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Vom Gewerkschafter zum Sozialpolitiker – Zum Gedenken an Benny Berg

Vom Gewerkschafter zum Sozialpolitiker – Zum Gedenken an Benny Berg

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Am 21. Februar 2019 ist mit Bernard «Benny» Berg der letzte noch lebende frühere Präsident des LAV («Lëtzebuerger Aarbechterverband») gestorben, der zugleich auch auf eine lange und abwechslungsreiche politische Karriere zurückblicken konnte.

Die politische und gewerkschaftliche Karriere Benny Bergs ist eng mit der Stadt Düdelingen verbunden, wo er am 14. September 1931 geboren wurde. Bei der Arbed in Düdelingen trat er auch 1946, im Alter von 15 Jahren, eine Lehre als Dreher an. Wie anlässlich seiner Übernahme der LAV-Präsidentschaft 1965 die Verbandszeitung Aarbecht schrieb (2.10.1965), war «mit seinem Eintritt ins Berufsleben (…) für ihn auch der Eintritt in die Gewerkschaft verbunden».

Bereits als Lehrling war er in der Gewerkschaftsjugend aktiv und wurde schon bald Sekretär der Düdelinger Sektion der LAV. Auch in der CGT-Jugend war er engagiert und brachte es bis zum Nationalpräsidenten dieser gemeinsamen Jugendorganisation der CGT-Gewerkschaften (LAV, FNCTTL, FLTL usw.).

1955 wurde er auch ein erstes Mal in den Vorstand der Sektion Düdelingen des LAV gewählt, in dem er nacheinander die Funktion des Vizepräsidenten, Kassierers und Präsidenten innehatte.

1959 wurde er dann auch erstmals in den Hauptausschuss der Arbeiter der Arbed Düdelingen sowie des Arbed-Zentralausschusses gewählt, wo er zunächst Sekretär und danach Präsident war.

Im gleichen Jahr war er auch ein erstes Mal in den Hauptvorstand des LAV gewählt worden; 1961 wurde er dann vom XX. Kongress des LAV als Vizepräsident bestimmt. Zugleich war er auch Präsident der Syndikatsleitung Metall (Vorläufer der heutigen Syndikate Hüttenindustrie und Metall verarbeitende Industrie des OGBL).

LAV-Präsident mit 34

Als 1965 Verbandspräsident Antoine Krier die Nachfolge des verstorbenen Nic Biever als Arbeits-, Sozialversicherungs- und Gesundheitsminister übernahm, rückte Benny Berg am 17. September des gleichen Jahres im Alter von 34 Jahren auf den Posten des LAV-Präsidenten nach.

Er bekleidete dieses Amt während fünf Jahren, eine vergleichsweise kurze Zeit, in die aber wichtige Ereignisse fielen: So wurde quasi gleichzeitig mit der Amtsübernahme Bergs die Integration des kommunistisch dominierten «Fräie Lëtzebuerger Aarbechterverbands» (FLA) beschlossen, gegen die sein Amtsvorgänger heftig opponiert hatte.

1966 fanden unter Bergs Präsidentschaft auch die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Gründung der freien Gewerkschaften statt. Der Wirtschafts- und Sozialrat wurde eingerichtet und insgesamt die Thematik der Einheitsgewerkschaft wieder stärker auf die Tagesordnung gesetzt, neben der Eingliederung des FLA auch durch eine stärkere Zusammenarbeit mit der Privatbeamtengewerkschaft FEP.

Als der XXIII. Verbandskongress 1970 beschloss, dass fortan die Funktionen des Präsidenten, des Generalsekretärs und des Generalkassierers des LAV unvereinbar mit politischen Mandaten seien, entschied sich Benny Berg für die Politik, nachdem er erst im Vorjahr für die LSAP zum Abgeordneten gewählt worden war. Sein Nachfolger als LAV-Präsident wurde Mathias Hinterscheid, während Berg wieder das Amt des Vizepräsidenten übernahm.

Dieses Mandat gab er erst auf, als er 1974 als Mitglied der ersten DP-LSAP-Koalition Minister für Arbeit, soziale Sicherheit, Familien, sozialen Wohnungsbau und soziale Solidarität wurde. Von 1976 bis 1979 war er zusätzlich auch noch Vizepremierminister.

Verteidiger des Index

Als Minister konnte Benny Berg einige Forderungen der Großdemonstration des LAV vom 9. Oktober 1973 umsetzen, die nicht unwesentlich zur Bildung einer Koalition ohne CSV beigetragen hatte. So fallen in seine erste Mandatszeit die Einführung der 5. Urlaubswoche, die gesetzliche Verallgemeinerung des Indexmechanismus, die Schaffung des «Fonds pour l’emploi» oder auch ein verbesserter Schutz schwangerer Frauen am Arbeitsplatz. Es war aber auch die Zeit der Stahlkrise, die durch Notstandsmaßnahmen und danach durch die Schaffung der «division anti-crise» sozial abgefedert werden konnte. Als Arbeitsminister war Berg an allen diesen Maßnahmen aktiv beteiligt, wie auch an der Einrichtung der Tripartite als nationalem Kriseninstrument.

Von 1979 bis 1984 war Benny Berg wieder in der Abgeordnetenkammer, wo er 1982 anlässlich des Generalstreiks gegen die Indexmanipulationen der CSV-DP-Regierung die Gewerkschaftspositionen verteidigte.

In der Regierung Santer-Poos I hatte Berg von 1984 bis 1988 das Amt des Gesundheits- und Sozialversicherungsministers inne, das er 1988 aufgrund einer Affäre um schwarze Kassen beim Thermalbad Mondorf aufgeben musste, obwohl ihm selber keine Schuld nachgewiesen werden konnte.

Die Beziehungen zwischen Berg als Minister und seiner Gewerkschaft, dem LAV bzw. danach dem OGBL, waren nicht immer frei von Spannungen. Nichtsdestotrotz hat auch die zweite Mandatszeit Bergs zum sozialen Fortschritt in Luxemburg beigetragen, wobei insbesondere die Pensionsreform von 1987 zu erwähnen ist, die unter anderem ein einheitliches Beitragsregime, eine Erhöhung der Renten um 7% und die Anerkennung der «baby years» mit sich brachte.

Benny Berg blieb bis zu seinem Tod Mitglied im OGBL und war bis zuletzt auch «Coopérateur» der s.c. «Maison du peuple» und der «Centrale du LAV» asbl.

Der trauernden Familie unser tiefes Beileid.

Die Exekutive des OGBL