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ForumWeibliches Unternehmertum: Motor für Arbeitsplätze und Wachstum

Forum / Weibliches Unternehmertum: Motor für Arbeitsplätze und Wachstum
 Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

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Wenn Sie Risikokapital-Geber sind, sind Sie mit ziemlicher Sicherheit ein Mann. Dennoch täten Sie gut daran, zu wissen, dass Sie die beste Chance haben, die Marktentwicklung zu übertreffen, wenn Sie Ihr Geld in ein frauengeführtes Unternehmen investieren.

Diese Faustregel – cherchez la femme – würde komplizierte Risikokapital-Investitionsentscheidungen radikal vereinfachen. Da Männer 91% der Führungspositionen in der Risikokapital-Branche innehaben, ist die Bilanz von Unternehmen unter weiblicher Führung jedoch permanent übersehen worden.

Um die europäische Innovation voranzutreiben, muss die Finanzierung von Unternehmen unter weiblicher Führung sichergestellt werden, damit diese ihr Potenzial ausschöpfen können. Der jährliche Produktivitätsverlust für die Europäische Union infolge des Ausscheidens von Frauen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) beläuft sich auf rund 16,2 Milliarden Euro (19,1 Milliarden Dollar). Obwohl der Anteil der Frauen bei etwa 52 Prozent der Gesamtbevölkerung Europas liegt, stellen sie nur 34 Prozent der Selbstständigen und 30 Prozent der Start-ups in der EU. Schlimmer noch, im Jahr 2017 entfielen auf von Frauen geführte IKT-Unternehmen weniger als 10% der Risikokapital-Investitionen auf dem gesamten Kontinent.

Risikoaversion

Untersuchungen deuten darauf hin, dass von Frauen geführte Unternehmen, die eine gewisse Risikoaversion zeigen, weniger geneigt sind, externe Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen. Selbst wenn sich Frauen, die neue Unternehmen in der EU gründen, ihrer Möglichkeiten zur Beschaffung externer Finanzierung bewusst sind, ziehen es viele immer noch vor, ein beträchtliches Maß an Startkapital selbst bereitzustellen.

Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Gründerinnen um Risikokapital bemühen, geringer als bei Gründern. Der relative Mangel an Unternehmerinnen in Verbindung mit der von Frauen selbst angegebenen Präferenz, auf externe Hilfe zu verzichten und ihre Unternehmen eigenständig zu finanzieren („Bootstrapping“), scheint in Europa zu einer geringeren Gesamtnachfrage nach externer Finanzierung beigetragen zu haben.

In den Vereinigten Staaten ist die Situation noch schlechter. Dort haben etwa vier von fünf Risikokapital-Firmen noch nie eine Frau in einer leitenden Investmentfunktion beschäftigt. Nur jeder zehnte neu eingestellte Mitarbeiter ist eine Frau.

Alles in allem schafft eine Kombination aus Risikoaversion auf Seiten der Frauen, geschlechtsspezifischer Voreingenommenheit auf Seiten der Männer und der mangelnden Repräsentanz von Frauen unter Investoren und Gründern einen Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Grundlegende Veränderungen

Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass der Zyklus durchbrochen werden kann, insbesondere wenn man das weitreichende Potenzial von Unternehmerinnen als Innovatorinnen und Beschäftigungsmotor berücksichtigt. Von Frauen geführte Unternehmen tendieren dazu, in späteren Phasen mehr Investitionen anzuziehen als ihre männlich geführten Pendants. Sie übertreffen den Markt auch in Bezug auf den Median der Einnahmen und bieten anderen Unternehmerinnen mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Arbeitsplatz. Dies sind nur einige der Ergebnisse eines neuen Berichts der Europäischen Investitionsbank, der Anfang Juli veröffentlicht wurde.

