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Schnell oder langsam

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Zur Debatte über das Wirtschaftswachstum

Während die Welt verzweifelt auf ein Anziehen des Wirtschaftswachstums hofft, bricht in Luxemburg eine Debatte darüber aus, ob das Land nicht besser hätte, langsamer zu wachsen. Angetrieben wird sie von Aussagen der größten Oppositionspartei. Sie spricht damit vielen Menschen aus dem Herzen. Wer hat es sich nicht bereits gewünscht, im Stau, auf dem Weg zur Arbeit?

Doch was soll die Aussage bedeuten? Soll das Land künftig nur noch zwei Prozent Wachstum verbuchen? (Laut den letzten Statec-Zahlen beträgt es aktuell 4,4 Prozent.) Soll keine Standort-Werbung mehr im Ausland gemacht werden? Soll der Finanzplatz oder der Tanktourismus abgeschafft werden?

Klar ist, dass praktisch das gesamte Luxemburger Sozialmodell auf den starken Wachstumsraten basiert. Die steigenden Ausgaben für das Rentensystem, die hohen Beamtengehälter und die notwendigen Sozialausgaben sind alle nur mit steigenden Einnahmen zu finanzieren.

Und so schön diese Aussage politisch auch klingen mag, so unsinnig ist sie vom wirtschaftlichen Standpunkt her. Eine Volkswirtschaft lässt sich nämlich nicht steuern wie ein Auto. Zu viele unkontrollierbare Faktoren spielen mit – gerade in einer so offenen Wirtschaft wie Luxemburg eine ist. Man braucht nur zu sehen, wie die EZB kämpft, um ihre Zielvorgaben bei der Inflationsrate dann doch nicht zu erreichen.

Befürworter des „weniger Wachstum“ könnten nun anbringen, dass das Land nicht mit Wachsen aufhören, sondern auf qualitatives Wachstum setzen sollte. Also Firmen, die viele Steuern, aber wenig Verkehrschaos bringen, oder Steigerungen von Produktivität und Effizienz.

Doch auch hier stellen sich grundlegende Fragen. So ist die immer noch zu hohe Arbeitslosigkeit eines der größten Probleme des Landes. Und wenn die Wirtschaft nicht mehr so schnell wächst, dann schrumpfen die Zukunftschancen der Betroffenen.

Bleibt schließlich die Frage, ob die größte Oppositionspartei es ernst meint mit dieser Aussage, oder ob es nur ein verfrühter Auftakt zu Wahlkampfzwecken ist. Immerhin kündigte die gleiche Partei an, sie wolle stark in den Wohnungsbau investieren. Und das Resultat wäre: mehr Wirtschaftswachstum.

Irgendwie ist das alles wenig überzeugend. Weniger Wachstum wäre wohl gut für die Umwelt. Aber ohne das bestehende Gesellschaftsmodell komplett umzubauen, ist es praktisch nicht umsetzbar. Zudem ist die Idee mit Risiken behaftet. So kann der Schuss gewaltig nach hinten losgehen, wenn beispielsweise Europa in eine Rezession rutscht.
Nicht das schnelle Wachstum ist hierzulande das Problem.

Was das Leben komplizierter macht, ist, dass die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen in der Vergangenheit nicht an die neuen Gegebenheiten angepasst wurden. Es gibt noch so viele schöne Projekte (von Mobilität bis Energieeffizienz), die es noch zu finanzieren und umzusetzen gilt. Im Idealfall sollen die ein „besseres“ Land schaffen. Gleichzeitig werden sie aber das Wachstum weiter ankurbeln.

Wer einfach gegen Wachstum wettert, der darf sich nicht wundern, wenn mittelfristig andere Länder attraktiver werden. Immerhin gilt Luxemburg als Erfolgsmodell.