigung. Pro Tag werden in Ettelbrück rund 40 Tonnen Schweine und 40 Tonnen Rindfleisch verarbeitet. 30 Prozent davon werden ins Ausland exportiert, vor allem ins Saarland.
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