Gleichwohl konnte die Allianz auch am vierten Tag ihres Eingreifens Aktionen der Kämpfer von Machthaber Muammar Gaddafi nicht gänzlich unterbinden. Anzeichen für deren Rückzug gab es nicht. Im Hintergrund ging das Ringen um die Unterstützung des UN-Mandats gegen Libyen weiter. In Brüssel sollte noch im Laufe des Tages über eine Ausweitung der Nato-Rolle in dem Konflikt entschieden werden.
Der britische Premierminister David Cameron sagte, Kuwait und Jordanien seien bereit, den Einsatz logistisch zu unterstützen. Die Türkei kündigte die Entsendung von Kriegsschiffen an, um ein UN-Waffenembargo gegen Libyen durchzusetzen.
Scharfschützen
In Libyens drittgrößter Stadt Misrata wurde der Beschuss der Stadt durch Truppen Gaddafis nach Luftangriffen der Allianz Anwohnern zufolge gestoppt. «Vor den Luftangriffen haben Panzer die Stadt beschossen, danach fiel kein Schuss mehr», sagte Saadun, ein Bewohner der Stadt, der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch am Telefon. Es hätten sich aber Scharfschützen auf den Dächern rund um die Klinik der Stadt verschanzt und am Mittwoch mindestens fünf Menschen getötet. Ärzte könnten nicht zu dringend notwendigen Operationen in die Klinik kommen, wo Hunderte Menschen nach den jüngsten Kämpfen auf Behandlung warteten. Um die Stadt wird seit Tagen gekämpft. Sie ist von der Wasserversorgung abgeschnitten, Lebensmittel werden knapp.
Eine unabhängige Prüfung der Berichte ist nicht möglich. Die Behörden haben verhindert, dass Reporter den Ort 200 Kilometer östlich von Tripolis erreichen können.
Zurückdrängen
In der strategisch wichtigen Wüsten-Stadt Adschdabija im Osten unternahmen die Rebellen nach eigenen Angaben einen neuen Versuch, Gaddafis Truppen zurückzudrängen. Mit den nur leichten Waffen habe man aber keine Chance gegen die Soldaten, sagte Faradsch Ali, ein Aufständischer. Das Militär habe den nördlichen und südlichen Zugang zu der Stadt unter Kontrolle. Rebellen hielten sich tagsüber in dem Ort versteckt und würden die Soldaten Nachts angreifen. Adschdabija sei weitgehend zerstört und nur wenige Bewohner hielten sich dort noch auf.
In der Hauptstadt Tripolis waren vor Tagesanbruch Zeugen zufolge zwei Explosionen zu hören. Ein Kampfjet war offenbar im Einsatz, Flugabwehrfeuer war zu hören. Kampfflugzeuge haben im Rahmen der Angriffe unter UN-Mandat bislang mehr als 300 Einsätze geflogen. Rund 160 Marschflugkörper wurden abgefeuert. Zudem wurden die Truppen rund um die Rebellenhochburg Benghasi zurückgedrängt. Nach britischen Angaben ist die libysche Luftwaffe zerstört. Die Aufständischen sind aber offenbar schlecht organisiert und mangelhaft ausgerüstet und konnten bislang kein Kapital aus der Situation schlagen. Offizielles Ziel des Einsatzes ist es, eine Flugverbotszone durchzusetzen, um die Zivilbevölkerung vor Übergriffen Gaddafis zu schützen.
Unbeugsam
Gaddafi zeigt sich unbeugsam. «Am Ende werden wir siegen», sagte er am späten Dienstagabend im Fernsehen. «Wir sind bereit für den Kampf, ob er kurz oder lang sein wird.» Es war sein erster öffentlicher Auftritt seit Beginn der Luftangriffe des westlichen Militärbündnisses. Die Angreifer bezeichnete er als «Faschisten», die auf dem «Müllhaufen der Geschichte» landen würden. Zuvor hatte Gaddafi in Tripolis vor Anhängern verkündet, er werde nicht aufgeben. Diese feierten in anschließend mit Feuerwerk und Schüssen in die Luft. Die Regierung wies zudem Vorwürfe zurück, offensiv gegen die Rebellen vorzugehen.
Der Nationalrat der Rebellen ernannte nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Dschasira einen Chef einer Übergangsregierung. Der Reformer Mahmud Dschabril, der sich schon früher um Demokratie in Libyen bemüht hat, solle zudem Minister benennen.
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