Wenn in Großbritannien die Sprache auf die Falkland-Inseln kommt, melden sich als erstes die alten Militaristen zu Wort. Großbritannien brauche schnell wieder einen eigenen Flugzeugträger samt einer Staffel von Senkrechtstartern, sonst drohe ein neuer Angriff Argentiniens auf die Inselgruppe im Südatlantik, schrieb eine Gruppe von Veteranen des Falkland-Krieges jüngst an die Regierung. Es ist eine Mischung aus Nationalstolz, Drohgebärden und ein klein wenig Vernunft, die 30 Jahre nach dem Falkland-Krieg noch immer die Diskussionen beherrscht.
Der Falkland-Krieg in Zahlen
Der Kampf um die Falkland-Inseln zwischen Großbritannien und Argentinien kostete 1982 im Südatlantik mehr als 900 Menschen das Leben. Der Konflikt, den Großbritannien für sich entschied, in Zahlen:
KRIEGSDAUER: 74 Tage
TRUPPEN: Großbritannien schickte 28.000, Argentinien rund 20.000 Soldaten.
TOTE UND VERWUNDETE: Für Großbritannien fallen 255 Soldaten, es gibt 777 Verwundete. Auf argentinischer Seite sterben 649 Soldaten, mehr als 1.000 werden verletzt. Darüber hinaus kostet der Krieg drei Falkländerinnen das Leben.
KOSTEN: Großbritannien kostet der Krieg 1,5 bis 2,5 Milliarden Pfund, Argentinien rund 5 Milliarden Dollar.
Der Ablauf des Krieges
2. April 1982: Rund 5.000 argentinische Soldaten landen auf den Falklands und besetzen die Hauptstadt Port Stanley. Nach kurzem Kampf kapituliert die kleine britische Streitmacht von nur etwa 80 Mann.
3. April: Der UN-Sicherheitsrat fordert den sofortigen Abzug Argentiniens.
5. April: Premierministerin Margaret Thatcher setzt eine Flotte von zunächst 36 Kriegsschiffen mit 5.000 Mann in Marsch.
8. April: Die USA versuchen bis Ende April politisch zu vermitteln, scheitern aber, wie auch die Vereinten Nationen.
25. April: Die ebenfalls von Argentinien besetzte Inselgruppe Süd- Georgien wird zurückerobert.
1. Mai: Der erste militärische Schlag gegen die Besatzungstruppen auf den Falklands ist ein Bombenangriff auf den Flughafen von Port Stanley. Kleine Spezialeinheiten landen an mehreren Orten.
2. Mai: Der argentinische Kreuzer «General Belgrano» wird außerhalb einer von London festgesetzten 200-Meilen-Zone versenkt, 323 Besatzungsmitglieder sterben.
4. Mai: Der britische Zerstörer «HMS Sheffield» wird von einer Exocet-Rakete getroffen, 20 Seeleute kommen ums Leben. Das ausgebrannte Schiff sinkt am 10. Mai.
28. Mai: Britische Fallschirmjäger erobern die Siedlung Goose Green sowie Port Darwin und zwei weitere Ortschaften.
8. Juni: Britische Landungsschiffe werden bombardiert – 51 Tote.
11. Juni: Die Kämpfe um Port Stanley beginnen.
14. Juni: Der argentinische General Mario Menendez unterzeichnet 74 Tage nach der Invasion die Kapitulationsurkunde um 21.00 Uhr Ortszeit (15. Juni, 2.00 Uhr MEZ).
Am 2. April 1982 hatte die damalige argentinische Militärjunta die Inselgruppe besetzt – ein britisches Überseegebiet seit 1833. Argentinien begründet seinen Anspruch mit der Rechtsnachfolge eines früheren spanischen Inselherrn. Die nur gut 80 britischen Soldaten hatten gegen die argentinische Übermacht keine Chance und mussten kapitulieren.
Blutiges Gemetzel
Die Regierung in London unter der konservativen Premierministerin Margaret Thatcher zog unter lautem Getöse in den Krieg. Er wurde zu einem extrem blutigen Gemetzel. Rund 1.000 Soldaten mussten ihr Leben lassen. Allein bei der höchst umstrittenen Versenkung des argentinischen Kreuzers «General Belgrano» durch ein britisches U-Boot kamen über 300 Argentinier um. Nach wenigen Wochen folgte der militärische Sieg der übermächtigen britischen Streitkräfte. Die Argentinier mussten von den Falklands abziehen, die Militärjunta abdanken.
Ein nochmaliger Angriff der Argentinier wird von allen unabhängigen Experten – trotz allen Säbelrasselns – ausgeschlossen. Für die argentinische Führung um Präsidentin Cristina Kirchner wäre es ein Verfassungsbruch. Aus militärischer Sicht wäre es Selbstmord. Selbst wenn es wollte, hätte das Pleiteland Argentinien gar nicht die Mittel und die militärische Potenz für einen bewaffneten Konflikt.
Teure Insel
Dennoch ist der endgültige politische Sieg auch 30 Jahre nach dem denkwürdigen Waffengang im Südatlantik noch nicht vergeben. Die Falklands sind für die Briten teuer. Die Militärbasis, auf der jüngst auch Prinz William als Hubschrauberpilot Dienst tat, kostet viel Geld. Transport und Logistik sind aufwendig und kostspielig. Das Verlassen der Insel ist praktisch nur auf dem Luftweg möglich. Premierminister David Cameron versichert dennoch: «Der Wille der Inselbewohner zählt.» Und die wollen alles, nur nicht argentinisch werden.
Allen Treueschwüren der britischen Politiker zum Trotz: «Guardian»-Experte Peter Preston glaubt nicht, dass die Inseln ewig britisch bleiben. «Irgendwann werden die Falklands verkauft», glaubt er. Der Preis könnte dann in Öl-Dollars verhandelt werden. Vor zwei Jahren wurden die Ölvorkommen vor den Falklands als aussichtsreich eingestuft. Insgesamt sollen bis zu 60 Milliarden Barrel dort lagern. Argentinien will unbedingt Zugriff – und wird ihn nach Expertenmeinung auch kriegen. «Es wird ein Weg gefunden werden, Argentinien zu beteiligen», sagt Victor Bulmer-Thomas vom renommierten Londoner Forschungsinstitut Chatham House.
Deshalb macht Argentinien Druck auf London und die inzwischen 3000 Falkländer – und versucht es mit einem politisch-ökonomischen Zangengriff. Früchte und Gemüse sind auf den Inseln mit rauem Klima rar und müssen weitestgehend importiert werden. «Sie tun alles, um uns das Leben schwer zu machen», sagt etwa Joost Pompert. Der Niederländer lebt seit vielen Jahren auf der Inselgruppe und ist dort für die Inselregierung als Fischereiexperte tätig. «Am Donnerstag habe ich für drei Bananen 2,80 Pfund bezahlt.»
Argentinien hat Schiffsfrachten von und nach Falkland durch Hafenblockaden für falkländische Schiffe deutlich erschwert. Die Folge sind hohe Preise. Auch beim Fischfang, der 60 Prozent der falkländischen Wirtschaftsleistung ausmacht, hat Argentinien jede Kooperation aufgekündigt. «Wir haben die Jahresfangquote bei einer Kabeljau-Art auf 50.000 Tonnen festgesetzt und unsere 25.000 Tonnen gefischt, Argentinien hat 60.000 Tonnen gefischt», sagt Pompert.
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