Nach dem Zugunglück von Düdelingen weigern sich die französischen Lokführer bis auf Weiteres, auf dem luxemburgischen Schienennetz zu fahren. Die Gründe für diese Entscheidung sind auf beiden Seiten der Grenze nur schwer nachzuvollziehen. Der Unfall am 14. Februar war nicht der erste. Weder in Luxemburg noch in Frankreich. So mancher dürfte sich an den Zugunfall von Zoufftgen an der luxemburgisch-französischen Grenze von vor über zehn Jahren erinnert gefühlt haben, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen und eine Person schwer verletzt wurde.
In der französischen Region Grand Est ereigneten sich in den vergangenen 18 Monaten zwei Zugunfälle. In Eckwersheim bei Straßburg entgleiste im November 2015 ein TGV-Zug bei einer Testfahrt wegen zu hoher Geschwindigkeit und stürzte in den Marne-Rhein-Kanal. Elf Menschen starben, 42 wurden verletzt. Ein weiterer Unfall passierte vor rund einem Jahr bei Beuveille, rund 15 Kilometer von Longwy entfernt. Dort war ein Güterzug auf dem Weg nach Thionville auf einem Bahnübergang in einen Lkw gerast und entgleist. Zum Glück wurde der Fahrer des Lasters nur leicht verletzt, der Lokomotivführer blieb unversehrt.
In Luxemburg kam es in etwa im gleichen Zeitraum zu zwei kleineren Unfällen auf der Strecke zwischen Kautenbach und Ettelbrück sowie in Manternach. Bei dem Unfall in Manternach wurde ein Lokführer leicht verletzt. Vor diesem Hintergrund ist die Argumentation der französischen Eisenbahner, das luxemburgische Schienennetz sei unsicher, nicht besonders stichhaltig. Trotzdem müssen CFL und SNCF die Ängste und Sicherheitsbedenken der Lokomotivführer und die Entscheidung ihrer Gewerkschaftsvertreter respektieren. Auch wenn die Empörung und der Frust bei den zahlreichen Kunden groß sind.
Das Zugunglück von Düdelingen und seine Konsequenzen zeigen aber, wie fragil das Verkehrsnetz in Luxemburg ist. Fällt die Bahn aus, steht der gesamte Verkehr zwischen Luxemburg und Thionville quasi still. Die Autos stecken im Stau, die Ersatzbusse auch, der Hin- und Rückweg zur Arbeit wird für viele Grenzgänger zur Geduldsprobe.
Jetzt, zweieinhalb Wochen nach dem Unfall, meldet sich auch die Politik zu Wort. Am vergangenen Freitag hat sich der Präsident der Region Grand Est, Philippe Richert, in einem Schreiben an die SNCF dafür eingesetzt, dass das europäische Sicherheitssystem ERTMS schnellstmöglich auf dem betroffenen Teilstück installiert wird.
Ob dieser Vorstoß die aufgebrachten Gemüter beruhigen wird, sei dahingestellt. In erster Linie geht es den Eisenbahnern darum, die Gründe für den Unfall zu kennen. Danach müssen die Lehren daraus gezogen werden. Und besser mittel- als langfristig muss an alternativen grenzüberschreitenden Verkehrskonzepten gearbeitet werden, damit Ausfälle bei der Bahn, die tatsächlich immer wieder passieren können, nicht gleich zum Verkehrskollaps führen.
Auch der luxemburgische Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, François Bausch, hat reagiert. Er lädt am heutigen Montag zu einem Lunch mit den „Râleurs du TER“ ein, um eben solch neue Konzepte vorzustellen: Austauschplattformen, Bahnangebot, Ausbau des Straßennetzes, grenzüberschreitendes Fahrradfahren und Mitfahrsystem stehen auf der Tagesordnung. Man darf gespannt sein.
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