Headlines

Man denkt

Man denkt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Über das Fell des Bären

Die ADR ist traurig. Keiner will sie. Also nicht keiner, aber die CSV will sie nicht. Da habe der CSV-Generalsekretär doch einfach so gesagt, mit der ADR würde seine Partei nicht viel verbinden, beklagte sich ADR-Fraktionschef Gast Gibéryen vor Tagen auf dem ADR-Kongress. Er hingegen sieht durchaus Gemeinsamkeiten. So habe die CSV z.B. ihre Haltung in Sachen Familienpolitik voll und ganz entlang jener der ADR orientiert. Und bei der Burka erst recht. Da habe die CSV einen Vorschlag der ADR vollständig abgekupfert und als eigenen vorgelegt. So was verbindet, meint Gibéryen. Mit den Grünen jedoch könne er sich eine Koalition vorstellen, habe der CSV-Generalsekretär des Weiteren gesagt.

Das hat Gibéryen glatt umgehauen. Ob denn die CSV wirklich glaube, dass sie mit den Grünen all das werde rückgängig machen können, was diese bislang in der Dreierkoalition mitvertreten haben. Die falsche Familienpolitik, das Ersetzen des Religionsunterrichts durch den Werteunterricht? Er scheint also davon auszugehen, dass die CSV diese Dinge ändern will und wird. Nachdem sie die Parlamentswahlen im Oktober 2018 gewonnen haben wird. Denn Gibéryen schwelgte bei seiner CSV-Schelte bereits in der Zukunft. Wobei interessant ist, dass er die DP und die LSAP nicht erwähnte. Neben ADR und CSV sieht er nur noch die Grünen als Nachwahl-ministrabel. Obwohl sie ihm ja auch Angst machen.

So hätten diese früher, also vor ihrer Regierungsbeteiligung, bei jedem Bauprojekt aufgeschrien, wenn auch nur ein Grashälmchen angeknickt werden sollte. Heute, bei Regierungsbeteiligung, seien sie pressewirksame „Weltmeister“ im Abholzen oder Versetzen von Bäumen, wie in der hauptstädtischen Scheffer-Allee, würden grüne Minister 7.500 Parkplätze im Grüngürtel der Hauptstadt einrichten, Autobahnen auf drei Spuren erweitern wollen und zudem die Leute mit unsinnigen Verboten bevormunden. So dürfe man kein Laub mehr im Garten verbrennen. Was wohl erkläre, warum gesunde Bäume am „Nikloskierfecht“, 100 Meter unterhalb der „baumversetzten“ Scheffer-Allee, direkt nach dem Abholzen zerschnitten und die Reste weggeschreddert worden seien. Diesmal ohne Presse.

Weder die Grünen noch die CSV oder die LSAP werden auf ihren jeweiligen Kongressen an diesem Wochenende auf Gibéryen eingehen. Sie haben andere Sorgen. Die Grünen und die LSAP werden den „Friede, Freude, Eierkuchen“-Tanz aufführen, obwohl viele Grünen-Wähler sich durchaus ebenso um den richtigen Kurs ihrer Partei sorgen, wie dies in der LSAP öffentlich getan wird. Gut in dem Fall, dass Nationalitätsgesetz und Steuerreform ablenkend zufällig rechtzeitig vor den Kongressen vorlagen.

Die CSV, die eigentlich als unaufhaltbare Karawane an der heulenden Meute vorbei zielsicher in Richtung Regierungsübernahme ziehen wollte, ist aus dem Tritt geraten. Zuerst musste sie ihren Spitzenkandidaten wenig werbewirksam früher als geplant benennen. Und die Trennung von Kirche und Staat, die sie unbedingt aus den Referendumsfragen vom letzten Jahr heraushalten wollte, wurde inzwischen zum lästigen „Fir de Choix und Syfel“-Klotz am Bein. Den sie vor den Wahlen nur los wird, wenn sie Farbe bekennt. Am besten rabenschwarz, aus Sicht der Genannten. Was die geplante, breite Parteiöffnung schwieriger als gedacht gestalten könnte. So ist es eben mit dem Fell des Bären, das man verteilen will, während dieser noch munter rumtollt. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.