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Attentäter Holmes schweigt vor Gericht

Attentäter Holmes schweigt vor Gericht
(dpa)

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In dunkelroter Gefängnisbekleidung und grell orange gefärbten Haaren erscheint James Holmes, der mutmassliche Todesschütze von Aurora, zum ersten Mal vor Gericht.

Der mutmassliche Todesschütze von Aurora, James Holmes, ist am Montag erstmals vor Gericht erschienen. Richter William B. Sylvester konfrontierte den 24-Jährigen in Centennial öffentlich mit den Haftgründen. Holmes erschien vor Gericht in dunkelroter Gefängniskleidung und grell orange gefärbten Haaren. Er wirkte müde, hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Sein Blick starrte ins Leere. Nie blickte er dem Richter in die Augen, sondern nur geradeaus. Ein CNN-Reporter wollte von der zuständigen Staatsanwältin, Carol Chambers, wissen, ob Holmes Beruhigungsmittel oder sonstige Medikamente verabreicht wurden. «Ich habe darüber keine Informationen», sagte sie gegenüber CNN.

James Holmes soll am vergangenen Freitag bei einem Amoklauf während einer Premiere des neuen «Batman»-Films 12 Menschen getötet und 58 verletzt haben. Die offizielle Anklage soll am kommenden Montag erhoben werden. Nach einem Bericht des Fernsehsenders ABC soll der Ex-Medizinstudent wegen mehrfachen Mordes und zahlreicher Mordversuche angeklagt werden. Carol Chambers hatte bereits vor der Anhörung erklärt, sie wolle vermutlich wegen der Schwere der Tat die Todesstrafe fordern. Im US-Bundesstaat Colorado ist die Todesstrafe zulässig. Es könnte aber noch Monate gehen, bis eine solche Entscheidung gefällt sei, sagte Chambers dem Nachrichtensender CNN. Zuerst wolle sie mit den Angehörigen der Opfer reden, sagte die Staatsanwältin.

Amerikaner rätseln über Motiv

Holmes verweigerte jegliche Aussage und liess seinen Pflichtanwalt für sich sprechen. Der Richter verfügte, dass er in Untersuchungshaft bleiben muss. Bislang hat James Holmes jede Zusammenarbeit mit den Behörden verweigert. «Er redet nicht mit uns», sagte der Polizeichef von Aurora, Dan Oates. Es könne Monate dauern, bis das Motiv klar sei. Der Schütze sei ein «sehr intelligenter Mann».

Die Bundespolizei FBI hat gemäss dem Sender ABC mittlerweile Verhaltensforscher auf den Fall angesetzt. Diese sollen ermitteln, wie sich der 24-Jährige von einem begabten Studenten zum Hauptverdächtigen für einen Massenmord entwickelt hat.

Obama spendet Trost

Laut den Ermittlern hatte er in den vergangenen beiden Monaten über 6000 Schuss Munition für Sturmgewehre und Pistolen gekauft. Zudem verminte er seine Wohnung mit Sprengfallen. Nachdem sie entschärft waren, beschlagnahmte die Polizei unter anderem einen Computer und eine «Batman-Maske», wie sie mitteilte. Die Verletzten und die Familien der Opfer erhielten am Sonntag Zuspruch von US-Präsident Barack Obama. «Ich bin zu ihnen weniger als Präsident denn als Vater und Ehemann gekommen», sagte er nach dem mehr als zweistündigen Besuch im Spital des Vororts von Denver. Beeindruckt zeigte er sich von einer Überlebenden und ihrer Retterin. Die 19-jährige Allie Young war von ihrem Kinosessel aufgesprungen, um die anderen zu warnen, dabei wurde sie von einer Kugel in den Hals getroffen.

Ihre Freundin Stephanie Davies habe sich mit auf den Boden geworfen, ihr während der Schiesserei die Wunde zugedrückt und den Notruf verständigt, erzählte Obama. «Weil Stephanie schnell genug reagierte, konnte ich mich jetzt mit Allie unterhalten – es wird ihr bald wieder besser gehen.» Tausende gedachten am Sonntag in Aurora den Opfern. Das jüngste war ein sechsjähriges Mädchen, dessen Mutter schwer verwundet wurde. «Unsere Herzen sind gebrochen, nicht aber unsere Gemeinschaft», sagte Bürgermeister Steve Hogan.

Sturmgewehr hatte vermutlich Ladehemmung

Der Schütze hatte während der Mitternachtspremiere des «Batman»- Films «The Dark Knight Rises» um sich geschossen. Gemäss der Zeitung «Washington Post» hätte er noch mehr Menschen getötet, wenn sein Sturmgewehr nicht Ladehemmung gehabt hätte. Mit der halbautomatischen Waffe können 50 bis 60 Schuss pro Minute abgefeuert werden.

Der Actionfilm scheint trotz der Bluttat ein Erfolg zu werden. An seinem ersten ersten Wochenende legte die Batman-Fortsetzung den drittbesten Start der US-Kinogeschichte hin. Gemäss «Los Angeles Times» spielte der Film in den USA und Kanada 160 Millionen Dollar ein. Erwartet worden waren aber bis zu 200 Millionen Dollar.

Wegen der Bluttat waren die Sicherheitsmassnahmen in den Kinos erhöht worden. So werden die Taschen der Besucher kontrolliert. Diese Massnahme sei von Warner Bros. angeordnet worden, sagte eine Sprecherin des Verleihers. Es werde auch auf Festlichkeiten oder Spezialeffekte verzichtet.