Im Reaktor 2 des Atomkraftwerks Fukushima sei eine "vorübergehende" Kernschmelze eingetreten, meint die Regierung, ohne zu erläutern, was das genau bedeutet.
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Man glaube aber, dass der Prozess gestoppt sei, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die Regierung rief die Anwohner dringend auf, nicht in ihre Häuser im 20-Kilometer-Evakuierungsradius um das AKW zurückzukehren. Dort bestehe ein «großes Risiko» für die Gesundheit, sagte Edano nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo. Die Zahl der verstrahlten Arbeiter in Fukushima Eins erhöhte sich um 2 Männer auf 19.
Nachbeben:
Am Montagmorgen bebte die Erde nach japanischen Angaben mit einer Stärke von 6,5. Die US-Erdbebenwarte stufte die Stärke des Erdstoßes dagegen auf 5,1 zurück. Das Zentrum des Bebens lag nach Angaben der nationalen Meteorologischen Behörde in Japan vor der Küste der Unglücksprovinz Miyagi in einer Entfernung von 163 Kilometern von Fukushima. Kurz danach gab es ein weiteres Nachbeben.
Von dem havarierten Kernkraftwerk wurden jedoch keine weiteren Schäden gemeldet. Eine von den Behörden zunächst ausgegebene Tsunamiwarnung wurde später aufgehoben.
dpa
Trotz der weiter kritischen Lage am havarierten Atommeiler Fukushima kehren zahlreiche Anwohner in die Gefahrenzone zurück. Vor allem älteren Menschen sorgten sich um ihre Häuser und wollen nicht länger in Notfallunterkünften bleiben, berichtete der japanische Nachrichtensender NHK am Montag.
Die Behörden in Japan hatten die Bewohner im Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima Eins aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Den Menschen in einer Zone von 20 bis 30 Kilometern wurde zudem empfohlen, in ihren Häusern zu bleiben, um radioaktive Verstrahlung zu vermeiden. Letzte Woche riet die Regierung dann den Bewohnern der äußeren Zone, das Gebiet freiwillig zu räumen. Als Grund gaben die Behörden an, dass die Versorgung der Menschen immer schwieriger werde.
Die Regierung warnte nun am Montag die Menschen aus der 20-Kilometer-Zone um das AKW-Warck, sie sollten vorerst nicht nach Hause zurückkehren. Das Gesundheitsrisiko sei viel zu groß. Doch viele der Flüchtlinge, vor allem aus dem Gebiet etwa 20 bis 30 Kilometer vom Kraftwerk entfernt, kehren trotz der Warnungen zurück, berichtete NHK. Die Menschen seien erschöpft vom Leben in den Notlagern. Sie wollten wieder nach Hause, sagte die Provinzregierung von Fukushima. Man werde die Zentralregierung in Tokio bitten, die Lieferung von Hilfsgütern in die Evakuierungszone aus diesem Grund zu verstärken.
Laut Medienangaben lebten ursprünglich etwa 140.000 Menschen im Umkreis von 20 bis 30 Kilometern um Fukushima Eins. Es blieb unklar, wie viele davon noch in dieser Zone ausharren.
Der AKW-Betreiber Tepco und die Behörden bekommen die Strahlung im AKW Fukushima nicht in den Griff. Jeden Tag werden neue, stark erhöhte Werte gemessen. (dpa)
Grund für die neue Einschätzung der Regierung zu einer Kernschmelze in Meiler 2 ist die extrem erhöhte Radioaktivität. Sie trat unter anderem im Wasser in dem benachbarten Turbinengebäude auf. Nach Angaben des Stromkonzerns Tepco wurde an dem Reaktor am Sonntagnachmittag eine Strahlendosis von 1000 Millisievert pro Stunde gemessen. Der Energiekonzern Tepco hatte nach Beginn der Katastrophe festgelegt, dass die Arbeiter am Atom-Wrack höchstens 150 Millisievert Strahlung pro Noteinsatz abbekommen dürfen.
«Partielle Kernschmelze»
Auch jetzt gab es von der Regierung keine genauen Informationen zum Zeitpunkt der vermuteten Kernschmelze. Fachleute vermuteten schon mehrfach seit Beginn des Unglücks vor gut zwei Wochen, dass wegen starker Überhitzung der Reaktorkerne möglicherweise eine Schmelze begonnen habe. Tepco selbst sprach in den ersten Tagen ebenfalls schon einmal von einer möglichen «partiellen Kernschmelze». Diese Angaben wurden damals aber zurückgenommen.
Edano kritisierte den Umgang des Betreibers Tepco mit den Strahlungs-Messwerten scharf. Das Vorgehen sei «inakzeptabel». Das Unternehmen hatte am Wochenende widersprüchlich Angaben zur Höhe der Strahlung gemacht. Die japanische Atomaufsichtsbehörde wies den AKW-Betreiber zudem an, Maßnahmen zu treffen, damit es nicht wieder zu solchen Irrtümern komme.
Großflächig kontaminiert
«Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk kontaminiert ist, und es gibt derzeit ein großes Risiko (für die Gesundheit)», sagte Regierungssprecher Edano der Agentur Kyodo zufolge. Anwohner sollen die Evakuierungszone nicht betreten, bevor die Regierung grünes Licht gebe.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte zuvor eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das Atomwrack gefordert. In dem Ort Iitate, rund 40 Kilometer nordwestlich des Kraftwerks, gebe es eine so hohe Strahlenbelastung, dass eine Evakuierung notwendig sei, erläuterte Greenpeace. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es dort nicht sicher.
Arbeiter verstrahlt
Unterdessen setzten die Arbeiter und Techniker in der Atomruine ihre Bemühungen fort, das hoch radioaktive Wasser aus den Gebäuden zu pumpen. Das ist nötig, damit nicht noch mehr Arbeiter verstrahlt werden. Und damit die Stromversorgung und die Kühlung in dem Kraftwerk, das beim Erdbeben vom 11. März zerstört wurde, in Gang kommen.
Bisher wurden 19 Arbeiter bei der Rettungsaktion stärker verstrahlt – sie waren einer Radioaktivität von mehr als 100 Millisievert ausgesetzt. Drei Arbeiter, die am vergangenen Donnerstag einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt waren, wurden nach Angaben von Kyodo am Montag aus dem Krankenhaus entlassen.
Viele Opfer
Die Region war vor gut zwei Wochen von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 9,0 sowie einem Jahrhundert-Tsunami schwer zerstört worden. Mehr als 10.800 Menschen verloren im Nordosten des Landes ihr Leben, rund 16.000 Menschen gelten als vermisst. Noch immer sind 190.000 Menschen in Notunterkünften hausen, wie der staatliche Fernsehsender NHK meldete. Die Behörden warnen die Bewohner für die nächste Zeit vor weiteren Nachbeben. Derweil wurden die Aufräumarbeiten am Montag fortgesetzt.
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