Der Ökopartei „déi gréng“ schwimmen so langsam die Felle davon. Nach dem Kurzauftritt von Christiane Wickler in der „Chamber“, der recht frühen Demission von Manuel Huss im Escher Gemeinderat, dem Rücktritt des Kayler Schöffen Patrick Brücher und dem Personalkarussell in der Hauptstadt gründete Jean-Paul Faber, der lange Zeit für die Grünen im Schöffen- und Gemeinderat in Strassen saß, kürzlich eine neue Lokalsektion von „déi Lénk“, nachdem er zweieinhalb Jahre zuvor schon aus der Partei ausgetreten war. Auch in Sanem kandidiert die aktuelle Grünen-Schöffin Myriam Cecchetti bei den kommenden Gemeindewahlen im Oktober auf der Liste von „déi Lénk“, weshalb ihr jetzt ein Parteiausschluss droht.
Nun kann man argumentieren, dass das alles ganz „normal“ ist, dass all diese Rücktritte einzig auf persönliche Gründe zurückzuführen sind und mit der Politik der Partei nichts zu tun haben. „déi gréng“ seien auf Kurs, was man auch an den rezenten Umfragewerten erkennen könne, die seit 2013 relativ stabil geblieben sind. Trotzdem fällt es den Grünen häufig schwer, sich im klassischen politischen Spektrum zu positionieren. Insbesondere in Sozialfragen wird ein klares Profil vermisst. Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Verkehr sind zwar wichtige und aktuelle Themen, doch allein damit wird die Partei auf Dauer nicht bestehen können. Und selbst in diesen Bereichen, die sie ja eigentlich erst in den politischen Diskurs eingeführt haben, mussten „déi gréng“ viel Wasser in ihren Wein gießen, seit sie an der Macht sind. Vielleicht ist gerade die Macht Schuld daran, dass die Grünen zunehmend an Glaubwürdigkeit und Integrität verlieren. Vielleicht haben wir aber auch nur ein falsches Bild davon, was grün sein eigentlich bedeutet. Wir waren immer überzeugt, dass eine nachhaltige Politik auch eine soziale Politik sein muss. Dass auch die Menschen Teil dieser Umwelt sind, die es zu schützen gilt, und mit Menschen nicht nur Bildungsbürgertum und die gehobene Mittelschicht gemeint ist.
Die Grünen waren von Anfang an ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Eine Bewegung, in der sich Aktivisten jeglicher Couleur zusammenfanden, mit dem Ziel, gegen Krieg und Atomkraft zu protestieren und für eine gerechtere Welt zu kämpfen. In den vergangenen Jahren entstand aber in der Öffentlichkeit immer mehr der Eindruck, dass „déi gréng“ zunehmend zu einer bürgerlichen Partei geworden sind. Viele Ideale von damals wurden als utopisch klassiert und über Bord geworfen. Parteigrößen, die dem linken Spektrum nahe standen, haben sich zurückgezogen oder sind in Rente gegangen. Ersetzt wurden sie – zum Teil – durch Opportunisten, die die aufstrebende Partei als Sprungbett für ihre Karriere betrachteten. Umweltthemen wie Klimawandel, Naturschutz und Luftverschmutzung sind mittlerweile zum politischen Mainstream geworden. Keine ernst zu nehmende Partei kann sie noch umgehen. Das führt dazu, dass „déi gréng“ die Felder, die sie lange Zeit exklusiv besetzten, nun mit anderen teilen müssen. Jetzt gilt es, neue Bereiche zu erschließen oder den Weg zu Themen, die im kurzen Rausch der Glückseligkeit als „quantité négligeable“ abgetan wurden, zurückzufinden. Gelingt den Grünen das nicht, werden sie über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
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