Donnerstag18. Dezember 2025

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Assiatous Flucht aus der Boko-Haram-Hölle

Assiatous Flucht aus der Boko-Haram-Hölle
(Cour grand-ducale/Olivier Polet )

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Assiatou ist 15 Jahre alt. Das junge Mädchen wurde von der Terror-Organisation Boko Haram entführt und als Sexsklavin und Soldatin missbraucht. Wir haben uns mit ihr unterhalten.

45 Tage Hölle – Ende 2014 überlebt ein 14-jähriges Mädchen Höllenqualen. Assiatou* wird in Damasak entführt. Zwangsheirat, Vergewaltigungen und islamistische Gehirnwäsche: Die Boko-Haram-Terroristen machen vor nichts halt. Sie soll zum Soldaten ausgebildet werden. Kamikaze-Kommando oder Kanonenfutter. Einen wirklichen Unterschied machen die Terroristen nicht.

Assiatou gibt jedoch nicht auf. Ihr Freiheitswille ist zu groß. Sie entkommt aus den Fängen der Glaubenskrieger. All ihre Erfahrungen sind mittlerweile in dem Buch «Enlevée par Boko Haram, Assiatou» zu lesen. Es ist in Luxemburg erhältlich.

Neben der Verarbeitung des eigenen Horrors will Assiatou, die das Buch in Zusammenarbeit mit einer Journalistin von L’Humanité geschrieben hat, auch auf die immer noch dramatische Situation in Nigeria aufmerksam machen. Es soll anderen Opfern zudem Mut und Kraft schenken.

Assiatou hat gestern im «Lycée technique du Centre“ (LTC) aus ihrem Buch vorgelesen. Das Mädchen kann sich teilweise nicht mehr zurückhalten, die Tränen fließen die Wangen hinunter. Es wird zurzeit von Großherzogin Maria Teresa unterstützt, die auf Assiatous tragisches Schicksal aufmerksam machen will. Sie hatte die 15-Jährige bei einer Unesco-Konferenz kennengelernt und schnell in ihr Herz geschlossen.

Dabei war der Anfang dann doch ein wenig holprig. Assiatou hatte gehört, sie würde eine «Art Königin» treffen. Die Freude hätte nicht größer sein können. Allerdings ließ die Kleiderwahl der Großherzogin dann doch aus Sicht des jungen Mädchens zu wünschen übrig: «So sieht doch keine richtige Königin aus», erzählt Maria Teresa lachend im Gespräch mit dem Tageblatt.

Hier ein Auszug aus unserer Begegnung mit Assiatou, die im «Palais» in Luxemburg-Stadt stattfand:

«Das junge Mädchen fühlt sich schnell wohl. Assiatou lächelt, strahlt und lacht schließlich herzlich. Sie erzählt, dass ihre Flucht von Boko Haram derart befreiend gewesen sei. Man glaubt ihr jedes Wort.

Sie sitzt, wie es Teenies bei uns auch mögen, barfuß auf dem königlichen Sessel. Assiatou lebt ihre Freiheit. Ihre wachen Augen, das Sich-in-den-Sessel-Hineinlehnen, wenn die nervigen Journalisten mal wieder die Standardfragen stellen – das junge Mädchen könnte nicht sympathischer und unprätentiöser sein.

Assiatou verstellt sich nicht. Sie verliert sich nicht in Selbstmitleid. Sie lebt. Sie erzählt von ihrer Lebensgeschichte, wenn ihr danach ist … Und wenn nicht: auch gut.

Was man am wenigsten von jemandem wie Assiatou erwarten würde, ist das kindlich Freche. Die Übersetzerin erzählt ihr, was der Presse-Heini gegenüber wissen will. Mal kichert sie, mal rollt sie mit den Augen, mal kommt die Antwort schneller als erwartet.

Es gibt aber auch die Momente, in denen sie innehält. Das junge, starke Mädchen wird ruhig. Denkt nach. Aber denkt sie wirklich nach? Ihr Gesichtsausdruck wechselt innerhalb kürzester Zeit. Man kann nur erahnen, was gerade in ihr vorgeht.»

Lesen Sie alle Hintergründe und das ganze Porträt in der Mittwochs-Ausgabe des Tageblatt (1.6.2016).

* Um Assiatou zu schützen, publiziert das Tageblatt kein Foto, auf dem man sie erkennt.