Tatsächlich stellt die EIB auch fest, dass von Frauen geführte, mit Risikokapital unterstützte Unternehmen in der EU beim Exit des Kapitalgebers höhere Raten in Bezug auf Transaktionswert und -volumen aufweisen. Etablierte risikokapitalfinanzierte Unternehmen neigen im Allgemeinen dazu, mehr Frauen einzustellen, was dazu beigetragen hat, dass in letzter Zeit mehr Kapital für Unternehmen bereitgestellt wird, die von Frauen oder mit Frauen in Führungspositionen gegründet wurden. Ebenso vielversprechend ist, dass die europäische Risikokapital-Community begonnen hat, in von Frauen geführte Unternehmen zu investieren, und zwar mit einer jährlichen Rate, die über dem allgemeinen Investitionswachstum in der Region liegt.

Globale Herausforderungen wie die Covid-19-Pandemie unterstreichen den Bedarf an mehr Finanzmitteln für Unternehmerinnen, denen eine entscheidende Rolle bei der Reaktion auf Marktschocks zukommt und die zur wirtschaftlichen Erholung beitragen können. Inmitten der Turbulenzen der aktuellen Krise bietet sich die Gelegenheit, Innovationen zu fördern, die stärker auf Geschlechtergleichstellung setzen. Um jedoch Fortschritte in Richtung Geschlechterparität zu erzielen und die Vorteile der Vielfalt voll auszuschöpfen, bedarf es grundlegender Veränderungen der inneren Einstellung, der Unternehmenskulturen und Institutionen.

Die EIB selbst hat konzertierte Anstrengungen unternommen, um die Geschlechtervielfalt in ihren Reihen zu verbessern. Aber mit nur drei weiblichen Mitgliedern (mich eingeschlossen) im neunköpfigen Direktorium hat sie noch einen weiten Weg vor sich. Über die Herstellung eines ausgewogeneren Geschlechterverhältnisses in den Führungspositionen hinaus muss die EIB-Gruppe auch sicherstellen, dass ihre Finanzierungsentscheidungen allen Mitgliedern der Gemeinschaft gleichermaßen zugutekommen.

Zu diesem Zweck hat die Bank eine Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter und zum wirtschaftlichen Empowerment von Frauen verabschiedet, die sich auf drei Säulen stützt: Schützen, Wirkung erzielen und investieren. Ziel ist es, bei der Identifizierung innovativer, wachstumsstarker, von Frauen geführter Unternehmen zu helfen und dann Beratung, Finanzierungsmöglichkeiten und Unterstützung beim Knüpfen von Kontakten zu anderen Marktteilnehmern anzubieten. Bislang gehören dazu Kreditgeber wie die spanische CaixaBank, die rumänische Garanti Bank, die niederländische Karmijn Kapitaal und die italienische UniCredit.

Andere Investitions- und Entwicklungsbanken auf aller Welt sollten die Übernahme eines vergleichbaren Modells in Erwägung ziehen. Mit einer starken Partnerschaft zwischen öffentlichen Banken und privaten Investoren können wir Risikokapital-Geber und andere Finanzierungsquellen ermuntern, einen Ansatz zu verfolgen, der stärker auf Geschlechtergleichstellung achtet. Die Gewährleistung des Zugangs zu Finanzierungen für frauengeführte Unternehmen schafft letztlich Arbeitsplätze und trägt zu unserem gemeinsamen Wohlstand bei. Die Stärkung von Frauen ist nicht nur ethisch und gesellschaftlich sinnvoll, sondern auch gut für die Wirtschaft.

* Aus dem Englischen von Sandra Pontow
Lilyana Pavlova ist Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank.
Copyright: Project Syndicate, 2020.
www.project-syndicate.org

HTK
13. August 2020 - 10.33

Der Quotenkampf scheint noch nicht am Ende zu sein. Von Chefin bis Kommissarin,von Kanzlerin zu Präsidentin,von Mond zu Möndin....Was müssen Männer doch für Trottel sein.