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Messer werden gewetzt

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Wie sich der Nahe Osten vor unseren Augen verändert

Man kann Donald Trump für vieles die Schuld in die Schuhe schieben. Was sich jedoch zurzeit im Nahen Osten abspielt, geht nur zum Teil auf seine Kappe. The Donald glänzt lediglich darin, noch mehr Öl in die wild tanzenden Flammen zu schütten. Es stimmt, dass Trump die Öffnung gegenüber dem Iran, die von Amtsvorgänger Barack Obama ermöglicht wurde, wieder zunichtemachen will. Allerdings handelt Trump aus Sicht seiner Anhänger und vieler Neocons eigentlich nur konsequent. Er setzt wieder auf seine Vasallen wie Saudi-Arabien und bewaffnet die syrischen Kurdenmilizen YPG/YPJ im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Allerdings hat Trump ein großes Problem: Seine Berater sind miserabel und sein Einschätzungsvermögen ist begrenzt. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er von den Saudis in der Katar-Krise wie ein Schuljunge vorgeführt wird.

Demnach kann man Trump nur einen Vorwurf machen: Er ist im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger nicht in der Lage, dem Wahnsinn namens Nahost seine Spielregeln aufzudrücken. Obama hatte diese Ära bereits eingeläutet, als er den Iran mit dem Nuklear-Deal aufwertete und in Syrien nach der Roten-Linien-Diskussion nicht militärisch intervenierte. Mit Blick auf Teheran war diese US-Außenpolitik ein willkommener Wandel. Was jedoch jeder nüchterne Beobachter heute feststellt: Der Iran hat seine neu gefundene Macht auch dazu eingesetzt, die ohnehin starke Präsenz im Irak auszuweiten und gemeinsam mit Russland Baschar al-Assad in Syrien an der Macht zu halten. Der Traum eines schiitischen Korridors vom Iran durch den Irak, Syrien bis in den Libanon schien teilweise möglich – wären da nicht die Golfstaaten. Das wahhabitische Saudi-Arabien träumt von einer Region, die Sunniten das Ausleben eines radikalen Islams ermöglichen soll.

Was also passiert, wenn geostrategische und konfessionelle Konflikte eskalieren, verdeutlichen die Katar-Krise und die gestrigen Terrorattacken in Teheran. Katar teilt sich mit dem Iran die Ausbeutung eines riesigen Flüssiggasfeldes. Im April 2017 hat Doha, mitten in den Wirren des syrischen Bürgerkriegs, seinen selbst auferlegten Stopp, an dem Feld zu arbeiten, aufgehoben. Als wäre diese neue, direkte Konkurrenz für die Saudis nicht groß genug, kommt die seit längerem wachsende Kooperationsbereitschaft Katars gegenüber dem Iran hinzu, die den Golfstaaten ein Dorn im Auge ist. Insofern hat Trumps Politik dazu geführt, die Saudis von der Leine zu lassen. Wie brandgefährlich die Trump’sche Fahrlässigkeit ist, zeigen die Attentate im Iran. Offiziell werden sie mal wieder vom IS für sich beansprucht. Doch ist es kein Geheimnis, dass zumindest parastaatliche Organisationen aus Saudi-Arabien, aber auch aus Katar den IS finanziell unterstützt haben. Der Iran zögerte deswegen auch nicht, Riad die Schuld an den Terrorattacken in Teheran zu geben. Wer am Ende die Wahrheit sagt, scheint mittlerweile leider fast egal zu sein. Die USA, aber auch Russland haben längst die Kontrolle über die Golfstaaten und den Iran verloren.

Und als wäre dies nicht bereits genug Chaos, haben die Kurden in der Autonomen Region Kurdistan im Irak gestern angekündigt, ein Referendum über ihre Unabhängigkeit im Herbst abhalten zu wollen. Die Kurden sind Trumps wichtigste Verbündete bei der Rückeroberung der irakischen und syrischen IS-Hochburgen Mossul sowie Rakka. Und so sehr man den vielen kurdischen Bewegungen den Traum einer kurdischen Föderation von Nordsyrien bis in den Ostirak wünschen mag: Dass die Vertreibung des IS durch kurdische Kämpfer in den rückeroberten Städten zu einem harmonischen Leben zwischen Kurden und Arabern führt, ist bei allem Optimismus nur schwer vorstellbar.