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Sogar in L.A.

Sogar in L.A.
(Alain Rischard/editpress)

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Neue Schienen für das Mekka des Automobilverkehrs

Unsere Hauptstadt durchläuft gerade eine spannende Phase: Die Baustellen von Tram und Standseilbahn (Funiculaire) liegen derzeit exakt im Plan, dies nicht zuletzt weil wir hier in Luxemburg auf die Erfahrungen zurückgreifen können, die in den vergangenen drei Dekaden in Dutzenden Städten weltweit mit ähnlichen Projekten gesammelt werden konnten.

Zu dem neuen hauptstädtischen Verkehrskonzept gehört übrigens auch der neue Pfaffenthaler Aufzug, der auf jeden Fall einen Besuch lohnt: Nicht nur, dass die halbminütige Fahrt einen herrlichen Ausblick auf das Alzettetal ermöglicht (siehe Video in der Rubrik „Digital“ auf Tageblatt.lu), das ganze Projekt verdeutlicht, wie man heute mit innovativen Ideen die „mobilité douce“ fördern kann. So werden Lift und Standseilbahn Fußgängern demnächst eine ebenso kurze wie pittoreske Verbindung zwischen Oberstadt und Kirchberg ermöglichen. Und schön ist das Ding obendrein.
Die Gegner des Tram-Projekts sind gerade dabei, ihre letzten Patronen zu verschießen, und das Argument „du jour“ scheint gegenwärtig die Behauptung zu sein, dass die Tram nichts tauge, weil man mit ihr die Kapazitätsprobleme unserer Autobahnen nicht bewältigen könne.

Was soll man darauf antworten? Nun, man nehme einfach den vergleichbaren Satz „Gabeln taugen nichts, weil man mit ihnen keine Suppe essen kann“. Sein Sinngehalt tendiert gegen null … genauso wie jener der nach gleichem Muster gestrickten Aussage über die Tram. Die Straßenbahn ist, wie ihr Name schon sagt, speziell für die Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme vorgesehen, während den Staus auf den Autobahnen mit anderen Mitteln zu Leibe gerückt werden muss.
Abschnittsweise kann auf unserem Netz noch eine Spur hinzugefügt werden. Und dort, wo das sinnvoll und bezahlbar ist, sollte man das auch tun.
Doch wird das auf Dauer das Problem auch nicht lösen, wie das Beispiel Los Angeles – der autogerechten Stadt schlechthin – beweist. Selbst deren legendäre, bis zu 14-spurige Freeways (I-405) vermögen nicht zu verhindern, dass der Moloch Auto sich selbst zum Verhängnis wird: Selbst in L.A. hat man die Binsenweisheit „Wenn alle fahren wollen, fährt niemand“ kapiert.

Und was tun die autovernarrten Angelenos? Nun, sie investieren konsequent in den schienengebundenen öffentlichen Transport. Seit dem 20. Mai sind die Strände von Santa Monica wieder mit einer nagelneuen Tram an die Downtown angebunden. Miami Beach, Florida verfolgt übrigens ein ähnliches Projekt … eventuell mit oberleitungslosen CAF-Trams, so wie hier in Luxemburg.

Die Hohepriester des „Tout automobile“, welche die Tram auch in L.A. vor 53 Jahren verschrotten ließen, haben diese Stadt an die Wand gefahren. Heute aber wehren sich die Bürger mit Händen und Füßen gegen neue Freeways und unterstützen den Ausbau des LRT, des „Light Rail Transit“, in Form von Stadtbahnen und Trams.
Die Probleme Luxemburgs und Kaliforniens haben eine Ursache gemein: das angebliche Menschenrecht auf ein Häuschen in einem Lotissement weitab der Zentren und der Arbeitsplätze. Eine miserable Landesplanung hat hüben wie drüben über Jahrzehnte Mobilitätsbedürfnisse geschaffen, deren Befriedigung durch den „self-defeating“ Individualtransport zusehends zu einem Ding der Unmöglichkeit wird. Ohne den weiteren Ausbau von Bahn und Bus ist daher auch unser Autobahnproblem unlösbar.