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(K)ein Weg vorbei

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(Tageblatt)

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Zu den Diskussionen um die Umgehungsstraße

Seit über 25 Jahren wird über eine Umgehungsstraße für die gnadenlos überlastete avenue de Luxembourg in Bascharage nachgedacht und diskutiert. Bereits vor 15 Jahren hatte die Gemeinde eine Studie durchführen lassen, die belegte, dass der Verkehr ein Gesundheitsrisiko für die Einwohner darstelle. Mittlerweile ist die Stickstoffkonzentration im Ortskern so hoch, dass der von der EU festgelegte Grenzwert weit überschritten wird. Nachdem mehrere Minister für Transport und/oder Infrastruktur jedweder Couleur es in den vergangenen beiden Jahrzehnten versäumt haben, etwas in dieser Angelegenheit zu unternehmen, möchte nun ausgerechnet der grüne Minister François Bausch die Kohlen aus dem Feuer holen und die Umgehungsstraße bauen. Doch so einfach ist das nicht.

Die aktuellen Diskussionen, die zurzeit in den Gemeinderäten der direkt oder indirekt betroffenen Gemeinden geführt werden, zeigen, wie sehr sich die Geister in dieser Angelegenheit scheiden. Vor allem Sanem will sich partout nicht auf einen Kompromiss einlassen und bleibt bei seiner Position, dass keine der vom Minister vorgeschlagenen Varianten für sie infrage kommt, weil sie alle die Lebensqualität der Sanemer auf die eine oder andere Weise negativ beeinflussen.
In Käerjeng, wo alle Parteien sich der Notwendigkeit der Umgehungsstraße bewusst sind, hat der Gemeinderat sich vergangene Woche einstimmig für Variante 2 ausgesprochen, die das Naturschutzgebiet der Gemeinde Sanem nur am nördlichen Rand streift, nicht aber durchquert, wie es bei Variante 1 der Fall wäre. Die Gemeinde Dippach hat sich bislang noch nicht für eine bestimmte Variante entschieden, will aber unbedingt an die Umgehungsstraße angeschlossen werden, die am besten auch noch bis nach Helfent zur Autobahn A6 führen soll.

Die seit Jahren andauernden Diskussionen zur Umgehungsstraße sind nur ein Beispiel für die Belastung, die das hohe Verkehrsaufkommen insbesondere im Süden und Osten Luxemburgs darstellt. Zu den Spitzenzeiten sind nicht nur sämtliche Autobahnen, sondern auch viele Nationalstraßen innerhalb der Ortschaften komplett überlastet. Dadurch verlängert sich der Arbeitstag für zahlreiche Arbeitnehmer, je nach Wohnort, um – selbstverständlich unbezahlte – zwei bis drei Stunden. Kaum jemand dürfte das tägliche „Im-Stau-Stehen“ aber noch als erholsame Freizeitgestaltung empfinden.

Lange Zeit wurden der Verkehr und seine gesundheitsgefährdenden Folgen als notwendige Nebenwirkungen des Wirtschaftswachstums und des damit verbundenen finanziellen Wohlstands hingenommen. Doch damit scheint es vorbei zu sein. Für immer mehr Menschen wird die Situation auf den Straßen unerträglich.

Von den vorigen Regierungen wurde die Verkehrs- und Landesplanung sträflich vernachlässigt. Anders ist das aktuelle Chaos jedenfalls nicht zu erklären und zu rechtfertigen. Die blau-rot-grüne Regierung hat sich des Problems jetzt angenommen. Neben dem Ausbau des öffentlichen Transports wurde endlich auch der Bau eines flächendeckenden Fahrradwegenetzes in Angriff genommen. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis diese Maßnahmen Früchte tragen werden. Angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums wird daher bedauerlicherweise am Bau von neuen (Umgehungs-)Straßen vorläufig kein Weg vorbeiführen.

llaboulle@tageblatt.lu