«Glück auf!» – der traditionelle Bergmannsgruß verklingt langsam an der Saar. Nach 250 Jahren Bergbau ist bei unseren Nachbarn Mitte kommendes Jahr Schicht im Schacht. Am 31. Mai 2012 sollen zum letzten Mal Kumpel in das Bergwerk Saar einfahren, um Steinkohle abzubauen, einen Monat später wird das letzte «schwarze Gold» ans Tageslicht gefördert. Doch auch in der Zeit danach steht noch eine Menge Arbeit an.
Für die Bergarbeiter ist weitgehend gesorgt. Nach den Regelungen des 2007 mühsam erzielten Kohlekompromisses sind von den damals knapp 5000 Mitarbeitern des Bergbauunternehmens RAG die meisten bereits im Ruhestand. Gut 1400 sollen in Nordrhein-Westfalen weiterarbeiten, bis 2018 auch dort der Bergbau ausläuft. Alles in allem ist das ein sozialverträglicher Ausstieg, auf den alle Beteiligten stolz sind. Er bedeute aber auch «tiefe Einschnitte» im Leben der betroffenen Bergleute und ihrer Familien, wie Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, selbst Frau eines Bergbauingenieurs, weiß.
Mammutaufgabe Nutzungskonzept
Zunächst gibt es für rund 600 Bergleute aber auch an der Saar noch Einiges zu tun. «Unsere Arbeit endet nicht abrupt mit der letzten Kohle», berichtet Bergwerksleiter Friedrich Breinig. Denn nach dem 30. Juni wird aufgeräumt, Anlagen müssen demontiert werden, bevor im zweiten Quartal 2013 die Schächte an der Saar für immer verschlossen werden sollen.
Parallel dazu steht der RAG und den politischen Verantwortlichen eine Mammutaufgabe bevor, die sie noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte beschäftigen wird: Wie können die 2 500 Hektar ehemaliger Betriebsflächen mit 808 Gebäuden künftig sinnvoll genutzt werden? Ein Konzept dafür will ein Lenkungskreis im Wirtschaftsministerium bis Ende kommenden Jahres fertig haben.
Dem Gremium gehören neben der Landesregierung auch Vertreter der Betreibergesellschaft sowie der Städte und Gemeinden an. Einige Projekte gibt es schon. So sind ein Gewerbegebiet, ein Naturpark sowie ein Energiepark mit Windrädern, Sonnenkollektoren, Pumpspeicherwerk und Geothermieanlage geplant.
Schäden ausbessern
Und auch die tausenden Bergbaugeschädigten sollen nicht im Regen stehen gelassen werden – zumindest nicht ganz. Die Anwohner von Gruben fürchten, dass auch künftig Schäden durch Absenkungen oder Erschütterungen an ihren Häusern entstehen. Die Begleichung für das Ausbessern etwa von Rissen in Decken und Wänden dürfte sich noch Jahre hinziehen. Nach langem Rechtsstreit hat die RAG jetzt auch eingelenkt und will Ansprüche von Hausbesitzern für die Minderung des Wohnwerts zumindest prüfen.
Halden und Fördertürme prägen den Landstrich, der in den Jahrhunderten immer wieder den Besitzer wechselte, mal französisch, mal deutsch war. Der Bergbau hat auch die Mentalität der Saarländer geformt. Das Wichtigste für viele ist jetzt, dass die bergmännischen Werte nicht verloren gehen. So hat Kramp-Karrenbauer die Erinnerungskultur zur Chefsache gemacht.
Erinnerungen erhalten
«Das Erbe der Bergleute im Saarland besteht nicht nur aus Fördertürmen, sondern auch aus Mut, Fleiß, Ausdauer und Disziplin», betont die CDU-Frau. Mit einem Projekt unter Leitung ihres sozialdemokratischen Vorvorgängers Reinhardt Klimmt soll die Erinnerung ans Bergbau-Erbe wachgehalten werden. Im Herbst sollen ein weithin sichtbares Bergbaudenkmal eingeweiht und eine Dauerausstellung am ehemaligen Bergwerk Reden eröffnet werden.
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