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Wo der Hass herkommt

Wo der Hass herkommt
(Alain Rischard/editpress)

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Terror gegen alles Fremde

1789 prägten die französischen Revolutionäre die Begriffe Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die zum humanistischen Credo, zur Basis aller demokratisch funktionierenden Gesellschaften wurden. Dass erkämpfte Werte, u.a. die oben genannten, nicht für alle Ewigkeit betoniert sind, wird uns im beginnenden dritten Jahrtausend auf tragische Weise immer wieder vorgeführt.

Von Brüderlichkeit keine Spur bei Fußballhooligans – die ja eigentlich das gleiche Hobby haben (ein Feldspiel mit zwei Mannschaften, zwei Toren und einem Ball) –, wie die jüngsten Gewaltorgien am Rande der Europameisterschaft zeigten.

Oder bei immer wieder aufflammenden bewaffneten Konflikten in Afrika, in Osteuropa usw., wo Militärs mit ihrem tödlichen Handwerk der Diplomatie keine Chance geben. Oder bei Terroranschlägen wie am Wochenende wieder in Florida geschehen, wo 50 Menschen sterben mussten, weil sie ihre Freiheit, anders zu sein, ausleben wollten.
Ursache des Terrors, der im Großen Schlagzeilen macht und im Kleinen (etwa am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr) zu krankmachendem Mobbing und Spannungen führt, ist fast ausschließlich die Angst. Die Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten, dem Anders-, dem Schwächer- oder Unterlegensein.

Gewalt demnach als Rufen im Walde. Man mag die Natur des Menschen, immer noch stark beeinflusst von Egoismus, als Ursache für diese Verhaltensweisen anführen; allerdings hat der Einzelne – außer er ist auf überdurchschnittliche Weise im Charakter gefestigt – kaum die Möglichkeit, sich der allgemein zunehmenden Härte der Gesellschaft zu entziehen.

Ungenierter Kapitalismus ist mit den Grundwerten „Liberté, Egalité, Fraternité“ nun eben nicht in Einklang zu bringen, das liegt im Wesen der Dinge. Doch zurück zum Terror in Orlando, wo das beschriebene Phänomen noch durch die in den Vereinigten Staaten fröhlich geförderte Bewaffnung der Bevölkerung verschärft wird. Kaum vorstellbar, wer künftig alles auf Mexikaner und Mohammedaner schießen wird, wenn der vom Präsidentschaftskandidaten Trump geschürte Hass ganz offiziell aus dem Weißen Haus käme …

Dass der Staat Florida noch vor wenigen Jahren versuchte, gleichgeschlechtliche Ehen wieder zu verbieten, hat sicherlich dazu beigetragen, dass der Todesschütze sich auf seine verquere Weise im Recht fühlte; egal ob er dem IS nahesteht oder „nur“ aus Hass auf Homosexuelle handelte.

Allzu überheblich sollten wir Europäer übrigens in der Frage nicht auftreten. Laut einer Studie der EU-Grundrechte-Agentur aus dem Jahr 2013 fühlen sich europaweit 47 Prozent aller Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen diskriminiert. Dies länderübergreifend und ganz abgesehen von neuen, populistisch auftretenden und leider zurzeit erfolgreichen Politikern in Polen, Ungarn, der Türkei oder Russland. Selbst wenn, wie in Luxemburg oder Deutschland, einige Spitzenpolitiker bekennende Homosexuelle sind, weicht die Angst vor dieser sexuellen Form des Andersseins nur langsam, verletzt und tötet weiter Menschen und ihre Würde …