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Offener BriefZusammenlegung der A- und B-Gruppen im „enseignement secondaire“

Offener Brief / Zusammenlegung der A- und B-Gruppen im „enseignement secondaire“
Wenn die derzeitige Lage ein Testlauf für die „Rentrée“ im September ist, dann soll das Ministerium das Kind auch beim Namen nennen Foto: Editpress/Julien Garroy

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In der Mitteilung des Ministeriums vom 19. Juni ist zu lesen, dass die Entscheidung, die A- und B-Gruppen aufzulösen, basierend auf den positiven sanitären Entwicklungen und im Interesse eines jeden Schülers getroffen worden sei. Man habe sich auch mit Schulleitungen, Lehrergewerkschaften sowie Schüler- und Elternverbindungen beraten. Dazu einige Anmerkungen.

Die Gewerkschaften des „enseignement fondamental“ mögen die Auflösung der A- und B-Gruppen begrüßt haben. Die des „secondaire“ jedenfalls sind nicht alle einverstanden, wie die Feduse mitgeteilt hat. Außerdem wurde sich laut Feduse nicht mit den Gewerkschaften „beraten“, es wurde ihnen lediglich der Plan des Ministeriums per Videokonferenz mitgeteilt. Auch viele der Direktionen der Sekundarschulen wurden zwar angehört, doch gehört wurden ihre Einwände nicht. Die im Pressebrief des Ministeriums erwähnte CNEL positioniert sich klar gegen die Aufhebung der A- und B-Gruppen für die letzten beiden Schulwochen. So hebt die Schülervertretung zu Recht hervor, dass Lehrer in den kleinen Gruppen besser auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen können, besonders auf die schwächeren und jene, die während des sogenannten Homeschoolings schlechtere Lernbedingungen hatten. Bei dieser wie bei vielen anderen Entscheidungen des Ministeriums wird wieder einmal weder auf das Input derer, die an Schulen tatsächlich lernen und lehren, noch auf die Schulleitungen gehört.

Des Weiteren wiederholt der Minister immer wieder, Kinder und Jugendliche seien weniger ansteckend als Erwachsene und würden auch weniger oft krank. Eine am 11. Juni in der Fachzeitschrift Lancet publizierte Studie fand jedoch heraus, dass dies zwar auf Kleinkinder bis neun Jahre zutrifft, aber nicht auf ältere Kinder und Jugendliche.(1) Im „secondaire“ ist dieses Argument also hinfällig.

Anfällige Personen im Umfeld

Natürlich geht es in erster Linie um das Wohl der Schüler, die aber unter anderem Kontakt mit älteren Menschen und anfälligen Personen haben. Außerdem gibt es an Schulen auch Lehrer und auch wir sind schützenswert. Viele von uns sind zum „face to face“-Unterricht zurückgekehrt, obwohl wir anfällige Personen in unserem Umfeld haben. Viele verzichten deshalb auf engen Kontakt mit den eigenen Eltern und Großeltern.

Das Ministerium betont, dass die Schule strukturgebend für das Leben vieler Schüler ist. Diese Struktur jedoch wird den Schülern dadurch genommen, dass es jetzt schon wieder Änderungen gibt. Zwar ist die Schule auch ein Ort, an dem man seine Freunde trifft, doch gab es in den allermeisten Fällen im „confinement“ für „Lycée“-Schüler keinerlei Kontaktabbruch zu ihren Freunden. Und was den Bildungsauftrag der Schulen angeht, können Lehrer sich in den kleineren Gruppen weit besser um einzelne Schüler kümmern.

Es wird jetzt ständig hervorgehoben, dass das zusätzliche Personal, das für die A- und B-Gruppen eingestellt wurde, ja bleiben würde, weshalb die Schüler noch besser betreut werden würden. Dies mag im „fondamental“ zum Teil stimmen. Im „secondaire“ jedoch gibt es kein solches Personal. Die letzten Wochen vor den Sommerferien sind immer eine Zeit, in der es schwieriger wird, die Disziplin und Arbeitsmoral der Klassen zu erhalten. Dieses Jahr kommt dann noch hinzu, dass die meisten Schüler dadurch, dass sie die schlechteste Note des zweiten Semesters weglassen dürfen – aber auch durch die vielen Veränderungen und Ungewissheiten der vergangenen Monate – bereits mit dem Schuljahr abgeschlossen haben. Unter diesen Bedingungen zu erwarten, wir würden in den nächsten beiden Wochen die Hygienemaßnahmen durchsetzen können und dabei noch Defizite aufarbeiten, zeigt klar auf, dass man sich der Realität in den Schulen nicht bewusst ist.

In einigen unserer Lyzeen sind bis zu 2.000 Schüler, die jetzt auch wieder alle zusammen den öffentlichen Transport benutzen werden, bloß um ganze sechs Tage mehr „face to face“-Unterricht zu haben – während der „Lernwoche“ wäre der Unterricht ja auch zu Hause online weitergelaufen. Somit sind es sechs Schultage, an denen ihre „Defizite aufgearbeitet“ werden sollen. In Wirklichkeit ist dies nur eine Rechtfertigung für einen Testlauf für die „Rentrée“ im September. Dieser mag vielleicht nötig sein, doch dann soll das Ministerium das Kind auch beim Namen nennen und muss bereit sein, angesichts der steigenden Infektionszahlen und der Warnungen des Luxemburger Gesundheitsinstituts (LIH), die volle Verantwortung für den Ausgang dieser unilateral entschiedenen Gruppenzusammenlegung zu übernehmen.

(1) Seroprevalence of anti-SARS-CoV-2 IgG antibodies in Geneva, Switzerland (SEROCoV-POP): a population-based study (June 11 2020, Lancet)

Marc
4. Juli 2020 - 12.58

Als Enseignant am Secondaire kann ech der Madamm Marchal nëmmen zoustëmmen.

Ech fannen allerdéngs, dass et ënnert mengen Aarbechtskolleegen en erschreckenden Trend gëtt hin zum "Laissez-faire". Obwuel d'Majoritéit sech net zefridde seet mat verschidden Entscheedunge vum Ministère gëtt leider kaum Kritik ausgeüübt, ganz no dem Motto "Et kann ee souwisou näischt dorunner änneren.". 

Ech perséinlech denken, dass dëst am Allgemengen di falsch Mentalitéit ass fir mat Entscheedungen ëmzegoen well se à long term nëmmen zur Onzefriddenheet vum Personal bäidréit.

Inês
2. Juli 2020 - 11.59

Voll earer Meenung Madame!!! Besser gesoht geht ned!!!

David Costa
2. Juli 2020 - 11.55

Coup d’Etat!! Madame Marchal fier Ministre de l’éducation!!!