Eigentlich könnten sich die Regierungsmitglieder zufrieden zurücklehnen und gelassen den nächsten Wahltermin abwarten. Die von der Koalition initiierte Politik trägt ihre Früchte beim Umfragevolk. 49 Prozent der Bevölkerung haben Vertrauen in diese Regierung, ein Plus von 4 Prozent im Vergleich zu Januar 2017 und von 16 Prozent gegenüber Juni 2015. Damals hatte die Regierung mit 33 Prozent einen Tiefpunkt erreicht. 63 Prozent der Befragten gaben in einer Mai-Umfrage von RTL und Wort an, die aktuelle Regierung habe die Lage im Lande im Griff. Vor einem Jahr waren es 55 Prozent.
Nicht so sehr eine plötzlich einsetzende Sympathie für die eine oder andere Partei dürfte das Ergebnis dieser Erhebung beeinflusst haben als vielmehr die, global betrachtet, gute wirtschaftliche Lage des Landes. Immerhin schätzten 88 Prozent der Befragten diese positiv ein, 6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das spiegelt sich dann notgedrungen in der positiven Einschätzung der persönlichen Situation und der Haushalte wider: 86 Prozent.
Demnach ein Volk, das mit sich und seinen Parteien zufrieden sein müsste. Letzteren gegenüber drückten die Befragten ihre Zufriedenheit mit zunehmendem Vertrauen aus. So verbesserte sich die DP von Mai 2016 auf Mai 2017 von 35 Prozent auf 44 Prozent, die LSAP von 45 auf 48 Prozent und „déi gréng“ von 44 auf 48 Prozent.
Besonders schmerzen dürfte es die CSV, dass sie im gleichen Zeitraum kaum zulegen konnte. Ihr vertrauten im Mai 2017 56 Prozent, vor einem Jahr waren es 55 Prozent. Bei der ADR, die sich anschickt, mit den Christlichsozialen ins zukünftige Koalitionsbett zu steigen, schrumpfte das Vertrauenskapital bei den befragten Wählern innerhalb eines Jahres von 31 auf 21 Prozent.
Doch allein gute Zustimmungswerte für Regierung insgesamt und Parteien im Besonderen sind keine Garantie für positive Ergebnisse am Wahlabend. Aufhorchen lassen dürften die teilweise bescheidenen Ergebnisse bei den Sympathie- und Kompetenzwerten einzelner Politiker der Mehrheitsparteien. Erwartungsgemäß verteidigte Außenminister Jean Asselborn (LSAP) seinen ersten Platz. Als Zweiter platzierte sich sein Parteikollege Parlamentspräsident Mars di Bartolomeo; Punkte, die beide auch ihrem jeweiligen Amt verdanken, auf dem kaum politisches Porzellan zerdeppert werden kann. Dieschbourg, Arendt, Cahen, Meisch, Schneider, Gramegna, Braz und andere sanken hingegen in der Wählergunst.
Die personenbezogenen Resultate dürften die Freude über die globalen Zustimmungswerte für die Koalition etwas eingetrübt haben, genauso die Hoffnung auf einen möglichen positiven Wahlausgang im kommenden Jahr. Denn die Wählermasse wird 2018 die Ergebnisse der Regierungspolitik mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen, ihren Dank jedoch nicht unbedingt ihren Autoren gegenüber ausdrücken.
Der Wähler, der undankbare Lümmel? Nicht unbedingt, aber zweifelsohne ein Subjekt, dem diese Koalition noch ausführlicher als bisher wird erklären müssen, warum man sie im nächsten Jahr bitteschön wiederwählen sollte.
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